PlattenkritikenPressfrisch

KULT KOMPASS Mai 2022

Bitte schauen Sie herein! Dann können Sie auch durchblicken.

Herzlich willkommen zum neuen Kompass, der sich in diesen Tagen geradezu anbietet, bei all den Feiertagen hier wie dort, genüsslich gelesen zu werden. Nutzt also derzeit die freien Stunden, um Eure Kräfte in freier Natur aufzutanken oder sie mit Lesen und Hören zu füllen.

Für eine Freilichtaufführung würde sich gerade unsere Monatsherrlichkeit wunderbar anbieten. Viel Freude also unter der Sonne und zwischen den Boxen. Peace.

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

ASKARA – Lights Of Night
2022 (Fastball Music) – Stil: Melodic Dark Metal

Endlich mögen mit der Schweizer Formation vertraute Menschen sagen, veröffentlichen ASKARA sechs Jahre nach ihrem Debüt und neun Jahre nach Bandgründung ihr zweites Studioalbum. Dabei gelingt es den Herrschaften, einen melodischen Metal zu produzieren, der aufgrund seiner dunklen Art keine Happy Metal-Bauchschmerzen verursachen mag. Manche nennen es auch schlicht Gothic Metal.

Im gleichen Maße stehen mit Sängerin Miril und Bassist Elia, der öfters zu Growls ansetzt, die beiden Gegensätze menschlicher Natur am Mikrofon. Von der vierminütigen Single ´Dark Night Of The Soul Pt. I´ bis zum neunminütigen Epos ´To Ailsa Rock´ decken sie dazu noch eine gehörige Bandbreite ab. Da allerdings nicht alles glänzt, was für die Nacht auf Politur gebracht wurde, sollten sich Nichtkenner von ASKARA erst einmal vorab ein eigenes Hörurteil bilden.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Askaraband


HANK BALLARD – Rocks
2022 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll

Chubby Checker wurde mit ´The Twist´ und ´Let’s Twist Again´ weltberühmt, doch das Lied ´The Twist´ selbst erfand Hank Ballard und rockte schon jahrelang zuvor von Küste zu Küste durch die Vereinigten Staaten.

Hank Ballard rock und rollte auch schon Mitte der Fünfzigerjahre die US Charts von hinten auf. Die „ROCKS“-Reihe widmet sich daher seinen rockigsten und gewaltigsten Stücken. Von ´Work With Me Annie´ oder ´Annie Had A Baby´, ´Sexy Ways´ bis ´The Twist´ sind die vordergründigen Hits sowie ´Finger Poppin‘ Time´, ´Let’s Go´, ´Let’s Go, Let’s Go´ und ´The Hoochi Coochi Coo´ allesamt vertreten.

(Michael Haifl)


THE BALLET BOMBS – Mutations
2022 (Noisolution) – Stil: Stoner/Garage

THE BALLET BOMBS charakterisieren sich selbst als BLINK 182 des Garagen Fuzz. Auf jeden Fall sind sie ein wildes Trio aus Eindhoven und auf jeden Fall spielen sie wilden Garagen Rock, so wie man ihn laut und dreckig hören will.

Auf das „Roadburn Festival“ waren sie schon 2020 eingeladen, 2022 endlich auch live zu hören. Durch das live eingetütete ´Mutations´ darf sie sich nun jeder auch zu Hause anhören, ihre Rock-Hymnen mit Psychedelic, Stoner, Glam und mit Punk. Und dann kommt da noch der Gesang von allen drei Männern hinzu: von Bassist Rubin „Zwoelboy“ van Nistelrooy, Schlagzeuger Erik „El Cahole“ van de Beek und Gitarrist Frankie „Fuzz“ Lamberts.

Nach diesen fünf Songs sollte man diese Balletttänzer im Auge behalten.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/TheBalletBombs/


NIKOLA BANKOV – Dream Chaser
2022 (AMP Music & Records) – Stil: Jazz / Rock / Fusion

Der Wahldäne Nikola Bankov mit Wurzeln in der Slowakei ist durch das Sextett NIKOLA BANKOV BAND bekannt geworden. Der mittlerweile preisgekrönte Altsaxofonist konnte 2019 sein Debütalbum ´Bright Future´ veröffentlichen. Drei Jahre später hat er ´Dream Chaser´ fertig produziert.

