
Biografie eines Ausnahmekünstlers zwischen Berliner Untergrund und Welterfolg
Ein Mann, ein Verstärker, ein Abriss. Wenn Alexander Hacke in seiner frisch überarbeiteten Autobiografie „Krach – Verzerrte Erinnerungen“ über sein Leben schreibt, klingt das nicht nach nostalgischem Memoir, sondern nach einem wummernden Soundtrack aus Schutt, Feedback und Freiheit. Hier erzählt keiner, der sich nachträglich reinwaschen will. Alexander Hacke schreibt, wie er spielt: laut, ehrlich, und ohne jede Dämpfung.
Geboren mit dem Instinkt für Lärm und Schönheit, wuchs Hacke im Westberlin der Siebziger auf, jener Enklave aus Rauch, Schutt und Unangepasstheit, wo Punks, Künstler und Idealisten um jede Steckdose und jede Idee stritten. Klassische Musik war seine erste große Liebe, aber schnell kam die Erkenntnis, dass in der Philharmonie niemand erlöst wird. Also raus aus der Schule, rein in den Untergrund. Bald nannte er sich „Alexander von Borsig“, spielte in halblegalen Kellern und traf jene Gestalten, die die Republik musikalisch erschüttern sollten. EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN – ein Name wie ein Manifest. Wer das erste Mal mit Presslufthammer und Stahlfeder musiziert, macht dies nicht als Hobby, sondern mit Überzeugung.
Alexander Hacke schreibt über diese Jahre mit einem Humor, der alles andere als trocken ist. Es scheppert und zischt zwischen den Zeilen – vom ersten Konzert, bei dem mehr Funken flogen als Noten saßen, bis zu den chaotischen Sessions, bei denen der Strom ausfiel, aber die Inspiration glühte. Dass er irgendwann mit Christiane F. liiert war, fügt der Geschichte eine bittersüße Note hinzu. Zwei Figuren des Berliner Mythos, die den Abgrund von innen kennen und trotzdem weitersingen.
Der Musiker, der mit Gianna Nannini tourte, mit Fatih Akin Filmmusik schrieb und heute mit seiner Frau Danielle de Picciotto um den Globus zieht, blickt in dieser erweiterten Ausgabe nun auf ein halbes Jahrhundert aus Klang und Chaos zurück. Die letzten zehn Jahre – die er in dieser Neuauflage erstmals beschreibt – sind geprägt von weniger Drogen, mehr Bewusstsein, aber immer noch derselben rastlosen Neugier. Man spürt, dass dieser Mann nicht gelernt hat, leise zu leben.
Was „Krach“ so lesenswert macht, ist nicht nur der Rock’n’Roll, sondern die Grundeinstellung dahinter. Hacke ist kein Nostalgiker, kein Moralapostel. Er ist ein Zeitzeuge, der mit scharfem Ohr und offenem Herzen schreibt, über eine Szene, die sich selbst erfand, und über das Glück, aus Trümmern Musik zu bauen. Sein Ton bleibt immer rotzig charmant, manchmal poetisch, manchmal wie ein Proberaumgespräch nach der dritten Bierdose, aber nie eitel.
Wer sich für Musik interessiert, bekommt hier Geschichte, Anekdoten und Haltung in einem Guss. Wer sich für Menschen interessiert, liest die Metamorphose eines Punkers, der gelernt hat, dass Freiheit auch Stille zulässt. Und wer glaubt, dass Autobiografien von Musikern nur Abziehbilder des ewig Gleichen sind, wird hier eines Besseren belehrt.
Denn „Krach“ ist kein Buch über Vergangenes, es ist ein klingender Beweis, dass Lärm auch Liebe sein kann. Und wer Musik liebt, sei es von Blixa Bargeld, Nick Cave oder Lydia Lunch, wird erfahren, wie sie manchmal mehr verändert als Politik.
https://www.facebook.com/therealalexanderhacke
Broschur, mit Abb.
Ca. 320 Seiten
31. Oktober 2025
25,00 € (D)
ISBN 978-3-95575-246-0
Alexander Hacke, 1965 in Berlin geboren, ist Musiker, Produzent und Komponist. Er wirkte in prägenden Untergrund-Bands mit und kollaborierte u.a. mit Crime & the City Solution und Gianna Nannini. 1980 wurde er mit 14 Jahren Mitglied der Einstürzenden Neubauten. Als Produzent und Komponist zeichnet er für Theater-, Dokumentar- und Spielfilmmusik (»Crossing the Bridge«, »Gegen die Wand«) verantwortlich. Seit 2001 arbeitet er zusammen mit seiner Frau Danielle de Picciotto an musikalischen Kompositionen.



