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U.K. – Danger Money

1979/2025 (Globe Music) - Stil: Prog Rock, Symphonic Rock

Wenn man die Geschichte der britischen Progressive Rock-Supergruppe U.K. erzählt, muss man zunächst die Herrschaften benennen, die sich wie Titanen der Musikgeschichte über die Bühne dieses kurzen, aber intensiven Kapitels spannten: John Wetton, der Bassist und Sänger mit der seltenen Mischung aus Stärke und Melodie, Eddie Jobson, Keyboard- und Violinen-Virtuose von unglaublicher Begabung, und Terry Bozzio, Schlagzeuger von unvergleichlicher Präzision und explosiver Kraft, der die rhythmische Welt des Trios mit einer Leichtigkeit zusammenhielt. Nach dem Weggang von Allan Holdsworth und Bill Bruford, die ihre eigene, jazzigere Vision verfolgten, trat das Trio an, um die zweite, finale Studioaufnahme U.K.s zu erschaffen, das Album ´Danger Money´, veröffentlicht im März 1979, das in all seiner Pracht den Geist der Siebzigerjahre Prog Rock-Symphonie auf eine neue, konzentrierte Ebene hob.

Schon der eröffnende Track ´Danger Money´ entfaltet ein Panorama der Ambivalenz und Spannung. Ein langsamer Marsch von schwer schwebenden Keyboards umhüllt die Hörer wie Nebel in einem stürmischen Britannien. Wettons Stimme mischt sich sanft, aber eindringlich, in das Geflecht aus Orgel- und Synthesizerlinien, die bald in einem bombastischen Crescendo explodieren, in dem die Schlagzeugkraft Bozzios die rhythmische Basis wie ein unaufhaltsamer Sturm entfesselt, während Jobson seine Yamaha CS80 wie eine leuchtende Sonne über das Arrangement gießt. Jeder Ton ein Funke, jede Wendung ein neuer Sturm von Emotion und Virtuosität, ein Einstieg, der sofort fesselt, elektrisiert und den Hörer in die Sphären klassischer Prog-Magie katapultiert.

´Rendezvous 6:02´ senkt die Stimmung in eine traumhafte Dimension, ein fast balladenhafter Schwebezustand, in dem perlende Klavierläufe wie Morgentau auf sanft fallende Blätter tropfen, Wettons warme, melancholische Vocals wie ein sanfter Strom durch die Landschaft fließen und der Bass das Fundament mit unaufdringlicher Eleganz hält. In der Mitte öffnet sich die Komposition zu einem orchestralen Crescendo aus Piano, Synthesizerfächern und subtilen Schlagzeugakzenten, das langsam anschwillt, bis die Instrumente in einem überwältigenden Höhepunkt explodieren, der die Sinne berauscht und die Seele durchschwingt wie ein funkelnder Wasserfall aus Licht und Klang.

Mit ´The Only Thing She Needs´ entfaltet sich ein Sturm, der alles bisher Gehörte übertrifft. Bozzio eröffnet mit einer Schlagzeugsektion von atemberaubender Komplexität, Wettons Bass fließt wuchtig, aber präzise, seine Stimme schießt auch in die Höhe, während Jobson zwischen funkelnder Violine, glitzerndem Piano und triumphalem Organ wirbelt. Jeder Abschnitt ist ein Kaleidoskop aus Rhythmus, Harmonie und melodischer Virtuosität, jede Wendung ein Feuerwerk aus Energie und Emotion, bis ein abschließender Wirbel aus Violine, Schlagzeug und Bass die Komposition wie ein strahlender Stern enden lässt – ein Meisterwerk voller Dynamik, Intensität und reiner Prog-Magie.

´Caesar’s Palace Blues´ schlägt den Weg des Unberechenbaren ein. Die Violine flirrt, schreit und streichelt zugleich, während Bozzios Rhythmus das Fundament wie ein pulsierendes Herz schlägt. Verzerrte Violin-Klänge mischen sich mit Flageolett-Tönen, die Orgel tänzelt darüber, und all dies verschmilzt zu einem wilden, zugleich eleganten Geflecht aus Spannung, Dramatik und spielerischer Extravaganz. Eine nächtliche Klanglandschaft voller hypnotischer Energie, in der Jobson in ungeahnter Brillanz erblüht.

´Nothing To Lose´, der kürzeste Track des Albums, erscheint zunächst hymnisch, fast poppig, doch unter der Oberfläche entfaltet sich Jobsons meisterhafte Beherrschung von Keyboards und Violine. Die Melodie trägt Leichtigkeit, doch im Break entfaltet sich ein kurzes Feuerwerk an Virtuosität, das den Song zu einem überraschend intensiven Kleinod erhebt. Ein kurzes, charmantes Zwischenspiel, das die Bühne für das Finale vorbereitet, ohne die majestätische Kraft der vorausgegangenen Stücke zu schmälern.

Und dann, das monumentale Finale. ´Carrying No Cross´ gleitet zwölf Minuten wie ein episches Schauspiel durch Zeit und Raum. Beginnt mit perkussivem Keyboardspiel, während Wettons melancholische Vocals und Jobsons schwebende Keyboards eine träumerische, fast sakrale Atmosphäre weben. Bald beschleunigt das Stück, die Drums treiben mit hypnotischer Kraft, Orgel und Synthesizer wölben sich majestätisch, und Jobsons Violine tanzt zwischen Licht und Schatten, fließt, wirbelt und schreit in einem Crescendo aus bombastischer Symphonie, virtuoser Technik und emotionaler Tiefe, das alles bisher Gehörte überstrahlt. Ein unvergessliches Prog-Epos, das alles vereint, was U.K. zu bieten hatte.

´Danger Money´ mag manchmal kurze Momente zugänglicher Pop-Strukturen enthalten, doch es ist vor allem ein triumphaler Beweis der unvergleichlichen Virtuosität von Eddie Jobson, John Wetton und Terry Bozzio, eine Sammlung von Tracks, die in ihrer Komplexität, Dynamik und emotionalen Tiefe kaum übertroffen wird. Die Abwesenheit eines Gitarristen verschafft Jobson den Raum, sein gesamtes Arsenal an Instrumenten und Ausdruckskraft auszubreiten, und das Trio demonstriert, dass die Essenz des Prog nicht in der Größe der Besetzung, sondern in der Größe der Ideen liegt. Zwischen dramatischen Crescendi, filigranen Pianomomenten, donnernden Schlagzeugausbrüchen und atemberaubenden Violinenläufen entfaltet ´Danger Money´ eine Klangwelt, die den Hörer auf eine Reise zwischen Euphorie, Melancholie und Staunen führt und die späten Siebzigerjahre des Symphonic Prog in all ihrer Pracht und Virtuosität widerspiegelt. Dies ist ein Meisterwerk voller Herzblut, Intelligenz, technischer Brillanz und epischer Klangfarben, das den unvergleichlichen Geist von U.K. in jeder Note atmet, ein triumphales, fast mythisches Werk.

Dieses Vinyl-Reissue ist ein Must-Have für jeden Liebhaber der großen britischen Symphonic-Prog-Tradition, sorgfältig gemastert von Eddie Jobson selbst aus den originalen Analog-Mastertapes, so leise und sauber, dass selbst auf marmoriertem Vinyl kein Rumpeln oder Knistern die majestätische Klangwelt von ´Danger Money´ stört, und obwohl der Mix in lauteren Passagen manchmal noch etwas überladen wirkt, im Gegensatz zum originalen Sterling-Master, lohnt sich diese 2025er Vinyl-Pressung für alle, die kein exzellentes Original mehr ergattern können.

(Klassiker)

 

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