
~ Earthshakers Over Mainhattan! ~
Mit Y&T verbindet mich eine sehr persönliche und emotionale Geschichte, denn ihre Live-Show im Sommer 1983 (Support Act übrigens: W.A.S.P.) im „Civic Center“ in Santa Monica, Los Angeles, war gerade Mal mein zweites Konzerterlebnis überhaupt – ich war noch ein Teenager, erstmals in der großen, weiten Welt unterwegs, und genoss sogar noch den Luxus, mir eine meiner damaligen Lieblingsbands live auf ihrer U.S.-Tour (´Mean Streak´) anschauen zu dürfen.
Das ist nun also mehr als 40 lange Jahre her, und Austragungsort war dieses Mal das „neue“ Frankfurter „Batschkapp“, in einem Industriegebiet im Osten der Hessen-Metropole gelegen.
Gegründet 1974 in Oakland, Kalifornien, hatten Y&T jedenfalls nie die Anerkennung bekommen, die sie eigentlich verdient gehabt hätten und wurden zeitweise sogar in das Hair Metal-Genre gesteckt, nur weil ein gewiefter Label-Manager sie aus Profitgier in diese Kategorie eingeordnet hatte.
Doch Y&T waren schon von jeher einfach nur eine klassische Hardrock-Band, ohne unnötige Spielereien oder gar Effekthascherei, sondern einfach nur solides Handwerk und großartiges Songwriting.
Ihre drei Klassiker-Alben aus den 80ern, ´Earthshaker´, ´Black Tiger´ und eben ´Mean Streak´, gehörten mit zum Besten was es an harter Musik damals zu bieten gab, und nur wenige können von sich behaupten, die Zeit so überdauert zu haben wie die vier Kalifornier um Mastermind Dave Meniketti.
Obwohl Meniketti das einzige verbliebene Originalmitglied ist, steht die aktuelle Besetzung nun bereits seit geraumer Zeit gemeinsam auf der Bühne – und sie trägt das musikalische Erbe der Band auch mit beeindruckender Klasse weiter.
Gitarrist John Nymann ist inzwischen seit etwa 20 Jahren Teil der Band, Schlagzeuger Mike Vanderhule stieß 2006 dazu, und Bassist Aaron Leigh komplettierte das Line-up schließlich 2016. Gemeinsam bilden sie eine mittlerweile eingespielte, kraftvolle Einheit, die den legendären Y&T-Sound mit Leidenschaft und Präzision am Leben erhält.
Die Playlist konzentriert sich stark auf zwei zentrale Schaffensphasen, zum einen auf die legendäre Trilogie der frühen Achtziger um ´Earthshaker´, ´Black Tiger´ und ´Mean Streak´, sowie einige Stücke von anderen Alben aus dem reichen Songfundus der U.S.-Amerikaner.
Das Set spiegelt jedenfalls alle typischen Merkmale des klassischen Y&T-Sounds wider, auch wenn Menikettis Stimme im Laufe der Jahre zwar etwas mehr Patina bekommen hat, so hat sie nichts von ihrer gewohnten Ausdruckskraft verloren.
Alle Highlights sind vertreten, von mitreißenden Rocknummern wie dem Opener ´Open Fire´, über ´Mean Streak´, ´Midnight In Tokyo´ oder ´Rescue Me´ bis hin zu ein paar unerwarteten Deep Cuts.
In ´I Believe In You´ bekommt das Publikum schließlich ein wahrlich episches Moment geliefert, in dem der Meister mit langen, gefühlvollen Gitarrensoli glänzt – ein eindrucksvoller Beweis, dass Y&T auch nach all den Jahren noch nichts von ihrer Magie verloren haben.
Die Schweizer Hardrocker GOTTHARD standen schon seit langer Zeit im Zentrum der Diskussion, ob sie ihre Rockwurzeln zugunsten eines mainstreamtauglicheren Sounds aufgegeben haben. Zweifellos hatte die Band Songs und Phasen, in denen die Grenzen zwischen Rock und beinahe schon Pop nahtlos verschwammen, doch seit einiger Zeit kehren Leo Leoni und seine Bandkollegen wieder verstärkt zu einem härteren, rockbasierten Sound zurück, so auch auf ihrem aktuellen Album ´Stereo Crush´, dessen Titel diese Tour gewidmet ist.
GOTTHARD legen dann nach einer kurzen Umbaupause mit ´AI & I´, dem Opener ihres neuen Werks los, eine starke Wahl, um knapp zwei Stunden Rock’n’Roll-Genuss einzuläuten.
Die Schweizer scheinen immer dann zur Höchstform aufzulaufen, wenn sie das Gaspedal durchdrücken und den Rock’n’Roll-Geist frei fließen lassen, der Song ´Boom Boom´ von eben ´Stereo Crush´ ist ein weiteres hervorragendes Beispiel dafür, ein kompromissloser Rocker, der richtig gut funktioniert.
Natürlich fehlen allerdings auch die emotionalen Momente nicht, etwa bei ´Remember It’s Me´ oder später bei ´Heaven´, das mit seiner gefühlvollen Stimmung besonders unter die Haut geht.
Die zweite Hälfte der Show präsentiert sich dann vor allem als eine Art „Best of“, mit adrenalingeladenen Klassikern wie ´Lift U Up´ oder ´Top Of The World´, die förmlich zum Mitsingen einladen – und das Publikum lässt sich an diesem Abend begeistert mitreißen.
Nach einer kurzen Pause kehrt die Band mit ´Hush´, der bekannten DEEP PURPLE-Coverversion des Joe South-Liedes zurück, und den krönenden Abschluss bildet schließlich die Bob Dylan-Huldigung ´Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)´, das nach knapp zwei Stunden Spielzeit einen professionellen und authentischen Rockabend abrundet.
Es war ein wunderbares Comeback nach einer derart langen Zeit, und natürlich hatten die rund 60 Minuten Y&T auch zahlreiche schöne Erinnerungen wieder geweckt.
Y&T Setlist (mit Albumzuordnung)
Open Fire (´Black Tiger´)
Don’t Stop Runnin’ (´In Rock We Trust´)
Don’t Be Afraid Of The Dark (´Ten´)
Mean Streak (´Mean Streak´)
Midnight In Tokyo (´Mean Streak´)
I Believe In You (´Earthshaker´)
Eyes Of A Stranger (´Contagious´)
Black Tiger (´Black Tiger´)
Rescue Me (´Earthshaker´)
Forever (´Black Tiger´)
https://www.facebook.com/YandTRocks
GOTTHARD Setlist
AI & I
Thunder & Lightning
All We Are
Stay With Me
Remember It’s Me
Every Time I Die
Acoustic Jam (Let It Be, Falling, Tell Me)
Burning Bridges
Anytime Anywhere
Boom Boom
Top Of The World
Rusty Rose
Heaven
Feel What I Feel
Mountain Mama
Drum Solo
Lift U Up
Encore:
Hush (Joe South-Cover)
Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn) (Bob Dylan-Cover)
https://www.facebook.com/Gotthard