Im Gegensatz zum Vorgänger, mit Tenorsaxofonist Seamus Blake, integriert Nikola Bankov diesmal mit Grammy-Gewinner Randy Brecker an Trompete und Flügelhorn sowie Rapper Blacc El am Mikrofon andere Weltklassekünstler. Neben zwei Solostücken spielte Nikola Bankov auch sechs Songs im Bandkontext ein. Dass NIKOLA BANKOV & RANDY BRECKER in ihrem Jazz mit Punkrock und Elektronik experimentieren, macht sie sogar für ein junges und breiteres Publikum attraktiv.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/nikolabankovmusic/


BODYGUERRA – Fire & Soul
2021 (Echozone) – Stil: Hardrock/Rock

Das hier ist genau das Richtige für all die Jungs und Mädels, die ein Blues-, Classic Rock- und Hardrock-Album hören wollen, bei dem Meistergitarrist Guido Stoecker sowie seine Frontlady Ela Sturm im Mittelpunkt stehen. ´Fire & Soul´ bietet im Zusammenspiel mit Danij Perl am Bass, Christian Antwerpen am Schlagzeug sowie obendrein Rolf Munkes an der Gitarre haargenau solch ein Album.

Die Songsammlung bietet sogar noch etwas Spezielles, den Song ´Xmas Is Special´ für die weißen Weihnachten und den erst jetzt wieder brandaktuellen Song ´Hundert Mann und ein Befehl´, den im Nachgang zuletzt auch SHIREGREEN aufbereitet hatten.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Bodyguerra


CARPET WAVES – Inner Weapons
2022 (Waveland Records) – Stil: Post Punk/ Alternative

CARPET WAVES erfreuen mit ´Inner Weapons´ und ihrer stilistischen Ausprägung aus Post Punk und Alternative Rock, etwas Dreampop und Indie Rock.

Benjamin Dörfer, Kai Entian, Tim Rummel und Javier Perez Vera zementieren in ihrer Musik die innere Zerrissenheit der menschlichen Natur im Konflikt mit der Welt und dem eigenen Ich. Dabei hat das Quartett mit ´Biography´ gleich den Post Punk, mit ´Shadows´ noch düsteres á la THE CURE und mit ´Narrow Dream Factory´ etwas poppigeres anzubieten. ´Aura´ läuft sogar in Richtung Shoegaze á la SLOWDIVE und ´Void Wilderness´ in den Fußstapfen der Achtzigerjahre. Das ist auf jeden Fall ausbaufähig.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/carpetwaves


THE CHRONOMASTER PROJECT – The Android Messiah
2022 (Independent) – Stil: Prog Metal Opera

Italien, Prog Metal, Gastsänger, da kommt alles zusammen, was einem Angst macht. Die Band um Producer und Geschichtenerfinder Fabio Rancati schafft es aber, die Klippe zu umschiffen, zu verdächtig nach einem Frontiers-Produkt zu klingen. Inhaltlich bekommt der Hörer eine philosophisch überfrachtete Sci-Fi-Story, die so irre wirkt, dass ich sie nicht versuche, zusammenzufassen.

Musikalisch gibt es netten, frickelfreien leicht proggigen Metal italienischer Schule in den Spuren von LABYRINTH oder VISION DIVINE. Dazu gibt es ein paar Spritzer DREAM THEATER und SYMPHONY X. Was positiv hervorsticht, die Gaststimmen, ja dieses Übel wird hier fortgeführt, die Gäste entstammen alle eher der Ersten Liga. Da sind vertreten etwa Marc Boals, Amanda Somerville, Snowy Shaw oder Chris Boltendahl, nur um ein paar Namen zu nennen. Die Nummer, auf der der GRAVE DIGGER-Barde zu hören ist, zähle ich sogar zu den Höhepunkten, er bringt doch ein paar Prisen Dreck und Aggressivität zusätzlich ein, die auch in einer Prog Metal-Oper nicht fehlen dürfen. Spaß machen auch das treibende ´Revenge Of The Last´ und das überlange Finale ´Nothing Left To Lose´. THE CHRONOMASTER PROJECT schaffen mit Sicherheit kein Jahreshighlight, ein nettes Schmankerl für Zwischendrein ist der androide Messias ganz bestimmt. Der Refrain des letztgenannten Liedes könnte gar in bekannterem Zusammenhang ein potentieller Hit sein.

(7,5 Punkte – Mario Wolski) – www.facebook.com/chronomasterprj


CRESTFALLEN QUEEN – Hall Of Maati
2022 (Vocem Interiorem Manifestations) – Stil: Prog/Doom Metal

Wer hätte gedacht, dass so ein Sound aus der schwäbischen Hauptstadt Stuttgart kommt? Schon mit ihrem vor drei Jahren veröffentlichten kleinen Meisterwerk ´Queen Of Swords´ konnte der Fünfer begeistern. Nun legt man eine Zwei-Track EP mit 20 Minuten Spielzeit nach und zeigt, dass man sich noch einmal steigern konnte.

