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SATOKO FUJII QUARTET – Burning Wick

2025 (Libra Records) - Stil: Jazz

Es gibt Musikerinnen, deren Energie nie versiegt, die immer neue Klangräume erschließen. Satoko Fujii gehört dazu. Mit ihrem SATOKO FUJII QUARTET legt sie ´Burning Wick´ vor, ein Album, das die Kraft und Präzision des Quartetts bündelt und gleichzeitig in jedem Moment lebendig bleibt.

Satoko Fujii am Piano, Natsuki Tamura an der Trompete, Takeharu Hayakawa am Bass und Tatsuya Yoshida am Schlagzeug haben nach fast zwei Jahrzehnten Pause wieder zueinander gefunden. ´Burning Wick´ folgt dem 2024er Comeback ´Dog Days Of Summer´, geht tiefer und entschlossener, ohne die Leichtigkeit der Musik zu verlieren, und formt Räume, die den Hörer sofort einfangen und mitnehmen.

´Solar Orbit´ beginnt tastend und ruhig, Satoko Fujii sondiert die Stille, Tatsuya Yoshida und Takeharu Hayakawa legen ein Fundament, Natsuki Tamura lenkt die Töne in unerwartete Richtungen, und langsam erwächst daraus ein Sog aus Jazz-Rock-Impulsen, wild und doch kontrolliert, ein natürliches Drama, das aus der Vertrautheit der Musiker wächst. ´Rain In The Wee Small Hours´ öffnet dunklere Räume, Takeharu Hayakawas Bass trägt die Schwere, elektronische Effekte weben einen Nebel darüber, Satoko Fujii setzt filigrane Linien, Natsuki Tamura gleitet darüber wie ein Atemzug, und Tatsuya Yoshida hält den Rhythmus wie den Puls eines großen Raums, während Struktur und Freiheit ineinanderfließen und das Quartett beinahe unhörbar miteinander spricht.

´Walking Through The Border Town´ entfaltet wieder volle Energie, Rockimpulse treffen auf ritualhafte Muster, Improvisation durchdringt das Gefüge, Trompete, Piano, Bass und Schlagzeug verschmelzen zu einem Strom aus Klang und Bewegung, wie ein Spaziergang durch eine Stadt am Rande der Wirklichkeit, in der Chaos und Ordnung unmerklich ineinanderfließen. ´Neverending Summer´ öffnet einen introspektiven Raum, Satoko Fujii tastet, Takeharu Hayakawa und Tatsuya Yoshida erzeugen vibrierende Schichten, Natsuki Tamura trägt Melancholie und Vitalität zugleich in die Melodie. Das Stück wechselt zwischen Ruhe und eruptiven Momenten, getragen von einem tiefen inneren Gleichgewicht, das dem Hörer das Gefühl gibt, die Zeit selbst dehnen zu können.

´Mountain Gnome´ mischt Spiel und Experiment, fragmentierte Klänge, ungewöhnliche Instrumenteneinsätze und irrlichternde Stimmen verbinden Schalk und Ernsthaftigkeit, präzises Denken und freie Improvisation, jede Bewegung wirkt bewusst gesetzt, ohne die Freiheit des Spiels zu hemmen. ´Three Days Later´ gibt jedem Musiker Raum, sich zu entfalten, Solo-Passagen wechseln mit Duetten, bevor das Quartett sich wieder zu einem Gesamtklang vereint, der individuell und kollektiv zugleich wirkt, die langjährige Vertrautheit und Erfahrung der Musiker in jedem Ton spürbar. Der abschließende Titeltrack ´Burning Wick´ bündelt die Energie des Albums in einem Wirbel aus Farben, Rhythmen und Nuancen, die sich zu einem offenen Ende verbinden.

Satoko Fujii bleibt eine Komponistin, die das Kollektiv denkt, ohne die individuelle Stimme zu überlagern. ´Burning Wick´ zeigt, wie Musik Gegenwart reflektieren, neue Räume öffnen und zugleich die menschliche Erfahrung einfangen kann. In jedem Ton spürt man die Klarheit, Tiefe und die ungebrochene Vitalität einer Künstlerin, deren Werk zu den wichtigsten Stimmen des zeitgenössischen Jazz zählt.

(9 Punkte)

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