
MISS MELLOW – Dancing Through The Earth
2025 (Sound Effect Records) - Stil: Progressive Rock / Kraut Rock
Die Münchner Prog-Rocker beginnen eher hektisch mit ´Dancing Through The Earth I´ bevor es im zweiten Teil des vierteiligen Titelsongs in Richtung Progressive Rock der 70er-Jahre geht. PINK FLOYD fallen mir bei den Gitarren ein, aber auch andere wie NEKTAR. Improvisationen erinnern an die seligen Kraut Rocker, aber MISS MELLOW sind jetzt keine Band, die einfach mal drauflosspielt. Der dritte Teil kommt schwerer und heavier daher, was sich auch im klagenden und wütenden Gesang niederschlägt. Im vierten Teil wird es wieder verspielter und durch diverse Breaks chaotischer. Dieser vierteilige Einstieg hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt und es geht bunt und munter weiter.
´Kanonen´ beginnt mit einer Trommelsalve und einem einsteigenden kraftvollen Bass, bevor die Gitarre federnd übernimmt. Der deutsche Text und Gesang passt sich wie ein Instrument dem musikalischen Geschehen an. Nach gut einer Minute wird es ziemlich heavy, bevor es wieder beschwingt weitergeht. Ein sehr spannender Titel, insbesondere durch seine Unberechenbarkeit, denn gegen Ende wird es melodisch bevor einem wieder das Riff um die Ohren geschlagen wird.
Was das Schöne an MISS MELLOW ist, dass sie sehr unberechenbar sind und deshalb immer wieder durch musikalische Wendungen viel Spannung bei der Hörerin / dem Hörer aufkommt. ´Blackout I´ kommt nach einem kurzen Vorspiel schnell in die musikalische Endlosschleife durch den stetig wiederholenden Background-Gesang. Das ist keine einfache Kost und fordert die volle Aufmerksamkeit und kann vordergründig durch den funkigen Groove und den expressiven Gesang auch etwas nerven.
´Blackout II´ ist spaciger und nicht ganz so verschachtelt. Das zwölfminütige ´Stop The Strive´ kann anschließend mit viel Musikalität und einer gewissen Dramatik überzeugen. “Aufbruchsstimmung” nannte man das früher. Gegen Ende darf es noch einmal richtig krachen und die Gitarren wild tanzen. “Mellow” ist das nicht unbedingt.
Eine bunte Band mit bunter Musik. Sie versuchen etwas ganz Neues zu kreieren und sind damit auf der Spur der frühen 70er-Jahre, als Musiker in Deutschland und der ganzen Welt sich noch aufmachten, Unikate zu erschaffen. Das ist jetzt kein wirkliches Unikat, aber sehr spezielle Musik, mit viel Spaß und intrinsischer Kraft vorgetragen. Das mag einigen auf den Magen schlagen und sie werden die musikalische Sinnfrage stellen, andere aber sehr gut unterhalten. Ich zähle mich zu der zweiten Spezies. Und ´Kanonen´ ist wirklich saustark.
(7,75 Punkte)