Die fünf Musiker inklusive Sängerin nennen sich schlicht nur E, G, K, C und A und zeigen dem Hörer somit, dass man seine Aufmerksamkeit ganz der Musik schenken soll. Und das ist auch gut so. Während man auf dem erwähnten kleinen Meisterwerk ´Queen Of Swords´ ganz deutlich mit schweren heavy Riffs dem Doom-Sound Tribut zollte, ohne dabei in typische Standards zu verfallen, beweisen sie auf dem Zwei-Tracker, dass sie nun deutlich progressiver, atmosphärischer und melancholischer agieren, ohne dass der Spannungsbogen nachlässt. Doom-Elemente spielen dennoch eine zentrale Rolle im Sound der Schwaben, wo die schweren Riffs das Grundgerüst bilden. Gesanglich hat E sogar einiges an stimmlichen Facetten drauf.

Wer auf keinen typischen Doom steht, der wird hiervon begeistert sein. Schon alleine ´Eclipse Of Truth´, mit seinen extrem unterschiedlichen Stimmungen, zwischen monströsen Riffs und progressiven, verspielten Passagen legt einen flach. Kurzum: Geiler Shit! Vinyl-Nerds sollten sich beeilen, da nur eine sehr kleine Auflage veröffentlicht wurde, ebenso von dem erwähnten Vorgänger. Hurry up.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://crestfallenqueen.bandcamp.com/album/hall-of-maati


DOG DIMENSION – Rabies
2022 (Dogspeed! Records) – Stil: Hardrock/Rock

Der nächste Kracher aus der Hauptstadt. Keine dummdreiste Geschichte aus dem Behördenviertel, sondern eine musikalische Eruption. DOG DIMENSION haben ihre dritte EP in Folge produziert und liefern dabei eine Mischung aus Noise und Grunge ab, der in seinem Trio-Format schwelend jederzeit in Brand gesteckt werden kann.

Die einen denken an NIRVANA, die anderen an PRIMUS, manche an FUGAZI, MELVINS oder HELMET, doch die Frontdame dieser experimentellen Rockband, dieser alternativen Metalband macht den Unterschied, wieder einmal. Denn die Sängerin und Bassistin Josefine Luckschy führt mit Gitarrist Alexander Meurer und Schlagzeuger Immo Philipp Hofmann dieses außergewöhnliche Trio an. Für Neuhörer gilt: Überraschung und Neuliebe nicht ausgeschlossen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/dogdimension


DOUBTING THOMPSON – Revelations
2022 (Sliptrick Records) – Stil: Thrash Metal

Holterdiepolter, DOUBTING THOMPSON aus Fox Lake, Illinois, legen mit ´Revelations´ eine weitere 5-Track-EP vor, die simples Gethrashe mit old-schooligem Flair bietet. Auf dem dritten Release des Trios hat sich gegenüber den Vorgängern nicht wirklich viel geändert.

Der End-Achtziger, frühe Neunziger Thrash Metal ist sehr simpel gehalten, hat immer mal kurze coole Momente, das Gesamtpaket kann jedoch nur wenig überzeugen. Mit dem Opener ´Class Warfare´ und dem EP-schließenden ´Dumpfucked´ hat man zwei ganz ordentlich nach vorne galoppierende Nummern mit zweifelfreiem Achtziger Flair am Start. Mit ´Wisconsin´ prügelt man fast NUCLEAR ASAULT-mäßig die Drumfelle kaputt. Dagegen wirkt der Titeltrack irgendwie schon innovativ, aber durch Rhythmik und Taktung auch etwas moderner. Der Gesang ist dritte Liga und ein Schwachpunkt.

In ´Revelations´ steckt sicher viel Herzblut und Schweiß, aber das Resultat kann nicht überzeugen, durch a) wenig wirklich gute Songs und b) allzu vorhersehbarem Songwriting.

(5,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://doubtingthompson.bandcamp.com/


DAVID ENHCO – Family Tree
2022 (L’AUTRE) – Stil: Jazz / Klassik / Trompete

Der klassische Musik und Jazz studierte Komponist David Enhco präsentiert mit ´Family Tree´ ein farbenfrohes Musikalbum. Sein DAVID ENHCO QUARTETT hat er allerdings nicht ad acta gelegt, sondern verbindet sein Jazzquartett mit dem Streichquartett QUATUOR VOCE. Obendrein ist das Werk, gemäß dem Albumtitel ein echtes Familientreffen, neben einigen Freunden spielen auch sein Bruder, seine Partnerin und seine Mutter mit.

