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MAUSOLEUM GATE – Space, Rituals And Magick

2025 (Cruz Del Sur Music) - Stil: Heavy Metal

Acht lange Jahre ließen MAUSOLEUM GATE verstreichen, ehe sie erneut den Deckel ihres Sarkophags lüften, um uns einen neuen Zaubertrank aus okkultem Heavy Rock zu reichen. Die finnischen Bewahrer des Mellotron-Metal beschreiten mit ´Space, Rituals And Magick´ abermals jenen verschlungenen Pfad, auf dem sich die Geister der Siebziger und der frühen Achtziger die Hand reichen.

Schon der Auftakt ´Vision Divine´ erhebt sich wie ein rituelles Vorspiel aus Nebel und Weihrauch. Orgel und Gitarre umarmen sich in aller Feierlichkeit, bevor der Rhythmus Fahrt aufnimmt und Jarno Saarinen mit seiner schneidenden, theatralischen Stimme den Vorhang hebt. Dieser Mann singt, als hätte man ihm den Geist von David Byron und Mark Shelton zugleich eingeflößt. Eine Stimme, die beschwört und brennt, ein Hohepriester im Dienste des alten Metal.

Mit ´Lucifer Shrine´ wird der Altar entzündet. Die Riffs von Count L.F und Jari Kourunen peitschen wie Geißeln über die Zuhörerschaft, während Wicked Ischanius hinter seinem Arsenal aus Hammond, Mellotron und Synthesizer in fremde Sphären abhebt. Seine Tastenzaubereien sind keine bloße Zutat, sondern das tragende Element, das den Klangraum bis an die Grenzen des Kosmos dehnt.

Der erste Höhepunkt folgt mit dem monumentalen ´Sacred Be Thy Throne´. Fast neun Minuten lang türmen sich Harmonien, Soli und Refrains zu einer metallischen Kathedrale, in der sich Doom, Prog und NWoBHM die Kanzel teilen. Wer hier keine Gänsehaut verspürt, sollte seine Lautsprecher auf Hexensabbath prüfen.

In ´Shine The Night´ lodert dann die rockigere Seite der Finnen auf, eine AOR-geschwängerte Melodie, die an die goldene Zeit von MAGNUM oder SARACEN erinnert, während Oskari Räsänen und Jarno Koskell das rhythmische Fundament stoisch und federnd zugleich halten.

Doch erst im Titelsong ´Space, Rituals And Magick´ entfalten MAUSOLEUM GATE ihre ganze mystische Kraft, ein schwindelerregender Tanz aus schweren Riffs, glitzernden Keyboards und einem Finale, das an die improvisatorische Raserei von DEEP PURPLE oder URIAH HEEP erinnert. Hier verschmilzt die Band zu einem einzigen pulsierenden Organismus, kosmisch, trancehaft, ekstatisch.

´Witches Circle´ schließlich schließt den Kreis. Ein achtminütiger Zauber, halb BLACK WIDOW, halb JETHRO TULL, mit schamanischem Rhythmus und melancholischem Nachglühen. Wenn die letzten Orgelklänge verklingen, bleibt der Hörer wie benommen zurück, zwischen den Sternen verloren und zugleich tief geerdet in der Tradition des uralten Hardrock.

Die Neuzugänge Jarno Saarinen, Jari Kourunen und Jarno Koskell haben der Band hörbar frisches Blut gespendet, während Count L.F und Wicked Ischanius ihre unverkennbare Handschrift beibehalten haben. Produziert mit jener warmen, analogen Tiefe, die man heute kaum noch zu hören bekommt, klingt dieses Album, als wäre es 1978 in den “Abbey Road Studios” durch ein Portal ins Jahr 2025 gelangt.

Wer glaubt, MAUSOLEUM GATE seien ein Relikt, der irrt, sie sind ein Ritual. Ein klingender Zauberkreis, in dem der Geist des klassischen Heavy Metal weiterlebt, mystisch, pathetisch, voller Herzblut und ganz ohne Ironie.

Nicht nur Altvorderen in Schlaghosen und Bart dürfen hier eintreten, auch junge Hexenmeister der neuen Schule seien gewarnt, hinter diesem Gate liegt echte Magick.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/MausoleumGate


(VÖ: 14.11.2025)

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