
Wenn je ein Werk direkt aus den Tiefen der Katakomben und aus den flackernden Schatten uralter Klöster hervorgetreten ist, dann dieses: PRECENTORs Debüt ´Eternal Life´ ist eine echte Offenbarung, ein sakrales Ritual in Klang gegossen, ein Hymnus an den Abgrund und an das Licht zugleich. Niemand weiß, woher diese beiden geheimnisvollen Gestalten The Forgiver und The Redeemer stammen, und doch hallt ihre Musik so, als hätten sie jahrzehntelang schweigend in den Tiefen des Klosters gegraben und dabei Melodien geborgen, die von Gebeten, Visionen und himmlischem Schweigen durchtränkt sind.
Der Stil dieses Werkes ist so archaisch wie erhaben: Ancient Orthodox Traditional Doom Metal – die Bezeichnung trifft wie ein Glockenschlag. Hier wird nicht mit Ironie gespielt, hier wird Ernst zelebriert. Jeder Ton klingt wie durch Weihrauch geschleudert, jede Gitarrenlinie schimmert wie flackerndes Kerzenlicht in den Schatten der Nacht, jede Stimme erhebt sich wie ein uralter Choral, der gleichermaßen Trost und Schrecken trägt. Man spürt Einflüsse der großen Priester des Doom – CANDLEMASS, SOLSTICE, die sakrale Größe von DAUTHA – und doch ist PRECENTOR anders, eindringlicher, mystischer, als hätten sie nicht aus Archiven gelernt, sondern direkt aus den Psalmen selbst.
Schon das eröffnende Instrumental ´Psalms Of The Precentor´ entfaltet sich wie ein lautloses Gebet, wie ein Strom aus Licht und Schweigen, der das Tor zu diesem Album aufstößt. Die Melodie steigt empor, schwebt wie Rauch aus brennendem Wachs, und dann setzen die Gitarren ein, schwer wie Steine, die aus den Tiefen des Himmels fallen. Mit ´He Who Believes´ bricht der volle theatralische Ernst hervor, mit einer Stimme, sakral und weit, getragen von doomigem Fundament, dass sie den Hörer erfasst wie eine Prozession durch lange, kalte Gewölbe. Doch zwischen den Schatten strahlt Wärme, ein Licht, das durch die Ritzen des Gemäuers dringt, als wäre es der Atem des Göttlichen selbst.
Mit ´Almighty Father´ erreicht die hymnische Intensität ihren Höhepunkt. Die Melancholie tropft von den Gitarren wie ewiges Wachs, während die zweite Stimme von hinten heraufzieht, wie ein Chor aus Geistern, die das Irdische längst hinter sich gelassen haben. Majestätisch, erhaben, zutiefst menschlich zugleich – als würden himmlische Hände die Schultern des Hörers umfassen, ihn tragen und zur Ruhe betten, während jeder Klang wie ein heiliger Strom durch die Seele fließt.
´Excerpts From A Life Eternal´ fügt sich als weiteres Kernstück in diese Klangliturgie, eine Meditation über Sterben, Erinnerungen und Wiedergeburt, die wie Funken aufglühen, ehe sie in einem Strom aus Frieden und Licht zerfließen. Harmonisch, getragen, beinahe gnädig. Ein Lied, das den Hörer nicht niederdrückt, sondern ihn auf einen Fluss des Friedens trägt, auf dem jede Note wie ein Strahl himmlischer Wärme über die Schatten der Welt gleitet. Selbst das kurze, finale ´The Burial´ ist mehr als nur ein Ausklang. Es ist das Schließen des Grabes und zugleich das verheißungsvolle Licht dessen, was dahinter wartet.
PRECENTOR haben mit ´Eternal Life´ ein Werk geschaffen, das Messe und Mysterium, Predigt und Prophezeiung zugleich ist, ein Album, das Gläubige des Doom erfüllt und Ungläubige erschüttert. In einer Welt der Oberflächlichkeiten und der Eitelkeiten erhebt sich dieses Duo wie ein Fels, unbeugsam, getragen von einer Botschaft, die weit über Szenegrenzen hinausgeht und Liebe, Hingabe, Versöhnung sowie das Erkennen des Göttlichen in sich selbst vermittelt.
´Eternal Life´ ist ein Kultobjekt in seiner reinsten Form. Ein Monument des wahren Doom, das mit monströser Kraft und innigster Anmut gleichermaßen strahlt. PRECENTOR sind gekommen, um uns zu zeigen, dass es im Dunkeln nicht nur Angst, sondern auch Schönheit gibt. Dieses Album ist Ewigkeit selbst, ein sakrales Licht, das durch alle Schatten der Welt fließt.
(9 Punkte)
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