DEADGUY – Near-Death Travel Services

Obwohl ´Near-Death Travel Services´ bereits im Sommer erschienen ist, bin ich erst jetzt auf das Album gestoßen – eine nachträgliche Überraschung, die zeigt, wie stark ein Werk wirken kann, selbst wenn man ihm erst verspätet begegnet.

30 Jahre nach dem Erstling ´Fixation On A Coworker´ kehren DEADGUY nun zurück, und doch ist dies nicht bloße Nostalgie. Vielmehr wirkt das Album wie die konsequente Weiterführung eines Projekts, das über Jahrzehnte im Verborgenen gereift ist: härter, konzentrierter und gezielter als alles zuvor.

Die Gitarrenwände sind massiv, roh und direkt – ein Sound, der sich eher nach Bühne als nach Studio anfühlt, während Chris Corvinos Gesang nach wie vor die Intensität eines klassischen Hardcore-Shouts in sich trägt.

Songs wie ´Barn Burner´ oder ´Cheap Trick´ vereinen diese rohe Gewalt mit überraschend präzisen Momenten, etwa in den SLAYER-inspirierten Riffs von ´The Long Search For Perfect Timing´ oder dem Noise Rock-Intro von ´Wax Princess´. Schlagzeuger Dave Rosenberg sorgt mit variabler, fließender Dynamik dafür, dass die Intensität nie monoton wird, sondern in jedem Moment einer sorgfältig dosierten Explosion gleicht.

Lyrisch bleibt das Album ebenso direkt wie verstörend, es geht um das Durchleben, Überleben und Bilanzziehen einer Welt, die ihre Härte nicht versteckt. Dabei gelingt es DEADGUY, die rohe Energie des Hardcore mit einem deutlich gereifteren Blick zu verbinden, ohne Kompromisse einzugehen oder den impulsiven Charakter zu verlieren, der das Genre ausmacht.

´Near-Death Travel Services´  ist in jedem Moment eigenständig, dabei aber unbestreitbar mit dem Fundament des Vorgängers ´Fixation On A Coworker´ verwoben. DEADGUY kombinieren raue, unbändige Aggression mit einem bemerkenswert präzisen Songwriting, sodass die Wucht nie willkürlich, sondern immer kontrolliert wirkt.

Man spürt, dass hier Musiker am Werk sind, die nicht nur ihre Instrumente, sondern die gesamte Wirkung von Hardcore und Metalcore verinnerlicht haben – und diese Erkenntnis auf ein Maximum verdichten. Es ist ein Album, das den Hörer fordert, mitreißt und gleichzeitig die Härte und Direktheit feiert, die DEADGUY seit jeher auszeichnet.

(8,5 Punkte)

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Pic: Nathaniel Shannon