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JPL – Post Scriptum

2025 (Quadrifonic/Just For Kicks) - Stil: Prog Rock

Mit seinem neuen Album ´Post Scriptum´ präsentiert Jean-Pierre Louveton, der auch als JPL bekannt ist, eine ganz besondere Darbietung. Mit diesem Werk verknüpft er Vergangenheit und Zukunft miteinander. Er steht auf der einen Seite fest in der Welt des Progressive Rock und tastet sich auf der anderen Seite langsam in die Gefilde der französischen Chansons, harten Rockklängen und jazzigen Melancholie vor.

Wer JPL nur von seiner Band NEMO oder seiner kürzlichen „Sapiens“-Trilogie kennt, wird von ´Post Scriptum´ überrascht sein. Denn ´Post Scriptum´ ist Jean-Pierre Louvetons zwölftes Soloalbum und scheinbar ein Rückblick, eine Bestandsaufnahme und gleichzeitig ein neuer Anfang. Die Songs schwanken zwischen verletzlicher Selbstbeobachtung und explosiver Wut, sie spiegeln das soziale Klima, die Entfremdung zwischen Menschen und eine immer mehr implodierende digitale Welt wider.

Wie gewohnt spielt Jean-Pierre Louveton fast alle Instrumente selbst (Gitarre, Bass, Keyboards) und wird durch einige auserwählte Gäste ergänzt. Drummer Florent Ville sorgt auf den ersten drei Tracks für den Takt, während der vertraute Jean-Baptiste Itier (NEMO) das rhythmische Fundament liefert. Pianistin Stéphanie Vouillot und die Sängerin Élise Bourg machen mit ihren emotionalen Gesangseinlagen die Stücke besonders lebendig und runden das Ganze ab.

Der erste Song ´Solitaire´ ist fast ein klassisches Prog-Opener-Paradox, denn er beginnt sanft, endet aber brutal. JPL spricht über das Bedürfnis, individuell zu sein, in einer Welt, wo alle gleich sein wollen. Die Gitarren sind wütend und hart, es gibt Riffs, die einen an die frühen RIVERSIDE erinnern. Der düstere, hypnotische Walzer ´Jekyll´ wird durch ein elegisches Klavier von Stéphanie Vouillot und ein feines Duett mit Élise Bourg aufgebrochen, während es sich um menschliche Doppelmoral dreht.

In ´À l’évidence Je Me Rends´ singen Jean-Pierre Louveton und Élise Bourg zusammen, begleitet von melancholischen Gitarren. Durch die französische Sprache wirken die Texte, um kollektive Erschöpfung und resignative Einsichten, besonders gut, ohne übertrieben emotional zu sein. Richtig wütend ist ´L’Homme Est Un Animal Sauvage´, Gitarre und Orgel feuern sich wie im harten Classic Rock gegenseitig an. Jean-Pierre Louveton singt auch wütend, da es sich um eine Kritik an der Zivilisation handelt.

Den progressiven Rock führt JPL in ´Puzzle´ spannend von der Dissonanz in die komplexe Schönheit, mit einem traditionellen Gitarrensolo, und ´Les Fantômes´ wie eine Geisterbahn aus rhythmischen Brüchen, dröhnenden Riffs und einer düsteren Atmosphäre heraus aus der weichenden Vergangenheit. Im großen Finale, im elfminütigen Titelsong ´Post Scriptum´ wird das gesamte Album inhaltlich, musikalisch und emotional reflektiert.

JPL vereint seine Einflüsse in schlüssiger Form. Ebenso wie er es auf dem gesamten Album schafft, die Quintessenz seine Progressiven Rock frisch auszurichten. Dabei erlebt der Hörer eine düstere, aber nie hoffnungslose Stimmung. Denn die Kompositionen sind auf eine ehrliche Art und Weise emotional. ´Post Scriptum´ ist somit für alle, die den progressiven Ansatz im Rock wirklich ernst nehmen.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/jplouveton

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