
STEVE MORSE BAND – Triangulation
2025 (Music Theories Recordings) - Stil: Instrumental Rock, Progressive Fusion, Jazz Rock
Wir schreiben das Jahr 2025. Die Welt ist lauter, schneller und ungeduldiger geworden, und doch erscheint plötzlich ein Album, das innehält, reflektiert und zugleich glüht vor musikalischer Energie. Steve Morse, jener Gitarrist, der seit Jahrzehnten als „Musiker unter den Musikern“ gilt, meldet sich mit der STEVE MORSE BAND und dem neuen, virtuosen Werk ´Triangulation´ zurück.
Nach Jahren der Stille, des Abschieds und des Neubeginns erhebt sich Steve Morse mit einer Klangsprache, die ebenso präzise wie poetisch ist. Gemeinsam mit Dave LaRue am Bass und Van Romaine am Schlagzeug erschafft er ein musikalisches Dreieck, das ebenso stabil wie grenzenlos ist. Die Produktion beinhaltet neun Instrumentalstücke, die sich durch Funk, Jazz, Rock, Blues und klassische Strukturen winden, ohne sich je fassen zu lassen.
Bereits der Auftakt ´Break Through´ trägt das Programm im Namen. Ein rhythmisch packendes Stück, das in seiner Leichtigkeit und in seinem melodischen Fluss die Balance zwischen technischer Brillanz und musikalischem Gefühl wahrt. Dave LaRue lässt den Bass singen, während Van Romaine das rhythmische Fundament mit federnder Präzision unterlegt. Steve Morse selbst scheint hier weniger zu spielen als zu sprechen, sein Ton ist klar, transparent und voller Leben.
Mit ´Off The Cuff´ und ´Ice Breaker´ wendet sich die Band einer funkigen Spielweise zu, die an Jazzrock-Tage der Siebzigerjahre erinnert, jedoch mit modernem Punch und struktureller Raffinesse daherkommt. Hier klingt nichts verkopft, nichts geübt, alles fließt aus der Intuition dreier Musiker, die einander blind vertrauen.
´TexUS´ bringt mit Eric Johnson einen kongenialen Partner ins Spiel. Zwei Gitarristen, die sich in Tönen umarmen, ohne sich gegenseitig zu überstrahlen. Diese Aufnahme atmet Freundschaft und gemeinsames Verständnis für die Melodie als Seele der Musik.
Mit ´March Of The Nomads´, in dem Scott Sim seine Bagpipes erklingen lässt, öffnet sich das Album in Richtung filmischer Weite. Hier entstehen Bilder von Bewegung, von Landschaft und Aufbruch, getragen von rhythmischer Wucht und melodischer Sehnsucht.
Das Herz des Albums schlägt im Titelstück ´Triangulation´, auf dem John Petrucci von DREAM THEATER mitwirkt. Es ist ein Gipfeltreffen zweier Gitarristen, die sich gegenseitig fordern und zugleich respektvoll Raum lassen. Wo Morse fliegt, gräbt Petrucci, wo Petrucci explodiert, antwortet Morse mit lyrischer Ruhe. Ein Dialog auf höchster Ebene, kein Wettstreit, sondern ein Gespräch zweier Meister.
In ´Tumeni Partz´, einer augenzwinkernden Fortsetzung seines Klassikers ´Tumeni Notes´, zeigt Steve Morse, dass Virtuosität nie Selbstzweck ist, sondern Spielfreude, Humor und Experimentierlust in sich trägt.
Schließlich endet das Album mit ´Taken By An Angel´, einem Stück, das wie ein Gebet klingt. Gemeinsam mit seinem Sohn Kevin Morse widmet Steve das Werk seiner verstorbenen Frau Janine. Hier ist nur pure Aufrichtigkeit zu hören, sowie Liebe und der Klang einer Gitarre, die tröstet, wo Worte versagen.

´Triangulation´ verbindet technische Meisterschaft mit menschlicher Tiefe, Struktur mit Spontaneität, Intellekt mit Gefühl. Steve Morse beweist einmal mehr, dass Musik keine Grenzen kennt, wenn sie ehrlich gemeint ist.
In einer Zeit, in der Geschwindigkeit oft für Ausdruck gehalten wird, erinnert uns dieses Album daran, dass wahre Virtuosität aus Hingabe entsteht und dass ein einzelner Ton, richtig gespielt, manchmal mehr sagt als tausend Noten.
´Triangulation´ ist ein spätes Meisterstück eines Mannes, der längst nichts mehr beweisen muss und doch alles gibt.
(8,5 Punkte)
https://www.facebook.com/stevemorseguitar/
Photo credit: Nick Nersesov
(VÖ: 14.11.2025)



