PlattenkritikenPressfrisch

TRIBE3 – Life Amongst Strangers

2025 (Independent/Just For Kicks Music) - Stil: Progressive Rock

Tribe³ haben es mit ihrem zweiten Album geschafft, leise und fast unbemerkt aus den Tälern von Südwales aufzutauchen und richtig durchzustarten. ´Life Amongst Strangers´ zeigt modernen Progressive Rock in all seiner Tiefe und seinem musikalischen Feingefühl. Die drei Bandmitglieder, Jonathan Kinsey, Chris Jones und Steve „Yip“ Hughes, präsentieren eine Mischung aus tiefen Emotionen, einer reichhaltigen Klangatmosphäre und einem stimmigen Konzept, das sowohl klanglich als auch inhaltlich überzeugt.

Der erste Track, ´Voyager´ (13:42), ist bereits eine kleine Reise. In vier nahtlos miteinander verbundenen Abschnitten erzählt Jon Kinsey die Geschichte aus Sicht der NASA-Raumsonde Voyager. Mysteriöse Synthesizer und hallende Drums vermitteln ein Gefühl von der Weite des Weltraums. Jon Kinsey singt mit seiner Stimme, die mal klar und mal zerbrechlich klingt, über die Sehnsucht nach menschlicher Verbindung und die Einsamkeit in den Tiefen des Universums. Chris Jones’ Gitarrenspiel bringt eine Menge Farben ein, die ein bisschen an Größen wie Alan Holdsworth und David Gilmour erinnern. Yip Hughes’ Basslinien sind feinfühlig und erschaffen eine bittersüße Melancholie. Dieses Stück könnte einige Hörer bereits vom Hocker reißen.

´Falls Like Rain´ (7:15) ist viel wütender und bodenständiger, während Jon Kinsey singt: „Ihre zerbrechlichen Kronen werden immer glänzen, solange ihr euch niederkniet.“ Der Song macht deutlich, wie gleichgültig die Menschen von den Machthabern behandelt werden. Die Musik brennt förmlich und der Refrain bleibt im Ohr. Auch in ´Last Encore´ zeigen sie stimmliche Variationen, wenn Jon Kinsey zwischen den Stimmen von Romeo und Julia wechselt, und die letzte Szene von eben „Romeo und Julia“ mit einer tiefen emotionalen Intensität nacherzählt. Chris Jones‘ Gitarrenspiel ist besonders sensibel sowie dynamisch und Jon Kinseys Stimme ist voller Verzweiflung, dass man spürt, wie er fleht und bettelt.

Das kurze, würdevolle Zwischenstück ´Requiem For A Friend´ (1:53) ist einem verstorbenen Freund, dem TPA-Redakteur Jez Rowden, gewidmet. Dagegen reflektiert der epische Titeltrack ´Life Amongst Strangers´ (12:50) auf vielschichtige Weise über Isolation. Musikalisch wird eine neuerliche Vielfalt geboten. Ein kraftvoller Beginn, gefolgt von funky Basslinien, endet in einem traumartigen, fast schwindelerregenden Mittelteil. Der wiederkehrende Teil des Stückes schließt schließlich den Kreis auf schöne Weise.

Mit ´The Front Line´ (9:07) beziehen sie Stellung zur Sinnlosigkeit von Kriegen. Der Song ist ein bewusst reduziertes klangliches Statement. Über marschierende Drums, jazzige Basslinien und dichte Gitarrentöne entwickelt sich eine sehr eindringlich Atmosphäre. Das große Finale, ´Evening Tide´ (12:52), behandelt das langsame Auseinanderdriften von Erde und Mond und spiegelt das Auseinanderleben von Menschen wider. Trotzdem bleibt es hoffnungsvoll, mit Mellotron-Klängen, tollen Gitarren und einem Refrain, der stark genug ist, um auch nach dem Ende des Songs nachzuwirken.

Und auch ´Life Amongst Strangers´ wird noch lange nachschwingen, da dieses Album im laufenden Jahr zu den herausstechenden Werken des Progressive Rock zu zählen ist, es ist ein Album, das wirklich Eindruck hinterlässt.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/groups/281501185383719/?ref=share_group_link

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"