Dass MICHEL PORTAL, JOHN LEWIS, ELLIOTT SMITH, FRANCIS PULENC, CLAUDIO MONTEVERDI, FLORENT NISSE sowie die Sängerinnen CÉLIA KAMENI und CAROLINE CASADESUS anwesend sind, ist auch der erfolgreichen Vergangenheit David Enhcos zu verdanken, die etwa 2011 mit „Le Jazz Et La Diva“ über 200 Aufführungen vor über 100.000 Zuschauern in seiner Vita oben aufführt oder seine 130 Konzerte in ganz Europa mit der Jazz-Adaption von „Peter und der Wolf“. David Enhco gewann sogar den ersten Preis beim internationalen Jazzwettbewerb in Montauban. ´Family Tree´ sollte man also nicht verpassen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/davidenhco.page


EVIL – Book Of Evil
2022 (Mighty Music/SPV) – Stil: Heavy Metal

´Evil’s Message´ der Dänen EVIL, 1984 veröffentlicht, wird auf alle Zeiten ein Klassiker bleiben. Dass man das Ding kürzlich wiederveröffentlicht hat, ist legitim, dazu hat man auch ein neues Album angekündigt. Yoh, das liegt jetzt vor und ist mehr als ernüchternd. Das hat mehrere Gründe. Das einzig verbliebene Original-Mitglied, Drummer Freddie Wolf, ist an die Gitarre gewechselt und hat sich dann nach neuen Mitstreitern umgesehen. So gesehen kann man hier fast schon von einer Coverband sprechen. Mit Sänger Martin Steene (IRON FIRE, ex-FORCE OF EVIL) steht ein fähiger Mann am Mikro, aber es ist die Musik selbst, die nicht beeindruckt. Ebenso wie die Produktion, die im Zusammenhang mit Bandnamen und dessen Reputation gar nicht geht. EVIL 2022 klingen wie eine frisch aus dem Übungsraum entlassene Band mit neuzeitlich klingenden Gitarren, modernen Grooves und relativ wenig klassischen Attributen, mit denen man einst den legendären Ruf begründete. Selbst die neu eingespielte Version von ´Evil’s Message´ klingt wenig erfrischend, eher schlapp und energielos. Man hat sich eigentlich fast ganz vom traditionellen Stil losgelöst und ein modern klingendes Metal-Album ohne Eigenständigkeit veröffentlicht. EVIL haben das gleiche Problem wie viele andere Bands aus einst glorreichen Tagen, die einen Neustart wagen, ihre neuen Songs sind einfach schlechtes Mittelmaß und weit entfernt von dem, was man einmal lieferte.  Wer die ´84er EP liebt, der wird hier das Weite suchen.

(5 Punkte – Jürgen Tschamler)


HALESTORM – Back From The Dead
2022 (Atlantic/Warner) – Stil: Heavy Metal

Die Amis um Frontfrau Lzzy Hale liefern ja eher die Mucke für die jüngeren Generationen an Metalfans und haben in den USA einen deutlich höheren Stellenwert als z.B. hier in Deutschland. ´Back From The Dead´ ist in der Gesamtdiscografie, welche inklusive des neuen Albums, nun fünf Alben umfasst, das bisher druckvollste und härteste. Wobei „härteste“ in Sachen HALESTORM relativ ist. Traditionalisten werden sich hier eher wegducken als die guten Kompositionen wertzuschätzen.

Frau Hales Stimme ist gewaltig und prägend, allerdings nicht so charismatisch wie die von THE PRETTY RECKLESS Frontdame Taylor Momsen. Letztgenannte Truppe hat im direkten Vergleich auch die deutlich nachhaltigeren Songs zu HALESTORM. Die geben sich aber wie erwähnt sehr heavy auf ihrem neuen Album. Tracks wie ´Psycho Crazy´, ´Wicked Ways´ oder das treibende ´Brightside´, mit enormem Hitpotential ausgestattet, sind definitiv für die großen Bühnen kreiert. Auch sehr hörenswert die Ballade ´The Steeple´, wobei hier noch einmal eindringlich auf die kräftige Stimme hinzuweisen ist. HALESTORM werden auch weiterhin ihre Zielgruppe punktgenau ansprechen. ´Back From The Dead´ ist ein energisches, modernes Metal-Album, das seine Reize mit jedem Durchgang mehr ausspielt.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.halestormrocks.com/


INTOXICATED (FL) – Watch You Burn
2022 (Seeing Red Records) – Stil: Death-/Thrash Metal

Der Florida-Dreier hat zum Quartett aufgerüstet und legt nach zwei Jahren endlich neues Futter vor. Die letzte Veröffentlichung der Amis, ein Sechs-Tracker mit dem Titel ´Walled´, war äußerst schmackhaft und gehaltvoll. Ein brachialer Mix aus Death sowie Thrash Metal ließ die Ohren glühen. Diese Linie setzt man auf dem neuen Longplayer fort.

Man zieht weiterhin seine Haupteinflüsse aus dem Achtziger Death Metal Floridas und kombiniert diese Brachialität mit feuriger Energie der Bay Area Thrash Metal-Bands. Heraus kommt ein ziemlich fetter Mix aus Aggression, technischer Versiertheit und unbarmherziger, fieser Power. Nummern wie ´Majestic Ride´, ´Watch You Burn´, ´Anal Eyes´ oder ´Grovel´ platzen nur so vor Energie und überzeugen umgehend. Der Mix aus OBITUARY, AT WAR, EXODUS, NASTY SAVAGE und HOSTILE RAGE macht keine Gefangenen. Die Nummern werden souverän herübergereicht und beweisen, man muss nicht immer innovatives bieten, es reicht, wenn man bewährtes prächtig aufarbeitet und sich hemmungslos seinen Gelüsten hingibt. Was für ein verdammtes Brett. Geil.

