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TY SEGALL – Possession

2025 (Drag City) – Stil: Psychedelic Rock/Garage Rock/Pop Rock

Ty Segall gehört nun bereits seit annähernd 20 Jahren ohne Zweifel zur obersten Liga des Garagen bzw. Psychdelic Rock, und ´Possession´ ist sein sage und schreibe 17. Soloalbum, natürlich ergänzt durch die zahlreichen Kollaborationen und Nebenprojekte.

Der Kalifornier gehört jedenfalls zu den rastlosen Multitaskern des Genres, ebenso wie etwa John Dwyer von den OH SEES, und sein inspiriertes, immer wieder nach neuen Ideen und Sounds suchendes Voranschreiten scheint auch klar und deutlich seine Grundeinstellung zu sein.

´Possession´ ist nun ein Album geworden, auf dem er erstmals sein Gespür für BEATLES ähnliche Melodien mit einer Art selbstbewusstem Glam Barock verschmilzt, ohne dabei jedoch die Dynamik zu verlieren, die die vorherigen, raueren Werke so wertvoll machten.

´Shoplifter´ startet dann das Album mit einem orchestralen Pop Rock-Sound, der einen McCartney-ähnlichen Gesangston, warme Grooves und ein Orchesterensemble zusammenbringt. Der Titelsong bleibt ebenfalls fest im Sound der 70s verankert, wenn auch wesentlich geradliniger, und erinnert teilweise auch ein wenig an die ALLMAN BROTHERS, während ´Buildings´ gar ein stückweit Progressive Rock-Feeling einbringt und E-Piano mit Streicherpassagen verbindet.

Musikalisch bleibt ´Possession´ durchgehend stimmig, doch inhaltlich ist das Album deutlich breiter gefächert, wobei die Texte gemeinsam mit dem Filmemacher Matt Yoka geschrieben wurden. Oft erzählen sie von verzweifelten Maßnahmen in schwierigen Zeiten, wie etwa von der verarmten Figur im kammerpoppigen Opener oder den rätselhaften Machenschaften in ´Hotel´, das musikalisch mit einem Duett aus Klavier und Orchester, zwischen Pop-Appeal und weitläufigen psychedelischen Eskapaden pendelt.

´Alive´ beginnt dann als nervöses Akustikstück, leicht verzerrt und im Stil von Syd Barrett, entwickelt sich aber schnell zu einem prog-lastigen Stück mit Streicher-Arrangement, wobei die beeindruckenden Melodien selbst in Momenten purer Chaosintensität erhalten bleiben. ´Another California Song´ beendet das Werk schließlich mit einem fuzzy Rocker, ganz im Stile von Old School-Segall.

Im beispiellosen Oeuvre des Multitalents bietet ´Possession´ jedenfalls zahlreiche vertraute Elemente, aber eben auch viele neue Farbtöne im Klangbild und einen vielversprechenden Blick darauf, wohin die Reise für den Meister noch gehen könnte.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/dragcityrecords


Pic: Denee Segall

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