
WHEEL OF TIME ist das Lebenswerk von Jimmie Hong, Multiinstrumentalist und Komponist aus Peking, der dieses Projekt 2022 während seiner Zeit im Mentorenprogramm von Kiko Loureiro (ANGRA, MEGADETH) ins Leben rief. Mit dem Debüt ´Asymmetry´ zeigt er nun, dass Vision, Beharrlichkeit und globale Zusammenarbeit ein Album hervorbringen können, das sich souverän im Grenzbereich zwischen progressivem Anspruch und melodischer Eingängigkeit bewegt.
Das Album ist in jeder Hinsicht international. Jimmie Hong schrieb, arrangierte und leitete das gesamte Projekt aus seinem Homestudio, während Musiker aus fünf Kontinenten ihre Parts beisteuerten. Produzent Tom MacLean (SORCERESS OF SIN, TO-MERA, ex-HAKEN) übernahm die undankbare Aufgabe, aus diesem weltweiten Puzzle ein homogenes Klangbild zu formen. Genau das ist gelungen, denn es entsteht kein Bruch, keine Unstimmigkeit, sondern ein Gesamtwerk, das so kohärent wirkt, als käme es von einer eingeschworenen Band.
Gleich der Opener ´Grand Cosmos´ setzt erste Maßstäbe. Craig Cairns (TAILGUNNER, METAL ASSAULT) trägt den Gesang mit voller Strahlkraft, Derek Sherinian (BLACK COUNTRY COMMUNION) fügt kosmische Keyboardläufe hinzu. Der Song entfaltet sich wie ein interstellarer Monolith und stellt eine große Frage nach Sinn und Existenz in Tönen. Danach wirkt ´Freedom Day´ wie eine Hymne der Befreiung, in der Michele Luppi (SECRET SPHERE, ex-VISION DIVINE) sich vokal in die Höhe schraubt, Derek Sherinian die Zwischenräume füllt und das Gitarrensolo schließlich in aller Schönheit aufbricht.
Mit ´Blind Sight´ öffnet sich die introspektive Seite des Albums. Ignacio Rodríguez (AZEROTH) liefert eine eindringliche Gesangsleistung, begleitet von Alexandre Aposans (ex-OFICINA G3) präzisem Schlagzeugspiel und Ricardo Pintos Keyboardflächen. Lapsteel-Gitarren im Geiste David Gilmours verleihen dem Song eine melancholische Patina, die lange nachhallt.
´Addicted!…´ ist pure Energie, inspiriert vom Geist alter Tage, getragen von Timo Tolkkis (ex-STRATOVARIUS) glühendem Solo und Derek Sherinians funkensprühenden Tasten. Besonders bemerkenswert ist, dass Jimmie Hong Teile der Soli im Mix rückwärts laufen ließ, wodurch ein unvorhersehbares, aufregendes Wechselspiel entstand. Das folgende ´…To The Awakening´, orchestriert von Marcos Barilari und mit Tom MacLean am Bass, bildet die dramaturgische Fortsetzung, filmisch weit und getragen von Wellen, die Dunkelheit in Frieden verwandeln.
´The Night Of Eternity´ beschreitet spirituelles Terrain. Farhad Hossain (ex-IRIS DIVINE) singt über Vergänglichkeit und Befreiung mit einer Intensität, die den buddhistischen Gedanken des ksana, der kleinsten Einheit der Zeit, musikalisch greifbar macht. Das Stück trägt eine tiefe, fast rituelle Schwere.
Ein weiterer Höhepunkt ist ´China Moon´, bei dem Jimmie Hong die Tradition seiner Herkunft in die progressive Klangwelt integriert. Ariel Tsao am Guzheng, die orchestrale Handschrift von Marcos Barilari und die zarte Stimme von Eszter Vegvari malen ein Bild von poetischer Klarheit, ein uralter Fluss unter Mondlicht eingefangen in moderner Musik. Dieser Song ist nicht nur ein Bruch mit Genregewohnheiten, sondern ein mutiges künstlerisches Statement.
Das Finale ´2063´ führt zurück ins All. Tony MacAlpine und Clark McMenemy (IHLO) lassen Metal und Jazzfusion kollidieren, während Funksequenzen eines simulierten Astronautengesprächs das Bild abrunden. Hier wird der Kreis zum Anfang geschlossen, und doch bleibt die Tür ins Unbekannte weit geöffnet.
´Asymmetry´ lebt von Kontrasten. Es wirkt kosmisch und intim, brachial und zart, technisch brillant und zugleich emotional offen. Es ist ein Werk, das gleichermaßen Prog-Enthusiasten wie Melodic-Fans anspricht, und das durch seinen globalen Entstehungsprozess eine neue Dimension von Independent-Produktion eröffnet. Die Produktion ist klar, sauber, detailverliebt, und doch nie steril.
WHEEL OF TIME legen mit ´Asymmetry´ ein beeindruckendes Debüt vor, das mit erzählerischer Kraft, hohem handwerklichen Niveau und echten Überraschungsmomenten glänzt.
(8,5 Punkte)
https://www.facebook.com/wheeloftimeband/
(VÖ: 12.11.2025)