PlattenkritikenPressfrisch

LARS FREDRIK FRØISLIE – Gamle Mester

2025 (Karisma Records) - Stil: Progressive Rock

Es gibt Alben, die öffnen Türen zu neuen Welten. ´Gamle Mester´, das zweite Soloalbum von Lars Fredrik Frøislie, ist genau so ein Album. Es fühlt sich an, als ob man in die nordische Natur eintaucht, wo alte Eichen flüstern, Mythen lebendig sind und der Progressive Rock in neuer Form erklingt.

Denn Lars Fredrik Frøislie ist kein gewöhnlicher Musiker. Er ist ein Sammler alter Klänge und ein Meister der analogen Musik. Als Teil der norwegischen Prog-Band WOBBLER hat er mit seinem ersten Soloalbum ´Fire Fortellinger´ aus dem Jahr 2023 bereits eine Hommage an die Prog-Musik der 70er Jahre geschaffen, gesungen auf Norwegisch. Mit ´Gamle Mester´ geht er noch tiefer. Er bringt uns in die geheimnisvollen Wälder Norwegens und in die Tiefen seiner Kreativität.

Wie ein Gemälde, das bei jedem Blick neue Details zeigt, ist ´Gamle Mester´ voller Symbolik und inspiriert von einem alten Baum – der “Den Gamle Mester” in Norwegen. Diese Eiche wird zum Sinnbild für Weisheit, Geduld und den Fluss der Zeit. Von ´Demring´ (Dämmerung) bis ´Skumring´ (Zwielicht) erleben wir einen Tag im Leben dieses Baumes – oder vielleicht sogar ein ganzes Leben in einem einzigen Tag.

Und so beginnt ´Demring´ mit sanften, instrumentalen Klängen. Mellotron, Flöten und Klavier zaubern eine Atmosphäre, die die Welt erweckt. Es ist eine melancholische, kühle und beeindruckende Einleitung, die uns auf die Reise mitnimmt. Innerhalb der nächsten zehn Minuten erleben wir unter dem Titel ´Jakten På Det Kalydonske Villsvin´ die Jagd nach dem Kalydonischen Eber. Lars Fredrik Frøislie erzählt diese Geschichte kraftvoll. Die Mischung aus nordischer Mythologie und Prog Rock ist beeindruckend. Die Gesangslinien in Norwegisch geben der Geschichte einen besonderen Charakter. Die Musik ist lebhaft und fesselnd.

Im siebenminütigen Titeltrack ´Gamle Mester´ geht es um das mystische Bild des alten Meisters, vielleicht sogar ein Gespräch mit dem Baum. Die verschiedenen Motive entwickeln sich wie die Jahresringe eines Baumes: von verspielten Melodien bis zu kräftigen Hammond-Klängen. Dieses Stück lebt, es fühlt sich an, als würde es atmen. Dann geht es dunkler zu. ´Medusas Flåte´ ist ein dramatisches Stück über neun Minuten, inspiriert von einem Gemälde, voller intensiver Klänge und einer Mischung aus Chaos und Ordnung. Die Musik ist aufregend und leitet uns sicher durch den Sturm.

Doch den Höhepunkt erwartet der Hörer mit dem zwölfminütigen ´De Tre Gratier´. Er bringt elegant unterschiedliche Klänge zusammen. Er wechselt zwischen hellen und dunklen Momenten, mit Einflüssen von barocker Musik und auffälligem Prog Rock. Hier wird Lars Fredrik Frøislie zum Geschichtenerzähler und schafft ein klangliches Erlebnis. Der Abschluss ´Skumring´ ist leise und nachdenklich. Wie ein Sonnenuntergang, der sanfte Schatten wirft. Keine Worte, nur die Klänge der Tasten. Ein letzter Gruß an den Alten Meister, und ein Nachklang, der bleibt.

Lars Fredrik Frøislie hält die Vergangenheit lebendig. Er schafft etwas Eigenes, Menschliches und Magisches.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/larsfredrikfroislie

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"