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EUPHORIA STATION – Smoking Gun

2025 (Reverie Suite Records) - Stil: Americana

Da ist sie wieder, diese coole Band, die so klingt, als könnte man mit ihr ein Zeltlager für Musikliebhaber im Stil von Southern Rock, Folk, Prog und Americana irgendwo zwischen Woodstock und Nashville aufschlagen.

Schließlich präsentiert die 2015 in Los Angeles gegründete Band EUPHORIA STATION in diesen Tagen nicht einfach nur ihr drittes Album ´Smoking Gun´, es ist vielmehr wie ein musikalisches Lagerfeuer, das großartige Bilder im Kopf entstehen lässt.

Während der Vorgänger ´The Reverie Suite´ eher sanft und fast märchenhaft durch die Landschaft tingelte, besitzt ´Smoking Gun´ eine rauere Note und geht barfuß über die heißen Schotterstraßen der Vorstadt.

Denn mit Musik und Fantasie haben alle Zusteigenden im „Bahnhof der Euphorie“ zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterreise. Mit im Zug sitzen und stehen zu jeder Tages- und Nachtzeit Sängerin Saskia Kraft van Ermel und Gitarrist Hoyt Binder.

Da das Leben ohne Musik viel zu langweilig ist, sitzen bei ihnen natürlich einige Gleichgesinnte im Abteil, die ebenfalls glauben, dass ein Gitarrensolo wie ein Gebet klingen kann und eine Flöte Geschichten erzählen sollte: Schlagzeuger Toss Panos, Flötistin Rebecca Kleinmann, Bassist Jorgen Carlsson und Keyboarder Ronald van Deurzen.

Gemeinsam machen sie Musik, die auf einem Festival mit Neil Young, Pink Floyd, Jethro Tull oder The Allman Brothers einfach gut ankommen würde. Sie nennen es Progressive Americana.

Sie starten mit einer gefühlvollen Einleitung ohne übertriebenes Pathos (´Amazing Grace (In Memory Of…)´), spielen in Erinnerung an ihre Jugend ein Tribut an die Marshall Tucker Band, mit fetter Gitarre und einer Flöte (´Take The Highway´), haben den Soundtrack für ein Duell in der Wüste mit kraftvollen und hymnischen Melodien (´Smoking Gun´) oder für die Suche nach dem Nirgendwo (´Nowhere Junction´) parat.

Sie bieten aber auch nach Whiskey riechendes Südstaaten-Feeling (´My Mistake´) oder ihr echtes progressives Americana-Feeling in Perfektion an (´Off The Beaten Path´), auf dem Roadtrip mit ausgelassenen Soli (´Dusty Roads´), großen Melodien (´Carolina On My Mind´) immer romantisch, aber nicht kitschig (´Sweep Me Away´), bis zum wehmütigen Schluss (´November Came Early´).

Denn ´Smoking Gun´ ist wie ein Tagtraum im Wilden Westen. Es geht um Liebe, Verlust, alte Helden, neue Wege und den ständigen Wunsch nach Freiheit. Die Texte haben viel Persönlichkeit, lassen aber auch Freiraum für eigene Gedanken. Es ist ein Konzeptalbum, das kein starres Konzept braucht. Es ist voll mit Stimmungen und Episoden – wie auf einer Zugfahrt, eben wie im richtigen Leben.

Es trägt den Geist von Laurel Canyon mit dem rauen Südstaatenrock, während irgendwo eine Flöte durch die Luft schwebt und jemand wahlweise eine alte Rock- oder Prog-Platte aus den Siebzigerjahren auflegt.

Steig an der EUPHORIA STATION ein und der Zug fährt nach ´Nowhere Junction´. Nur an irgendeinem verlassenen Bahnsteig säuselt noch ein älterer Mann “Es fährt ein Zug nach nirgendwo” in den Wind.

(8,5 Punkte)

https://euphoriastation.bandcamp.com/album/smoking-gun
https://www.facebook.com/EuphoriaStation

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