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WOLFMOTHER – New Crown

~ 2014 (Eigenproduktion) – Stil: (Retro)-Hardrock ~


‚White Unicorn‘, ‚Joker And The Thief‘, ‚Mind’s Eye‘- mit brillant komponierten Hits wie diesen avancierten WOLFMOTHER im Herbst 2005 zu einer der größten Hartgitarren-Sensationen der Nullerjahre. Ekstatische Liveshows machten die Band aus Sydney zu tausendfach imitierten Retrolieblingen, einen heißeren Bastard aus BLACK SABBATH, DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN hatte die Welt bis dato nicht erlebt.

Achteinhalb Jahre und diverse Lineup-Wechsel später ist vom Ruhm der Grammy-gekürten Seventies-Freaks nicht mehr viel übrig geblieben. Mit ‚Cosmic Egg‘ (2009) und dem Soloalbum ‚Keep Moving‘ (2013) konnte Bandkopf Andrew Stockdale nur noch bedingt überzeugen, den verblassenden Bandnamen hatte der lockige Robert-Plant-Verehrer vergangenes Jahr dem Schrottplatz der Rockgeschichte überantwortet.

Nun also das Comeback. Anscheinend war der kommerzielle Flop der Soloscheibe derart ernüchternd, dass Stockdale mit dem Lineup von ‚Keep Moving‘ nun kurzerhand das dritte WOLFMOTHER-Album rausfeuern musste, um eine vernünftige Tournee auf die Beine zu stellen. ‚New Crown‘ nennt sich das Teil, ein in Eigenregie “produziertes” und über Bandcamp zum Billig-Download angebotenes Album, das gemischte Gefühle auslöst.

Einerseits befinden sich auf ‚New Crown‘ einige der mitreißendsten Songs, die Stockdale seit Jahren geschrieben hat, so zum Beispiel der eröffnende, an erwähnten ‚Joker‘ erinnernde, Arschtreter ‚How Many Times‘, das doomige ‚Heavy Weight‘, die freche ‚Satisfaction‘-Hommage ‚It Ain’t Got No‘ oder ‚Mr. Tangerine Dream‘, das wie eine Kollaboration von Ozzy Osbourne und Josh Homme klingt.

Andererseits hätte man aus dem Material mit einem fähigen Produzenten noch wesentlich mehr herausholen können. Nicht nur der Sound klingt nach Demo, auch die Songs wirken größtenteils nicht ausgearbeitet. Mit dem Hall-Experiment ‚Tall Ships‘ und dem rumpelpunkigen ‚Feelings‘ hat sich Stockdale sogar zwei echte Ausfälle erlaubt.

Unterm Strich ist ‚New Crown‘ kein schlechtes Album, inspirierter als der Großteil der Epigonen und bei den erwähnten Highlights ein Spaßbringer beim Angrillen und Autofahren. Die Chance, die Konkurrenz mit einem donnernden Ausrufezeichen in den Staub zu schicken, hat der talentierte Mr. Stockdale allerdings verpasst. Sofern das überhaupt sein Ziel war.

7 Punkte