AUTHOR & PUNISHER – Nocturnal Birding

Mit ´Nocturnal Birding´ erweitert Tristan Shone alias AUTHOR & PUNISHER sein industrielles Klanguniversum um eine unerwartete, beinahe organische Dimension.

Wo frühere Werke oft von maschineller Präzision und erdrückender Mechanik geprägt waren, durchzieht dieses Album eine spürbare Menschlichkeit – inspiriert von Shones ehrenamtlicher Arbeit für Migranten an der mexikanischen Grenze und den nächtlichen Vogelstimmen, die dort zum Sinnbild für Überleben und Gemeinschaft wurden.

Die acht Stücke wirken weit fokussierter als auf dem Vorgänger ´Krüller´, der eine unheimliche Endzeitstimmung in monumentaler Breite entwarf. Hier herrscht Verdichtung: 35 Minuten aus schweren, vibrierenden Texturen, die mit einer neuen Direktheit treffen.

Schon ´Meadowlark´ eröffnet das Album mit einer fast verletzlichen Klarheit, bevor sich die vertraute maschinelle Wucht entfaltet. In ´Mute Swan´ trägt dann die Stimme von COUCH SLUT-Frontfrau Megan Osztrosits zum beklemmenden Dialog zwischen Melodie und Lärm bei, während ´Titanis´ mit dem Schlagzeug eine fast tribalartige Energie entwickelt.

Die Zusammenarbeit mit Gitarrist Doug Sabolick (A LIFE ONCE LOST, ESCTATIC VISION) verleiht den Songs zusätzliche Struktur. Sein Spiel schneidet durch Shones elektronische Klangwände, etwa in ´Titmouse/Titmice´, wo groovende Riffs auf verzerrte Rhythmen treffen.

´Black Storm Petrel´, gemeinsam mit der französischen Industrial-Band FANGE eingespielt, zeigt schließlich die aggressivste Seite des Albums – zäh, dunkel und kompromisslos.

Zum Ende hin senkt sich das Tempo: ´Rook´ und ´Thrush´ ziehen die Energie ins Innere, lösen Härte in Schwermut und Nachdenklichkeit auf.

Gerade darin liegt die Stärke von ´Nocturnal Birding´: das Album findet zwischen Maschine und Empfindung eine fragile Balance. Sie ist weder Abkehr noch Neubeginn, sondern eine präzise Weiterentwicklung – rau, kontrolliert und doch unerwartet menschlich.

(8 Punkte)

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Pic: Atomic Alyona