
Nein, diese WARRANT stehen nicht für `Cherry Pie`. Es soll immer noch Leute geben, die die amerikanischen Pussy-Rocker mit der Düsseldorfer Speed-Truppe verwechseln. Gerade mal wieder beim Release-Konzert des neuen Albums in Mannheim geschehen. Ja, richtig gelesen, WARRANT haben nach elf Jahren mal wieder was Neues am Start. 2014 hat die Combo mit `Metal Bridge` ein überaus gefälliges Album auf „Pure Steel Records“ veröffentlicht, deren Vinyl-Version heutzutage im dreistelligen Euro-Bereich gehandelt wird! Uff.
Wir erinnern uns kurz. WARRANT veröffentlichten Mitte der Achtziger, genauer 1985 eine LP, `The Enforcer`, sowie eine MLP namens `First Strike` über „Noise Records“. Waren musikalisch dem Speed Metal angetan und galten als Hoffnungsträger der deutschen Szene. Aber wie so oft – Pustekuchen. Die Band war schnell Vergangenheit. Um 2000 rum Wiedervereinigung, Neuanfang, etc., Festivals, Shows und 2014 dann erwähntes `Metal Bridge`-Album. Dennoch ist nicht viel passiert und mit Sänger/Bassist Jörg Juraschek steht inzwischen nur noch ein Original-Mitglied in der Band, das zum Quartett aufgerüstet wurde. Die Besetzung hat dann auch das neue Album `The Speed Of Metal` eingezimmert.
Das Album ist die nahtlose Fortsetzung des Vorgängers. Man liefert den typischen WARRANT Speed Metal der einem ohne Schnörkel um die Ohren fliegt. Nach einem kurzen Unnötig-Intro springen einen neun solide Songs an, die nicht alle dem Speed Metal zuzuordnen sind, was man kritisieren kann, ebenso wie man damit leben kann. Ein Track wie `It`s Up To You` ist nett, aber im Kontext mit WARRANT eher unnötig, weil zu banal und Mid-Tempo-lastig. Der Song ist ursprünglich wohl schon 1988 geschrieben worden. Hm. Dafür tackert man einem mit `Scream For Metal`, `Cut Into Pieces` oder `Cry Out` schöne Speed Metal-Bömbchen an die Stirn. Alles schön old-schoolig verpackt, bleiben Überraschungen aus. Aber WARRANT standen noch nie für „Anspruchsvoll“, ohne ihre Arbeit jetzt abwerten zu wollen, im Gegenteil. Man lebt eben seine Leidenschaft aus und die heißt volle Pulle nach vorne. Juraschek hat dazu eine Stimme, die den Sound gut abrundet, selbst bei einer Cover-Version wie `Windy City` von THE SWEET. Darauf muss man erst einmal kommen. Auch eher Mid-Tempo, aber äußerst druckvoll rausgehauen. Das etwas thrashigere `Demons` gehört zweifelsohne zu den Höhepunkten des Albums.
Neue Fans wird man damit sicher nicht einfangen und die alten wissen, was sie auf dem neuen Longlayer erwartet. Und dennoch haben sich die Düsseldorfer musikalisch etwas geöffnet, ohne ihre Speed Metal-Roots in Frage zu stellen.
(7,5 Punkte)



