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PLAINSPEAK – Someone To Someone

2025 (Irrabagast Records) - Stil: Jazz

Ein Abend in Chicago, und man spürt es sofort. Diese Stadt klingt anders. Kein falscher Glanz, sondern nur ehrliche Klänge.

Genau hier hat Jon Irabagon sein neues Kapitel aufgeschlagen. Der Altsaxophonist hat mit ´Someone To Someone´ den Schritt zurück zu seinen eigenen Wurzeln gewagt. Er fokussiert sich ganz auf das Alt, sein erstes Horn. Dazu stoßen drei Musiker, die Chicago seit Jahrzehnten zum Beben bringen – Russ Johnson an der Trompete, Clark Sommers am Bass und Dana Hall am Schlagzeug. Das dafür zusammengestellte Quartett nennt er PlainsPeak und die Musik klingt wie Chicago selbst – rau und lebendig.

Der Opener ´Someone To Someone´ kommt mit einem Thema, das wie ein Liebesbrief klingt, jedoch niemals billig wirkt. Clark Sommers streicht den Bass, Dana Hall zeichnet knappe Akzente, dann legen Saxophon und Trompete ihren Chor darüber. Diese vier wissen zu jeder Zeit, wann man Pausen setzt und wann man zupackt.

´Buggin’ The Bug´ trägt den Blues-Marsch wie eine alte Jacke. Der Shuffle rollt, Dana Hall wirbelt, Clark Sommers geht mit, und die beiden Bläser treiben sich gegenseitig zu kleinen Explosionen. Dann ´At What Price Garlic´, eine Taktspielerei, wie ein Irrgarten, in dem sich alle kurz verlaufen, nur um sich dann mit einem Groove wiederzufinden.

´Malört Is My Shepherd´ ist pure Chicago-Insider-Poesie. Dieses bittere Zeug aus der Flasche, das keiner wirklich liebt, aber jeder kennt. Jon Irabagon macht daraus eine kleine Zeremonie. Erst getragen, beinahe sakral, dann brechen die Hörner aus, als würde die Bitterkeit direkt durch die Ventile stoßen. Doch irgendwie versteht man, dass das die Stadt in einem Song ist.

Mit ´Tiny Miracles´ wird es ernster. Ein stilles Stück, das Erinnerungen an Freunde, an die Clubs oder an Verluste wachruft. Jon Irabagon spielt zurückhaltend. Russ Johnson antwortet mit einem flüsternden Ton. Zum Schluss noch ´The Pulseman´. Es funkt, kracht und beschleunigt, während sich Jon Irabagon und Russ Johnson an die Vorgaben des Rhythmus dranhängen.

PlainsPeak ist kein Studioexperiment. Es gibt keine Filter, kein Netz, nur vier Musiker, die sich kennen und alles riskieren. ´Someone To Someone´ spielt sich nicht im Hintergrund ab. Es sitzt dir gegenüber, schaut dich an und erzählt seine Geschichten. Zuhause oder im Club, selbst wenn der schon leer ist und die Nacht längst vorbei.

(8 Punkte)

https://jonirabagon.bandcamp.com/album/someone-to-someone

https://www.facebook.com/jonirabagonmusic

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