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COBRA – To Hell

2014 (Austral Holocaust) - Stil: Heavy Metal

Ausgerechnet mir muss das passieren, wir haben 1983 und ich altes Trottelgesicht bin ganz erregt. Ich sitz hier vor diesem albernen Cover und bemerk immer wieder wie hübsch du eigentlich bist. Der fauchende Teufel, in der finsteren und entflammten Hölle, hat flatternde Fledermausflügel. Doch der rote Wicht hat Kraft und Stärke, um es im Armdrücken glatt mit einem Banger aufzunehmen. COBRA ist der Name, der in der Ecke auf dem Cover prangt. `To Hell` ist die frohe Botschaft, die verkündet wird.

COBRA sind eine seit 2005 existierende peruanische Heavy Metal Combo, die die letzten dreißig Jahre der Musikevolution komplett ignoriert. Nach drei Demos und einer Split-Veröffentlichung, brachten COBRA 2011 ihr Debüt-Album heraus. Nun liegt der Nachfolger vor und die frohe Kunde hat sich bis nach Europa herumgesprochen. Im Gegensatz zu all den Jungen Wilden aus den letzten Jahren, die den Spirit der 80er in das neue Jahrtausend getragen haben, müssen sich COBRA erst gar nicht bemühen, sie klingen schlicht und einfach, wie aus dem Studio im Jahre 1983 gekrochen, ohne irgend einen schlechten Rumpelfaktor.

Mit dem Longtrack `Beyond The Curse` startet die Band hoffnungsvoll in das Album. Galoppierende MAIDEN-Riffs und ein kurzes Steve Harris-Gedächtnissolo schmücken den halben Song erst einmal instrumental aus, der sich dann jedoch im weiteren Verlauf etwas zäh und einfallslos gibt. Sänger Harry `El Sucio` führt sich mit gefauchten Schreien in das Album ein, singt aber leider nicht in Spanisch, sondern in gutem Englisch. Erst am Ende des Songs lodert das südamerikanische Feuer in den Musikern kurz auf (“Evil fire to burn them all … father .. evil .. rise and burn them all, inner .. inner.. demon .. rise and burn them all”). Danach wird der Heavy Metal fast zum Speed Metal. `Fallen Soldier´ entpuppt sich als einziger etwas herausstechender Song mit Mitgröhlfaktor, obwohl seine letztlich allzu oft wiederholten Refrain-Zeilen (“Fallen soldier go and die, they have more lives to sacrifice”), die an einen leicht teutonischen Piraten-Einfluss gemahnen, etwas negativ nachwirken.

Wähnt der Hörer sich nun äußerst erregt im Jahre 1983, muss er beim nachfolgenden `Danger Zone` erst einmal einen leichten Kloß den Hals hinunter schlucken. Der Heavy Metal verlässt nämlich wieder schnell das Speed Metal Territorium und wendet sich dem Hard Rock zu. Hier bewegt sich die Band auf ganz gefährlichen Bahnen, da man nicht nur aus südlichen Gefilden – selbst in den 90er Jahren – noch etliche Kapellen erleben musste, die meinten, ihren altbackenen Hard Rock als schlechten Heavy Metal verkaufen zu wollen. `Danger Zone` rockt dementsprechend nett durch das Album, hebt sich ansonsten allein durch die erstmals klar zu hörenden melodischen THIN LIZZY Twin-Lead-Guitars, die noch im weiteren Verlauf des Album mehrmals erklingen werden, ab.

`Rough Riders` und `Beware My Wrath` sind da – mit ihrem deutlichen NWoBHM-Einschlag – schon von einem anderen Kaliber, obwohl der Hörer hier, aus unerfindlichen Gründen, fortwährend `Rock Bottom` rufen mag. Bei `Rough Riders´ überschlagen sich die beiden Gitarristen Nito Mejía und Andrés Rhor fast in ihrer Solo-Darbietung und dürften gerne bis in alle Unendlichkeit so weiter spielen, FRANK MARINO wäre stolz auf sie. `Beware My Wrath` beginnt dann auch mit einer ebenso guten Solodarbietung, wie `Rough Riders´ zuvor beendet wurde. Mit solch einem Sound dürften sie ihren künftigen europäischen Labelmates VANDERBUYST gehörig einheizen. `When I Walk The Streets` und das Titelstück `To Hell` verarbeiten beide mit „… and play rock and roll” bzw. „… life is rock and roll” textlich ihre Authentizität, die sich schließlich vermehrt dem rockigen Heavy Metal zuwendet.

Das gesamte Album wird letzten Endes von einer unbändigen Spielfreunde durchzogen, doch erst bei durchgehender Güte inklusive bestechender Refrains wird es zur ganz großen Weihe kommen. Tradicionalistas de metal haben die Tickets für die Reise mit COBRA schon gebucht … buen viaje.

(7 Punkte)

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