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YAWNING BALCH – Volume Two

~ 2023 (Heavy Psych Sounds) – Stil: Psychedelic Rock / Progressive Rock ~


Bob Balch ist seit 1997 Gitarrist bei FU MANCHU. Die Legende will es, dass er nach einem Ausflug in das sagenumwobene Joshua Tree mit den Musikern von YAWNING MAN, Vertreter der experimentellen „Desert Rock Szene“, dringend ein Album einspielen wollte. Es wurden zwei daraus. ´Volume One´ ist an anderer Stelle besprochen. Auch ´Volume Two´ ist aus drei Songs zusammengesetzt, die alle irgendwo zwischen 10 und 20 Minuten Spielzeit sind. Wer Stoner Rock oder harte Riffs erwartet, wird enttäuscht sein, den YAWNING BALCH setzen konsequent auf experimentellen Rock im Psychedelic- und Progressivbereich, der alles andere als Easy Listening ist.

Auf einem rhythmisch anspruchsvollen Fundament von Schlagzeug und Bass werden von Bob und Gitarrist Gary Michael Arce oftmals durch Effektgeräte stark verfremdete Gitarrentöne gelegt. Trotz aller Experimentierfreudigkeit sind die Songs von der Struktur nachvollziehbar. Allerdings sind es fließende Töne und natürlich ist alles instrumental. Ich gebe zu, reine Instrumentalalben sind nicht sehr häufig in meiner Sammlung. Na ja, Vinnie Moore fand ich mit ´Mind’s Eye´ ganz gut. Ach, das war 1986? Na gut, lassen wir es sein. Aber YAWNING BALCH können mich fast vollständig über die gesamte Spielzeit faszinieren, obwohl die drei Songs auch ein Song sein könnten. Denn der musikalische Kosmos ist bei aller Experimentierfreudigkeit doch irgendwie geschlossen und nicht so anstrengend wie manchmal bei den „neueren“ KING CRIMSON (will das aber musikalisch gar nicht so vergleichen).

´A Moment Expanded (A Form Constant)´ ist ein interessanter Einstieg und baut – wie oben schon genannt – auf dieser famosen Rhythmusgruppe Bill Stinson (Drums) und Billy Cordell (Bass) auf, die einen starken Gegenpart zu den beiden Gitarristen stellen. ´Flesh Of The Gods´ ist mit zehn Minuten nicht nur deutlich kürzer, sondern auch etwas nahbarer als die anderen beiden Songs. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass es mehr wohlige Klänge und weniger progressive Gitarrenausflüge enthält. ´Psychic Aloha´ ist zum Schluss aufgrund der härteren Gitarrentöne etwas rockiger, wenn der Begriff hier genannt werden darf. Aber die schwebenden Gitarrentöne bleiben jederzeit präsent.

Ich weiß nicht, ob das jetzt auf die Dauer eine wirklich wichtige Musik für mich wird. Aber die beiden Alben haben etwas wirklich sehr Faszinierendes. Ich werde auch einmal YAWNING MAN auf meinen Antestzettel setzen. YAWNING BATCH, das ist sehr „erwachsene“ Musik, technisch sehr stark, ohne die „Ich bin wichtig“-Attitüde mancher Fusionsmusiker. Antesten lohnt sich. Im schlechtesten Fall einfach den Ausknopf drücken, weil es zu „esoterisch“ ist. Aber vielleicht – das braucht natürlich Geduld – springt doch ein kleiner Funke der Faszination auf einen über. So war es zumindest bei mir.

(8 Punkte)

 

https://www.facebook.com/yawningmanofficial/