
DAWNRIDER – Five Signs Of Malice
2024 (Metal on Metal Records) - Stil: Heavy Metal
Auf dem Zettel hatte ich diese Band seit Jahren, aber geschafft, mir ein Album ranzuholen, hab ich nie. Nun ist es schon deren fünftes Machwerk.
Zum dritten Longplayer hin oder kurz danach muss es bei den Portugiesen zum Umbruch gekommen sein, denn ich hatte sie stets mit Sänger Francisco Dias, Inhaber von „Blood & Iron Records“, in Verbindung gebracht. Der aktuelle Sänger und Bassist ist seit 2017 dabei und das vorliegende Album dann auch ein Relikt jüngerer Tage, nämlich des musikalisch übergeil gefüllten Jahres 2024.
Wenn ich von der Qualität dieses Albums gewusst hätte, ich hätte mir alleine für meine Top 20 diese Scheibe gekauft. Ohne Scheiss, Freunde, das hier ist großes Kino, obwohl natürlich nur ein Remake eines bekannten und beliebten Stils. Aber da kommt bei mir wieder der verbohrte Torwächter ins Spiel. Lieber ein Sound mit Seele und Tradition, der eventuell einige Akkordkombinationen und Notenabfolgen bei sich trägt, welche man gerne auf Alben dieses Genres findet, statt zwanghafter Kaputtverbesserungen und Krampfinnovationen.
´Five Signs Of Malice´ ist schlichtweg das musikalische Gegenstück zu einem fantastischen Gruselfilm. Riffs und Melodien sind einfach schaurig. So ganz festlegen will sich die Kapelle nicht. Doom, echter Doom, kein Mischmasch mit Kifferkrach oder monotonen Gewaltorgien, haben DAWNRIDER sich hier auf die Fahnen geschrieben. Eine schnieke Orgel haben sie durchgehend im Programm und damit einen klassischen Hardrock-Spirit, den sie unter tonnenschweren Riffs begraben, aber nicht verstecken können. Eine orgelige Horror Doom-Atmosphäre baut sich auf wie in einem guten alten Film aus den 70ern, vornehmlich italienischer Herkunft, auch wenn es Portugiesen sind. Aber es sind eben alles katholisch geprägte Kulturen mit Geschichte und die wissen, wie man alte Mythen und obskure Kulte in Musik verpackt. Das geht wesentlich tiefer als der ganze banale Splatterkram. Und wenn sie schön entspannt rollende und dahinwogende Passagen in ihre eruptiven Songs einbauen, schwebt Eure Seele mit ihnen davon in modrige Katakomben und vergessene Regionen abseits des modernen Lebens.
Ich bin vom lässigen, lebendigen Spiel und transparenten, luftigen Klang begeistert. Alle Instrumente haben Raum zur Entfaltung, haben Dynamik. Dieses Album klingt echt und authentisch. Und so schwungvoll, wie die Band teilweise von wuchtigen in verspielte Passagen hineingeht, dabei lange instrumentale Abschnitte anlegt, die aus den Stücken mehr als nur Rocksongs machen, ist schon eine seltene Kunst. Ich höre die CD seit Tagen wieder und wieder und wandere durch eine raue Welt voller urwüchsigem und urigem Leben.
DAWNRIDER sind wahrlich gute Musiker, die aber jede Handlung in den Dienst ihres Songs stellen, große Gefühle vor technokratischen Irrsinn stellen und schmissige Momente so gekonnt in ihre Kompositionen einbauen, dass Eingängigkeit und Einprägsamkeit gewährt sind. Ich muss da echt mal auf die Suche nach den früheren Werken gehen.
Klar, wird es nicht alle Menschen berühren und selbst unter Doom- und Kultmetalfans wird es Manchen eher unangenehm berühren. Aber diese obskure, wahnsinnige Stimmung ist einen Versuch oder mehr wert.
Freunde von L’IMPERO DELLE OMBRE, I COMPAGNI DI BAAL oder alten DEATH SS, THE BLACK und PAUL CHAIN kriegen ihre Gruselmetaldosis direkt in die Seele injiziert. Top Scheibe!!!
(9,5 Punkte)
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