(fette 8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/intoxicatedFL/


ANNE PACEO – S.H.A.M.A.N.E.S
2022 (Drumzzz) – Stil: Jazz / Folk / Singer-Songwriter

Die an der Elfenbeinküste aufgewachsene und am Pariser Conservatoire de Paris studierte Künstlerin Anne Paceo brachte 2008 ihr Debüt ´Triphase´ heraus. Schon auf den Nachfolgewerken erweiterte sie ihren Jazz um Folk- und World Music-Elemente. Gleichwohl wurde sie in den Jahren 2016 und 2019 mit dem “Jazz Artist of the Year” ausgezeichnet.

Ihre Musik verschließt sich dabei nicht schamanischen Musik- und Gesangspraktiken, etwa Exorzismus-Ritualen aus Bali, Voodoo-Zeremonien aus Haiti oder Besitzritualen der brasilianischen Candombe. Auch auf ihrem siebten Studioalbum, dem Konzeptwerk ´S.H.A.M.A.N.E.S.´, sind die schamanischen Rituale innerhalb der zwölf Songs zwischen Jazz, Folk und Singer-Songwriter-Pop zu entdecken.

Geeignet zur heimischen Beschwörung und Ritual-Feier.

(Michael Haifl)  – https://www.facebook.com/annepaceo


JONES STREET – Out Of The Gutter
2022 (Eonian Records) – Stil: Sleaze-/Glam-/Hard Rock

Ach, endlich. Endlich hat sich mal ein Label gefunden, dass dieses musikalische Kleinod wiederveröffentlicht. Guter Zug, thx. ´Out Of The Gutter´ ist eigentlich nichts anderes als das ursprüngliche ´Dancin‘ With The Devil´ Album dieser famosen Amis. Da die Eigenproduktion sowie der Re-Release für ein Schweinegeld gehandelt werden, ist das mal ein wirklich lohnender Re-Release. JONES STREET stehen bzw. standen für klassischen L.A. Sound der Marke SKID ROW meets GUNS ‚N ROSES meets MÖTLEY CRÜE. ´Dancin‘ With The Devil´, übrigens von Vince Neil (MÖTLEY CRÜE) produziert, besticht durch zehn erstklassige Rocker mit einem kommerziell dreckigen Stil und einem Sänger, den man einfach in diesem Zusammenhang anknien muss. Neben den neun Tracks gibt es mit ´On The Edge´ noch einen bisher unveröffentlichten Bonustrack. JONES STREET waren mit diesem Sound einfach zu spät dran und fanden sich in der untergehenden dritten Welle der L.A. Bands. Dabei hat das Album mit seinen knackigen Songs enormes Potential, die auch heutzutage alles andere als altbacken klingen. Man fühlt sich beim Hören wie in einer Zeitmaschine und hat ein breites Grinsen im Gesicht. Kann man L.A. Sound Fans uneingeschränkt empfehlen und überhaupt auch mal die Labelseite auschecken. Da gibt es Unmengen von geilem Zeug, insofern man auf diesen Sound steht.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.eonianrecords.com/


RED HOT SHAME – My Satellite
2022 (Independent) – Stil: Rock

Hinter RED HOT SHAME steht Mastermind Xeff Scolari (COLORBLIND, ACOUSTIC GYPSIES, SUGARDADDY, CHOWDERHEAD), der seit 2017 mit wechselnder Band-Besetzung aus Nordkalifornien die Welt unsicher macht. Das Debüt hieß ´Curiosity´, der 2021er Nachfolger ´Sounds Like´. Beim neuesten Werk ´My Satellite´ standen ihm in den hauseigenen „Shameful Studios“ Sänger Steven Pitsenbarger, Gitarrist Ryan Wilson, Bassist Spencer Kennedy, Schlagzeuger Rick Fugate, Keyboarder James Terris und Mundharmonika-Mann Mark Bennet zur Seite. Dabei fühlen sich RED HOT SHAME im Rock und Westcoast, im Alternative Rock und Folk wohl. Erfrischend und wohltuend anders sie sind.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/redhotshame


RELIQUIAE – Gestrichen
2022 (Metalville) – Stil: Medieval / Folkrock

Auch in diesen Tagen sehr beliebt: eine Best Of oder Neueinspielung; am besten ist allerdings eine Mischung aus beidem. Das dachten sich auch RELIQUIAE zu ihrem 10-jährigen Jubiläum und nahmen sich aus ihrer bisherigen Historie elf Stücke vor, um diese nicht schlicht als Best Of zu veröffentlichen, sondern sie neu arrangiert, und auch mit Streicherarrangements neu verziert, ihrer Anhängerschaft zu präsentieren.

