
BURLESQUE – Burlesque & Acupuncture
1977/2025 (MiG Music) - Stil: Punk/Pub/Jazz Rock
Es gibt Bands, die können Geschichten erzählen. Es gibt aber auch Bands, die es einfach wert sind, gehört zu werden. Die 1972 in London gegründete Band BURLESQUE gehörte zu beiden Kategorien. Aus der frühen Freundschaft zwischen Teenager-Gitarrist Billy Jenkins (damals noch Kirchenchor-Schüler in Westminster Abbey) und Saxofonist/Sänger Ian Trimmer entstanden, spielte sich die Truppe fünf Jahre lang durch Pubs, Clubs und Nebenbühnen. Ihre Musik war ein Cocktail aus Jump Blues, Rock, Jazz-Anwandlungen und einer ordentlichen Portion Humor, serviert mit der Lässigkeit einer Band, die nie irgendwem gefallen musste.
Acupuncture (1977)
Das Debüt war kein steriles Studioexperiment, sondern ein Live-Album, aufgenommen in St. Albans und den Londoner Nashville Rooms. Man hört sofort, dass BURLESQUE auf der Bühne zu Hause waren.
´Elsie Petunia´ eröffnet mit scheppernder Gitarre und dieser unaufgeregten, aber treffsicheren Energie. ´Lana Turner´ ist eine charmant schiefe Verneigung vor Hollywood-Glanz mit Saxofonlinien. ´Cold War Romance´ macht aus geopolitischer Spannung eine zweieinhalbminütige Fingerübung zwischen Spott und Swing. Das instrumentale ´Hymie Blows It´ ist genau das, eine Saxofon-Explosion und dazu Billy Jenkins’ Gitarre.
Später pendeln die Songs zwischen schleppenden und absurden Mini-Dramen wie ´Where Did You Get It?´ und ´C.N.D.’63´, bevor ´Love It To Death´ mit einem letzten, leicht schrägen Tanzschritt den Vorhang schließt.
Burlesque (1977)
Das zweite, selbstbetitelte Album war ein Studio-Werk, aufgenommen bei einem abenteuerlichen Abstecher nach Helsinki. Die Band packte ihren Retro-R&B diesmal in engere Punk-Jacken.
´Jerkin’´ ist zwei Minuten blanke Vorwärtsbewegung, ´Take It Out On The People´ ein bissiger Sozialkommentar und ´I Got Me (Babe)´ klingt, als hätte Elvis mitten in einem Fiebertraum eine Garage-Band übernommen.
Mit ´Steel Appeal´ und ´(10%) 15%´ leisten sich Burlesque längere Ausfahrten, im letzteren Falle sogar mit einem psychedelischen Gitarrensolo. ´Bizz-Fizz´ schließlich, später auch auf dem legendären “Hope & Anchor”-Festival-Sampler verewigt, ist pure Bühnenenergie auf Platte gebannt.
BURLESQUE waren zu clever für simplen Punk, zu albern für reines Art-Rock-Pathos und zu verspielt für jede Schublade. ´Acupuncture´ ist der dokumentierte Live-Spirit einer Band, die aus jeder Note ein Augenzwinkern macht, während ´Burlesque´ zeigt, wie sie den damals aufkommenden Punk-Vibe in ihren eigenen Stil gossen. Kein vergessener Klassiker im großen Rock-Kontext, aber ein Schatz für alle, die zwischen den bekannten Namen gern mal die leuchtenden Nebenstraßen der Siebziger erkunden.
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