
MARK SHERMAN – Bop Contest
2025 (Miles High Records) - Stil: Jazz
Mark Sherman ist ein Musiker, dessen Lebensweg wie ein offenes Buch der Jazzgeschichte wirkt. Ursprünglich als Schlagzeuger ausgebildet, machte er sich in den vergangenen Jahrzehnten auch als Pianist einen Namen, begleitete Peggy Lee, Lena Horne und Larry Coryell und kehrt nun zu seinem ersten Instrument zurück. Auf ´Bop Contest´ feiert er als Bandleader den klassischen Bebop, ohne in nostalgische Reflexe zu verfallen.
Schon der erste Ton von Oliver Nelsons selten gespieltem ´111-44´ macht deutlich, wie virtuos Sherman sein Instrument beherrscht, wie präzise er die Töne setzt, und wie erzählerisch jedes Solo zugleich wirkt. Donald Vega am Piano legt harmonische Bögen darunter, Carl Allen am Schlagzeug setzt punktgenaue Akzente, und Ron Carter, Basslegende und lebende Geschichte des Jazz, trägt nicht nur das Fundament, sondern haucht jedem Stück Tiefe und Gewicht ein, erzählt in seinem Spiel von Jahrzehnten voller Musik, von Quintetts und Sessions, die Geschichte und Gegenwart miteinander verbinden.
Shermans Rückkehr zum Vibraphon wirkt souverän und vertraut zugleich. In einer Zeit, in der Musiker wie Sasha Berliner oder Joel Ross das Instrument neu definieren, setzt er auf Klarheit, auf swingende Eleganz und auf einen Ton, der aus Erfahrung und Empathie entsteht. Im Titelsong ´Bop Contest´ entfaltet sich diese Überzeugung in einem wendungsreichen Feuerwerk, in dem die Soli von Sherman, Joe Magnarelli und Donald Vega organisch miteinander verschmelzen, während Carl Allen den Rhythmus treibt und Ron Carter das Ensemble mit einer geschmeidigen Autorität zusammenhält.
Besonders eindrucksvoll sind Shermans Interpretationen der Cedar Walton-Kompositionen ´Bremond’s Blues´ und ´Martha’s Prize´, die er respektvoll, aber mit eigenem Ton gestaltet, während ´My One And Only Love´ in eine leichte, schwebende Bossa-Nova verwandelt wird, die den vertrauten Standard neu atmen lässt. ´Love Always Always Love´ wirkt wie ein persönlicher Leitfaden Shermans für Musik, Lehre und Leben, eine Erinnerung daran, dass alles, was mit Liebe gespielt wird, nachwirkt, auf die Musiker, das Ensemble und den Hörer. Das abschließende ´Skylark´ zeigt sich als overdubbed Duett von Piano und Vibraphon, das die ganze Bandbreite von Shermans Ausdruck vereint.
Der Albumtitel ´Bop Contest´ ist ein charmantes Augenzwinkern, inspiriert von einer klassischen Jackie-Gleason-Episode, in der Ralph Kramden über einen Rollschuh- und Tanzwettbewerb streitet. Er steht sinnbildlich für den Anspruch dieses Albums, bei dem es nicht um Wettbewerb, sondern um Zusammenspiel, Spielfreude und gegenseitige Inspiration geht. Sherman, Carter, Vega, Allen und Magnarelli treten nicht gegeneinander an, sondern ergänzen sich, überraschen sich und tragen das Spiel gemeinsam, während der Hörer mitten hinein in diese lebendige Musiklandschaft gezogen wird.
´Bop Contest´ präsentiert ein munteres Spiel zwischen erfahrenen Meistern, und ist ein Beweis dafür, dass Bebop noch nicht in den Geschichtsbüchern verstaubt. Dementsprechend bereitet das Album jedem Liebhaber des klassischen, swingenden Jazz echte Freude.
(7,5 Punkte)