Die Kompositionen zeigen sich daher eher düster und melancholisch als Himmelhoch jauchzend. Da Cello (durch Stella-Lucia) und Violine (durch Band-Geigerin Svea Elderthal) den elf (plus zwei Instrumental-) Songs diesen Klassik-Anstrich verpassen, und obwohl Gesang, Gitarre und Schlagzeug nicht aus dem Instrumentarium gestrichen sind, werden gerade Freunde der Klassik und Kammermusik angesprochen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ReliquiaeBand


SANDS OF ETERNITY – Beyond The Realms Of Time
2022 (Independent) – Stil: Heavy Metal

Der griechische Fünfer legt mit ´Beyond The Realms Of Time´ sein Debüt vor. Die ursprünglich unter dem Namen HOURGLASS S.O.E. 1996 gegründete Band, sagt von sich selbst, eine Schnittmenge aus  Heavy- /Epic- /Power- sowie Prog Metal zu spielen. Kann man so stehen lassen, wobei sie aber auch enorm auf Melodien setzen und sich somit in die Ecke von SKYLINER, SYMPHONITY, STRATOVARIUS, WARRIOR PATH oder SACRED OUTCRY, um einige zu nennen, stellen.

Die zehn Songs sind sauber und transparent produziert, was für solch einen Sound auch eine Notwendigkeit darstellt. Mit Michael „Dice“ Papadakis hat man einen ordentlichen Sänger, der die Stücke ungemein mitprägt. Neues liefern sie zwar nicht, bewegt sich aber in den vorgegebenen Spuren dieses Genres. Nummern wie ´So Far Away (A Soldier`s Cry)´, ´The Hitmen´ oder ´Red Flag´ sind gut gemacht und gefällig. Eigentlich eine Truppe, die bestens in Portfolio eines Labels wie „Limb Music“ passen würde, um dort weltweit eine Plattform zu bekommen. Wer auf genannte Bands steht, kann hier blind zugreifen.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://sandsofeternity.bandcamp.com/


SEKTOR 7 – 7.1.4_perrypherie
2022 (Independent) – Stil: Crossover

Gegründet im Jahre 2001, war es über zehn Jahre lang äußerst ruhig im Bandcamp von SEKTOR 7. Die Männer aus dem Westen Österreichs begannen aber 2019 langsam wieder Fahrt aufzunehmen, ehe sie 2021 endgültig ihr Comeback verkündeten und peu à peu drei Songs veröffentlichten.

Ihre Hinterlassenschaft aus 3 EPs und einem Album sollte folglich nicht auf Ewig Bestand haben. Denn jetzt feiern SEKTOR 7 nicht nur die Veröffentlichung einzelner Singles, sondern die einer ganzen EP. ´7.1.4_perrypherie´ enthält dabei die erwähnten drei Songs plus zwei weitere Neukompositionen.

Mit ´Watch Me´ springen wir gleich wieder in die Neunzigerjahre zurück und könnten trotz des kehligen Gesangs in ´C4A´ zwischendurch kurz denken, dass PRIMUS Death Metal spielen wollen. Wir hüpfen allerdings weiter, in dicken Hosen, zum fetten Groove von ´My Name´. Und so spielen SEKTOR 7 einfach frisch, fromm, fröhlich, frei ihre Crossover-Musik der Neunziger, mit Alternative Rock- und Nu Metal-Komponenten. Zudem gesellt sich zu dem wunderbaren Klar- und Sprechgesang ein harscher sowie growlender Gesang, den sie dem Black Metal zuordnen. Wer also anno 2022 immer noch den Neunzigern hinterhertrauert und bereit für eine neue Crossover-Explosion ist, hört SEKTOR 7.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/sektorsiebenhttps://sektor71.bandcamp.com/album/714-perrypherie


SIDEBURN – Fired Up
2022 (Massacre Rec./Soulfood) – Stil: Heavy Rock

Der Schweizer Fünfer hat trotz Line-up Umstrukturierungen, neuer Bassist, neuer Gitarrist, Zeit gefunden, ein neues Album einzurocken. Nachdem man zuvor mit Weichspülerproduzent Beau Hill gearbeitet hatte, verlässt man sich bei ´Fired Up´ auf die Kompetenz von Dennis Ward. Und so klingt ´Fired Up´ solide geerdet – für die Livebühnen der Welt gemacht. Nicht dass die Schweizer in ihrer nicht geraden kurzen Discografie einen markanten Stilbruch begingen, aber die neue Platte wirkt wie aus deinem Guss.

