
ROBERT REED – Sanctuary IV
2025 (Tigermoth Productions/Just For Kicks Music) - Stil: Prog Rock
Ein früher Morgen. Die Sonne kämpft sich langsam durch das Blätterdach eines ruhigen Waldes, in dem der Nebel wie ein sanfter Schleier über den Boden wandert. Tau funkelt auf den zarten Farnen, und das leise Tropfen auf dem Moos klingt wie ein entferntes Glockenspiel. In dieser Atmosphäre erleben wir die erste Runde von ´Sanctuary IV´. Wir werden Zeuge einer eigentlich nicht mehr existierenden Musik. Solche Klänge drängen sich nicht auf, sondern laden einfach ein. Sie bleiben in ihrer eigenen Zeitschleife stehen, weil sie einfach echt sind.
Robert Reed, der kreative Kopf hinter dieser musikalischen Flora, schenkt uns mit diesem vierten Teil seiner “Sanctuary”-Reihe wieder einmal ein Album, das man nicht einfach nur anhört, sondern das man durchlebt. Es ist eine Ehrerbietung, eine Art musikalisches Bild, und eindeutig eine Hommage an den großen Mike Oldfield. Aber Robert Reed imitiert nicht einfach nur, denn er geht eigene Wege und erkundet die Klangwelten mit einer Mischung aus Demut und selbstbewusstem Ausdruck.
Das erste Lied ´The Eternal Search´ beginnt fast wie ein zartes Morgenritual. Die Klänge sind anfangs schüchtern und zurückhaltend, als ob die Musik selbst erst den Morgen begrüßen muss. Doch Robert Reed kennt die Kunst der Spannung. Er baut Themen aufregend auf, verdeckt sie, nur um sie dann in einem beeindruckenden Moment mit Herzklopfen zu enthüllen. Die Gitarre klingt klar und lebendig und sorgt dafür, dass jeder Fan von Oldfields Musik aufhorcht. Aber es ist nicht nur das Instrument, das fesselt. Die ganze Komposition ist tiefgründig, poetisch und hat eine organische Atmosphäre. Wenn später Marimba, Glocken, Mandoline und Röhrenglocken harmonisch zusammen kommen, bringt das Erinnerungen an die sakrale Schönheit von ´Incantations´, aber mit einem frischen, lebendigen Gefühl.
Der nächste Song, ´Truth´, ist das mutigste Stück auf dem Album. Robert Reed traut sich, auf sanfte Weise aus dem gewohnten Klangrahmen auszubrechen. Ein Hauch von Orgel, überraschende Harmonien und die rhythmischen Akzente von Simon Phillips bringen eine feine Nuance, die selbst seime rockigen Wurzeln in einem neuen Licht erscheinen lassen. Und dann kommen Gesänge, die klingen, als kämen sie aus einem fernvergangenen Seemannslied. Es ist eine kurze Szene, die wie ein flüchtiger Traum wirkt, aber voller Stimmung wie ein alter Mythos.
Der kurze Titeltrack ´Sanctuary´ steht für den musikalischen Abschluss des Werkes. Er bleibt als eine Art Atempause, ein Moment des Innehaltens und des Dankes in Erinnerung.
Denn ´Sanctuary IV´ folgt mit zwei langen epischen Stücken, gefolgt von einem kürzeren Nachklang, dem klassischen Muster der Konzeptalben aus den Siebzigerjahren. Robert Reed spielt fast alle Instrumente selbst, ähnlich wie Mike Oldfield bei ´Tubular Bells´. Es sind nur drei Gastmusiker dabei, Simon Phillips am Schlagzeug, Les Penning an der Flöte und der legendäre Produzent Tom Newman. Diese Zusammenarbeit ist nicht nur nostalgisch, sie vermittelt eine tiefere Verbindung zur Musik.
Natürlich wird man ´Sanctuary IV´ nicht ohne die Vergleiche hören können. Robert Reed steht im Schatten großer Werke wie ´Hergest Ridge´, ´Ommadawn´ und ´Incantations´. Doch Robert Reed schafft es, mit Sorgfalt und Leidenschaft etwas Zeitloses zu kreieren. Er komponiert, um zu erinnern und ihm gelingt es, neue Erinnerungen zu kreieren. Es ist ein Album für die puristischen Oldfield-Fans, aber auch für alle, die verstehen, dass eine Hommage etwas Wunderschönes sein kann. Wer bereit ist, sich auf ´Sanctuary IV´ einzulassen, wird mit Klanglandschaften, mit Harmonien und mit Melodien belohnt, die Bestand haben und im Gedächtnis bleiben.
Derweil bewegt sich allmählich die Sonne über die Baumwipfel und ihr Licht glitzert auf dem Wasser. Es sieht aus, als würde sie mit den Wellen spielen und Muster auf die moosbedeckten Steine zaubern. Der Duft von feuchtem Laub und frischem Harz schwebt in der Luft und gibt dem Morgen eine ganz besondere Note. Das ist wirklich der perfekte Moment, um die Musik von ´Sanctuary IV´ zu genießen.
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