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RIVAL SONS – Great Western Valkyrie

2014 (Earache/Soulfood) – Stil: Classic Rock


Jay Buchanan hält’s mit den alten Japanern. Gefragt, warum die RIVAL SONS ihr neues Album in gerade mal 20 Tagen geschrieben, eingespielt und gemixt hätten, erklärte der Sänger: „Im Kodex der Samurai muss jede Entscheidung in der Dauer von drei bis fünf Atemzügen gefällt werden. Diesen Kodex auf den Prozess unseres Songwritings anzuwenden zwingt uns dazu, zu handeln, unseren Instinkten zu folgen und wirklich, hundertprozentig einander zuzuhören. Rock’n’Roll kann zu sehr durchdacht sein, und wenn er das ist verliert er seine Unmittelbarkeit und seinen Instinkt.“

Große Worte, die leicht zum Bumerang hätten werden können.

Hätten.

Doch ‚Great Western Valkyrie‘, das vierte Album der RIVAL SONS binnen fünf Jahren, hält die Kalifornier auf dem Kamm der Vintage-Rock-Welle. Es regiert die bewährte Mischung aus LED ZEPPELIN, THE DOORS, BLACK SABBATH und BAD COMPANY. Gegenüber dem starken Vorgänger ‚Head Down‘ hat sich die Hitdichte leicht erhöht, stellenweise kratzen die RIVAL SONS sogar an ihrem überragenden Zweitwerk ‚Pressure And Time‘ von 2010.

‚Electric Man‘, das mit seinen Fuzz-Gitarren auch WHITE-STRIPES-Fans ansprechen sollte, bildet den tanzbaren Auftakt, bei ‚Good Luck‘ darf Buchanan zu dezenten Orgelklängen den Morrison geben. ‚Secret‘ und ‚Play The Fool‘ sind klassische Dicke-Eier-Ware; hätte Robert Plant keinen Humor, würde er wohl eine Plagiatsklage gegen Buchanan anstrengen.

Im Schlafzimmer angekommen, fahren uns die RIVAL SONS mit ‚Good Things‘ ins Beinkleid. Bei erhöhter Luftfeuchtigkeit wird’s fiebrig-soulig, die Melodieführung erinnert an ‚Wicked Thing‘ von CHRIS ISAAK. Ein Orgelsong im wahrsten Sinne.

Es folgt der klarste Hit der Scheibe, ‚Open My Eyes‘. Schweres John Bonham-Drumming a la ‚When The Levee Breaks‘, dazu ein monströses Riff aus der Iommi-Schmiede, das Ganze garniert von einem orgiastischen Refrain. Wer hier nicht zuckt, sollte sich Gedanken um seine Sterbeversicherung machen.

Auch hintenraus baut die Scheibe nicht ab. Im Gegenteil: ‚Rich And The Poor‘ ist ein wunderbarer Cowboy-Lovesong, der die Grenzen zur Parodie zwar auslotet aber nie überschreitet, ‚Belle Starr‘ weiß mit wilder Strophe und ruhigem Refrain zu verzücken. Die Southern-Rock-Ballade ‚Where I’ve Been‘ und das in einen Psychedelic-Jam mündende ‚Destination On Course‘ beschließen ein Album, das noch viele Autofahrten und Grillabende aufwerten wird.

Drei bis fünf Atemzüge…

und 8,5 Punkte