Rotzig, dreckig und doch eingängig. Knuffige Gitarren, satte Refrains und immer diese markante Ohrwurmpräsenz, dazu diesen leichten Südstaaten-Spirit – bierselige Rocker wissen das zu schätzen. Und nicht nur diese. Nummern wie ´Sweet Obsession´, ´Paid My Dues´, ´Restless Call´ oder ´Feel The Heat´ haben schon eine enorme Langzeitwirkung. Zwar sucht man auf dem Album vergebens Innovationen, das ist aber auch nicht das erklärte Ziel der Schweizer. Es muss krachen, rocken, gute Laune erzeugen. Ziel mit diesem Album vollends erfüllt. Ehrlicher, unversauter, geradliniger Heavy Rock mit soliden Ohrwurmreferenzen. Ride on. Fans von RHINO BUCKET, FIST (USA), KIX, CINDERELLA dürfen hier locker zugreifen.

(7,77 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/sideburnrock


SILVER DUST – Lullabies
2022 (Escudero Records) – Stil: Rock

Auch das vierte Album von SILVER DUST wird wieder einige Rock-Hörer überraschen – oder überfordern. Nicht nur das schöne, durchgehend weiße Artwork, sondern die Vermischung mit Elektronik oder schlicht mit sinfonischen Elementen und Keyboards, stechen heraus.

Dabei funktioniert ein ´Eternité´ auch französisch gesungen, ´Stand By Me´ im dunklen Gothic-Style oder ´I’ll Risk It´ im Industrial. Den hohen Gesang muss man zudem einfach mögen. Ob allerdings jeden der SYSTEM OF A DOWN-Thrash von ´There’s A Place Where I Can Go´ oder die ´Burlesque´ anspricht, ist tatsächlich fraglich.

Hören und selbst entscheiden.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/SilverDustOnline/


SOFT FFOG – Soft Ffog
2022 (Is it Jazz? Records) – Stil: Prog Rock/Jazz

Nur vier Songs auf einer Scheibe. Okay, bei nur 35 Minuten. Aber die Musiker entstammen Gruppen wie KROKOFANT, RED KITE, WIZRD und GRAN GENERAL. Das hört sich doch schon einmal gut an. Dass sie das erste Signing bei „Is it Jazz? Records“ sind, heißt noch lange nicht, dass sie Jazz spielen. Progressive Rock ist auf jeden Fall auch dabei.

Denn das norwegische Instrumentalquartett um Bandleader Tom Hasslan (Gitarren), Axel Skalstad (Schlagzeug), Trond Frønes (Bass) und Vegard Lien Bjerkan (Keyboards) macht seit 2016 sein eigenes Ding und das mit einem Sound, der offen von KING CRIMSON, GENTLE GIANT und DEEP PURPLE, aber auch von Jimi Hendrix, Terje Rypdal und Pat Metheny inspiriert wurde. Unbedingt anchecken.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Softffog


SOUNDS OF NEW SOMA – Musique Bizarre
2022 (Tonzonen Records) – Stil: Avantgarde Psychedelic/Space Kraut

Die einen nennen es Krautrock, weil es genauso verrückt wie vor 50 Jahren aus den Boxen dröhnt und Eroc (GROBSCHNITT) die Scheibe gemastert hat; die anderen betiteln es als Psychedelic Rock. Dabei machen Alex Djelassi und Dirk Raupach einfach nur Musik, die dem Titel ihres aktuelles Albums ´Musique Bizarre´ wunderbar entspricht.

Das Konzept war bei ihrem elften Studioalbum allerdings derart verrückt, dass eher völlig überraschend ein so homogenes Werk entstehen konnte. Scheinbar übersandte ihnen das halbe Band-Portfolio ihres Labels „Tonzonen Records“, Besitzer ist Dirk Raupach, Soundschnipsel, etwa THE SPACELORDS, NAZCA SPACE FOX etc., die sie zu neuen Songs entwickelten. Die Klangreise kennt dabei keine Grenzen überschreitet des Öfteren die der freien Entfaltung, vielleicht sogar bewusstseinserweiternd.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/SoundsOfNewSoma/


BOBBY SPARKS II – Paranoia
2022 (Leopard) – Stil: Funk / Soul / Fusion

BOBBY SPARKS II war Mitglied der mit Multi-Platin ausgezeichneten KIRK FRANKLIN Gospelgruppe, spielte mit Gospel-Koryphäen wie FRED HAMMOND, CECE WINANS und DONNIE MCCLURKIN sowie mit Jazz- und R&B-Koryphäen wie HERBIE HANCOCK, GEORGE DUKE, LALAH HATHAWAY, KIRK WHALUM oder NANCY WILSON zusammen. Mit dem Künstler-Kollektiv SNARKY PUPPY gewann er 2016 sogar einen Grammy.

