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REZ ABBASI ACOUSTIC QUINTET – Sound Remains

2025 (Whirlwind Recordings) - Stil: Jazz

Rez Abbasi ist einer dieser Musiker, die man nicht einfach in eine Schublade steckt. Geboren in Pakistan, aufgewachsen in Kalifornien, seit Jahrzehnten in New York unterwegs, trägt er all diese Prägungen hörbar in seiner Musik, ohne je plakativ darauf hinzuweisen. Sein Spiel auf der akustischen Stahlsaitengitarre ist sehr eigen, ist klar, direkt, manchmal fast spröde, und doch warm, mit einer lyrischen Tiefe, die hängen bleibt. Kein Wunder, dass er längst als eine Stimme im Jazz gilt, die neben Größen wie Frisell oder Metheny ihren eigenen, ganz unverwechselbaren Weg geht.

Mit ´Sound Remains´ bringt Abbasi nun schon die dritte Platte mit seinem Acoustic Quintet heraus, und dieses Mal erweitert um den Percussionisten Hasan Bakr, der aus der Gullah-Geechee-Tradition kommt. Gemeinsam mit den alten Weggefährten Bill Ware am Vibraphon, Stephan Crump am Bass und Eric McPherson am Schlagzeug wird daraus ein Sound, der nach innen horcht, ohne je an Spannung zu verlieren.

Schon das eröffnende ´Presence´ legt die Spur mit einem 12/8-Puls, der sich ständig verwandelt, getragen von Crumps Bass und Abbasis klarer Artikulation. Es klingt wie ein gemeinsamer Atemzug der Band, fließend und voller Bewegung. ´You Are´ öffnet sich dann mit einem melodischen Strahlen, getragen von einem subtilen 3/4-Feeling. Hier glänzt die Balance zwischen Nachdenklichkeit und rhythmischem Drängen. Besonders berührend ist ´Folk’s Song´, ein stilles Zwiegespräch zwischen Gitarre und Vibraphon, das Abbasi seiner Mutter widmet. Reduziert, unaufgeregt, aber voller Gefühl.

Auch die Cover sind mehr als nur Hommagen. Abbasis Version von Keith Jarretts ´Questar´ nimmt die folkigen Farben des Originals auf, lässt sie aber in einem feinen akustischen Licht schimmern. Und bei Coltranes ´Lonnie’s Lament´ wagt Abbasi den Griff zur bundlosen Gitarre, was dem Stück eine schwebende, suchende Qualität verleiht. Doch das Album verweilt nicht nur im Reflektierenden. ´Spin Dream´ zeigt die andere Seite, die polyrhythmische Energie, im Wechsel zwischen Groove und Swing. ´Meet The Moment´ entwickelt sich aus leisen Fragmenten zu einem packenden Austausch zwischen Gitarre und Vibraphon, während das finale ´Purity´ mit Gospel-Glanz und Rückenwind endet.

´Sound Remains´ ist kein Jazz-Feuerwerk, es ist ein Album, das im Dialog zwischen den Musikern auflebt, zwischen den Kulturen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/p/Rez-Abbasi-Acoustic-Quartet-100034227265757/

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