
CHAOS OVER COSMOS – The Hypercosmic Paradox
2025 (Independent) - Stil: Melo Death
CHAOS OVER COSMOS bleiben ein Phänomen der Moderne, d.h. ein Projekt, das aus reiner Distanz entstanden ist und gerade in dieser Distanz seine Energie findet. Seit seiner Gründung 2017 führt Gitarrist, Komponist und Architekt dieses Klanguniversums, Rafał Bowman, das Projekt mit unerschütterlicher Präzision – und mit einer wechselnden Reihe internationaler Stimmen, die seiner Vision immer wieder neue Farben verleihen. Für ´The Hypercosmic Paradox´ hat sich Bowman mit dem pakistanischen Sänger Taha Mohsin verbündet. Beide begegnen sich ausschließlich im digitalen Raum, doch ihre Musik klingt nach einer gemeinsamen Reise, die weit über Planetengrenzen hinausführt.
Mit nur 33 Minuten Länge wirkt das Album zunächst recht kompakt, doch diese Kürze täuscht. Die fünf Stücke besitzen eine Intensität. Bowman setzt seine Gitarrenlinien präzise und unaufhaltsam ein, während Synthesizer und programmierte Rhythmen den Raum öffnen, in dem sich Mohsins Stimme entfalten kann.
Der instrumentale Auftakt ´Nostalgia For Something That Never Happened´ gleitet ohne Vorwarnung in ein Geflecht aus schnellen Läufen und schimmernden Harmonien. Bowmans Lead-Arbeit ist enorm technisch, doch sie wirkt nie wie eine selbstverliebte Demonstration, und die elektronischen Elemente verleihen dem Stück jene charakteristische Schwerelosigkeit, die CHAOS OVER COSMOS seit Jahren auszeichnet.
Mit ´When The Void Laughs´ beginnt das Album zu leuchten. Das fast neunminütige Stück verbindet eine rasende instrumentale Präzision mit einer lyrischen Tiefe, die Mohsins Stimme besonders eindringlich macht. Die Gitarren fließen wie elektrisch aufgeladene Ströme, die Drums peitschen in makellosem Takt, während über allem ein Gefühl von Weite und existenzieller Stille liegt. Bowman zeigt hier seinen Balanceakt aus absoluter Geschwindigkeit und absoluter Klarheit, vereint ohne Reibung.
´Event Horizon Rebirth´ intensiviert dieses Gefühl noch einmal. Rhythmische Verschiebungen, eruptive Leads und eine Atmosphäre, die an die glühende Schwelle eines schwarzen Lochs erinnert, tragen das Stück. Trotz aller Virtuosität bleibt der melodische Kern stets spürbar – ein roter Faden, der durch die Finsternis führt.
Das verlängernde Zentrum des Albums bildet ´The Cosmo-Agony: Requiem´. Die Musik wirkt zunächst tastend, fast wie kosmische Hintergrundstrahlung, bevor sie sich in voller Wucht offenbart. Bowman schichtet Gitarren, Synths und Basslinien zu einem gleitenden, vibrierenden Lebewesen, während Mohsin das Thema des Albums – das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und dem schweigenden All – mit eindrucksvoller Intensität beleuchtet.
Das kurze, fast rein elektronische Finale ´The Fractal Mechanism´ rundet das Album mit einem letzten schimmernden Impuls ab. Hier zeigt sich erneut, wie fein CHAOS OVER COSMOS Elektronik und Metal verweben, ohne die Integrität des einen oder die Kühnheit des anderen zu verlieren.
´The Hypercosmic Paradox´ ist ein weiteres Kapitel im ungebrochenen Vorwärtsdrang dieses Projekts. Rafał Bowman spielt mit wahrer Präzision und doch schwingt in jeder Passage jene Faszination für das Unendliche, die CHAOS OVER COSMOS seit Jahren antreibt. Mit Taha Mohsin hat er einen Sänger gefunden, der diese Vision teilt. So entsteht ein Werk, das gleichzeitig explosiv und von Klarheit bestimmt ist.
Mit ´The Hypercosmic Paradox´ demonstrieren CHAOS OVER COSMOS, dass progressive Präzision und kosmische Visionen keine Gegensätze sind, sondern sich zu einem packenden, vibrierenden Erlebnis vereinen, das den Hörer in eine Welt entführt, die sowohl technisch brillant als auch zutiefst atmosphärisch ist.
(8 Punkte)



