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THELONIOUS MONK – Thelonious Himself

1957/2025 (Riverside Records) - Stil: Jazz

Thelonious Monk ging immer seinen eigenen Weg und in einer Zeit, als der Jazz oft von Schnelligkeit und beeindruckenden Kunstfertigkeiten geprägt war, ging Thelonious Monk natürlicher Weise einen ganz anderen Weg. Sein Album ´Thelonious Himself´, 1957 bei “Riverside” erschienen, zählt zu den zurückhaltendsten und ehrgeizigsten Soloaufnahmen in der Jazzgeschichte. Hier gibt es keinerlei Spektakel, sondern einfach Thelonious Monk am Klavier. Er ganz allein mit seinen Gedanken und seinen Harmonien. ´Thelonious Himself´ versucht nicht übereifrig oder gewaltsam zu unterhalten, folgt gänzlich seinem eigenen Rhythmus, regt zum Nachdenken an und berührt auf eine ganz besondere Art.

Thelonious Monks Stil ist auf ´Thelonious Himself´ unverkennbar, oft perkussiv, manchmal sparsam, aber mit einer Fülle von Dissonanzen und unerwarteten harmonischen Wendungen. Sein Stil wird eindeutiger und entschiedener denn je hörbar. Der Einfachheit halber könnte man feststellen, dass sein Spiel wie ein Puzzle abläuft. Erst nimmt er jedes Thema auseinander, beäugt es und fügt es dann wieder zusammen, allerdings womöglich in einer neuen und klareren Form. Wenn er Standards wie das forsche ´April In Paris´, das zurückhaltende ´Ghost Of A Chance´, das melodramatische ´I’m Getting Sentimental Over You´, das behutsame ´I Should Care´ oder das himmlische ´All Alone´ spielt, wird überdeutlich, wie er insbesondere bekanntes Songmaterial segmentiert und in ein gutes Licht rückt. Er zerlegt die Melodien, um sie auf seine ganz eigene Weise neu zusammenzufügen.

Doch auch seine emotional tiefen Eigenkompositionen, ´Functional´, ´’Round Midnight´ und ´Monk’s Mood´, besitzen diese klaren Formen unter vortrefflichem Licht. Das schmetternde als auch beschwingt aufspielende ´Functional´ hat einen fast rohen, ungeschliffenen Klang. Somit verdeutlicht dieser, dass es Thelonious Monk um den kreativen Prozess ging, um das Suchen und Experimentieren und nicht so sehr um das Vorzeigen von perfekt ausgearbeiteten Stücke.

Die Studio-Version von ´’Round Midnight´ gehört hingegen zu seinen wohl bekanntesten Kompositionen. Dass sie längst als Standard von unzähligen Musikern nachgespielt wurde, hinderte Thelonious Monk nicht, selbst eine Klavier-Version einzuspielen. Denn besonders hier erlebt man nicht nur den Musiker Thelonious Monk, sondern man spürt auch seine Gedanken, Zweifel und Zögerlichkeiten.

Und schließlich ist ´Monk’s Mood´ ein weiterer bemerkenswerter Moment. Es ist das einzige Stück mit Begleitung, mit dem jungen John Coltrane am Tenorsaxophon und Wilbur Ware am Bass. Sanft entwickelt es sich aus der vorherigen introspektiven Situation. John Coltrane bleibt ein behutsamer Gesprächspartner, so zart und offen, wie Jazz nur sein kann. Allein für diese besondere Komposition könnte man das Album schon als eine Art Meisterwerk bezeichnen.

´Thelonious Himself´ ist ein sehr persönliches und eigensinniges Werk, das mehr über den Künstler aussagt als viele überproduzierte Meisterwerke. Zwischen den Wunderwerken ´Brilliant Corners´ und ´Monk’s Music´ steht ´Thelonious Himself´ als eine der reinsten Ausdrucksformen seiner musikalischen Philosophie. Denn Thelonious Monk war ein Meister der Pause und des Raums zwischen den Noten. Thelonious Monk war nicht der Virtuose, sondern der Visionär.

(Klassiker)

Mit der aktuellen Wiederveröffentlichung von ´Thelonious Himself´ in der “Original Jazz Classics Series” durch “Craft Recordings” erstrahlt das Album auf 180g-Vinyl in neuem Glanz. Mastered von Kevin Gray, klingt es nuancierter denn je, alles wird klarer und reicher. Auch das Cover der Originalausgabe wurde mit viel Liebe restauriert. Diese Wiederveröffentlichung ist nicht nur ein Geschenk für Sammler und Musikliebhaber, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung eines der radikalsten Werke in der Geschichte des Jazz.

https://www.facebook.com/theloniousmonk

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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