
DARK FORTRESS, die Band von Sänger Grànt, hatte ich seit über 20 Jahren fortgeschoben. Mir wollte das bislang nicht zünden. Aber fast 20 Jahre war er auch schon nicht mehr dabei und seine Musik mit GRÀB (in einem lokalen bayrischen Dialekt steht dieser Begriff für “alt und grau”), die düstere und mystische Themen mit bayrischem Spirit in ein herrlich morbides und doch ausladend melodisches Black Metal-Gewand packt, klingt mir nach Substanz und Hingabe.
Nun ist mir das Vorgängerwerk noch nicht bekannt, wo die Musik an sich noch von einem anderen Mitstreiter Grànts stammte. Auf dem aktuellen Werk jedoch treibt Gnást kompositorisch sein Unwesen und hat fast alle Instrumente aufgenommen, bis auf das Schlagzeug. Hinter diesem urigen Pseudonym verbirgt sich ein Mann, der eine beachtliche Diskografie und musikalische Laufbahn mit sich bringt. Aktuell singt er u.a. bei den UK Doomgöttern SOLSTICE und das Heathen / Dark / Neofolk Projekt WOLCENSMEN, letzteres wie GRÀB beim 2025er Prophecy Fest zu sehen. Musik abseits der Mainstream Massen. Sein Name ist Dan Capp und er gehört zu den Ausnahmefiguren in der aktuellen Welt der Musik mit Seele.
Das kann ja nur gut werden. Und so ist es auch. Ich würde jetzt nicht behaupten, solche Musik noch nie gehört zu haben. Aber ich liebe einfach guten, ehrlichen Blackmetal und GRÀB sind Blackmetal pur. Nie zu kratzig und modrig, nie ins absolute Getrümmere und Gerase verfallend. Immer aber in die Tiefe der vernarbten Seele greifend. Sie bauen eine Atmosphäre von schierer Abseitigkeit auf, die in eine Welt voller Schattengestalten führt, die eher wie verhuschte Gedanken wirken, denn körperlich fassbar sind. Die acht Stücke des eigentlichen Albums sind episch angelegt, erzählen durch wechselhafte Strukturen eine faszinierende, ergreifende und tragische Geschichte, aus der aber auch ein immenser Lebenswille und eine grimmige Entschlossenheit immer wieder zutage treten.
Die Musik ist dabei an Reinheit kaum zu überbieten. Jede Note atmet BLACK METAL, auch wenn geradezu eingängige Melodien von akustischen Gitarren oder anderen Instrumenten, die eher im Folk daheim sind den Ohren schmeicheln. Hymnische Läufe, fantasievoll inszenierte Notenfolgen der Leadgitarre, ruhige und verträumte Momente, eruptive Black Metal-Abritte, rollende Harmoniebögen auf wütend treibendem Schlagzeug, manch ein Song hier hat alles dabei und ist schon eine kleine Geschichte an sich. Dabei aber doch nur ein Teil eines größeren Epos.
GRÀB hätten wohl nie so ganz zum norwegischen Inner Circle der Kirchenbrenner gepasst, aber ihre Seele ist nicht weniger grimmig und ihre Hingabe zum Black Metal gleichsam intensiv. Das hier ist so verdammt echt. Beide Hauptmusiker sind mehr als nur Entertainer, die ein höllisches Theaterspiel aufführen.
Ihnen sind dem Black Metal spirituell verwandte Stile wie Neofolk und Dungeon Synth mit in die Wiege gelegt worden und so werden nicht nur einzelne Aspekte der anderen Genres mit dem kräftigen Black Metal durchdacht verwoben, den GRÀB hier zelebrieren, sondern man bringt hier auch zumindest ein komplettes Stück ein, welches das Herz jedes Dungeon Synth-Fanatikers bis zum Kammerflimmern treiben sollte.
Aber der Heavy Metal in schwäzester Form hat hier natürlich das Sagen und bekräftigt seine Position mit großen, ausladenden und erhabenen Gesten. Wenn sie sich am charismatischen Grollen von Grànt nicht stören, kann das hier sogar den Epic Metal-Liebhabern der TRVE METAL-Gemeinde gefallen.
Wir haben 2025, Freunde, wir sind doch geschmacklich bei aller Bestimmtheit und Bedeutsamkeit offen für viele Aspekte unserer Lieblingsmusik.
Natürlich wird es Hardliner geben, die an GRÀB nicht herankommen wollen, aber das stört mich genauso wenig wie die Coverversionen auf der zweiten CD meiner Digibook Edition, die garantiert in keinen CD Ständer der Welt passen wird. Jene beiden Stücke, das dritte Lied ist eine Synthesizer Fassung vom eröffnenden Album Song ´Waidler´, stammen ursprünglich aus der Feder eines norwegischen Musikers und jetzigem Exil Franzosen, dessen Weltsicht nicht unbedingt mit der heutigen Gesellschaft kompatibel ist, aber anteilig auch faszinierende Gedankenanstöße liefert.
BLACK METAL, so bekräftigen sie, ist eben kein sicherer Raum für Mus-Rüben, sondern eine Welt aus Leidenschaft, Schmerz, Exzess und purer Lebensfreude.
(9,5 Punkte)