Nach ´Schizophrenia – The Yang Project´ folgt drei Jahre später mit ´Paranoia´ sein zweites Solo-Scheibchen. Natürlich ist Fusion zu hören, aus der afroamerikanischen Musikgeschichte inspirierter Rock, Funk und Jazz. Auf unglaublichen 140 Minuten kann der Keyboarder, Arrangeur und Komponist in Zusammenarbeit mit CHRIS POTTER, MIKE STERN, LIZZ WRIGHT, DEAN BROWN und JOHN SCOFIELD ein großes musikalisches Feuerwerk abbrennen. Wer Talent hat, kann es schließlich auch zeigen – so wie BOBBY SPARKS II. Ganz, ganz großes Kino!!

(9 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/BobbySparksII


THE SPIRIT – Of Clarity And Galactic Structures
2022 (AOP Records) – Stil: beyond DISSECTION lies Prog Metal…

Je mehr die Band schrumpft (aktuell ist es nur noch ein Duo…), desto weiter stecken sie ihren Horizont ab, soweit man im Weltall überhaupt dieses Bild verwenden kann. Die Saarländer haben sich noch einige Schritte weiter von ihrem Black/Death-Hintergrund entfernt und gehen heute vor allem als progressive Deathmetal-Band durch, die den Kurs weg von Skandinavien und mehr in Richtung Vereinigte Staaten neu ausgerichtet hat. So viel Technikfokus war selten, trotzdem sind Eingängigkeit und der eigene Stil erhalten geblieben, und die Stop-and-Go-Momente, die viel Dynamik in die Songs bringen, wurden nochmals ausgebaut.

Die Saiteninstrumente, diesmal komplett von Bandleader MT eingespielt, werden vertrackt vor- und rückwärts sowie auch mal schräg zueinander heißgespielt, auch das Drumming von MS hat sich deutlich in seiner Komplexität weiterentwickelt, ohne jedoch zu verkopft zu werden. Und schließlich kommt sogar zum ersten Mal ein Synthesizer zum Einsatz, der sich erstaunlich gut in das Gesamtbild einfügt.

Es soll kein Vergleich, sondern eine Einordnung für den Neuling sein, wenn ich sage – THE SPIRIT klingen heute weniger nach THULCANDRA, sondern haben sich in die OBSCURA-Sphäre aufgemacht.

(8 Punkte – U.Violet) – https://www.facebook.com/thespiritbandhttps://thespiritmetal.bandcamp.com/


STRANGE HORIZON – Beyond The Strange Horizon
2022 (Apollon Records) – Stil: Doom

Völlig traditionellen Doom – von der Band als „blytung skandinavisk heavy metal“ bezeichnet – präsentieren STRANGE HORIZON aus Bergen, Norwegen. Auch wenn sie weder Retro sein noch die Moderne ansprechen wollen, so entsprechen ihre markanten Stützpfeiler, in denen sie sich ausleben, doch dem Proto-Hardrock der Sechziger und Siebzigerjahre.

Blues in ganz, ganz schwer, aber nicht millimetergenau auf der Fährte von Birmingham. Daher dürfte diese Scheibe schon ein kleines Fest für Freunde von PENTAGRAM, WITCHFINDER GENERAL und SAINT VITUS, aber auch REVEREND BIZARRE sein. Von letztgenannten haben sie sich schließlich den Bandnamen entliehen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/strangehorizonbergen


THANATEROS – On Fragile Wings
2022 (Echozone) – Stil: Gothic/Dark-Folk-Rock-Metal

Back to the roots. ´On Fragile Wings´ der Seele werden THANATEROS auf ihrem neuesten Werk äußerst tiefgründig. Sie rocken beinahe wieder so unbekümmert wie zu Zeiten des ´The First Rite´-Debüts. Dabei hält die gewonnene Erfahrung die Spielfreude hoch, wenn das Quintett das Stimmungsbarometer an- und abschwellen lässt, denn Harmonie und Melodie werden jederzeit hochgehalten.

Zur Freude alter Jünger haben die Dark Rocker mit Johanna Krins (ARCTIC RELIEF, DELVA) sogar wieder eine außergewöhnliche Gaststimme integriert. Auch wenn die Qualität nicht bis zum Ende aufrecht gehalten werden kann, ist sie zum Finale nochmal gegeben, weil das Werk mit ´Running Up That Hill´ von unserer, wieder in aller Munde befindlichen Kate ausklingt.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/thanateros.music/


TURN COLD – 2022 EP
2022 (Independent Release ) – Stil: Crossover/Thrash Metal

Leider bisher nur digital erhältlich, die neue EP von TURN COLD. Die Jungs aus Atlanta hatten schon letztes Jahr eine EP rausgehauen, die schön die Ohren freifegte. Allerdings ebenfalls nur als digitaler Download erhältlich. Die fünf Herren gehen erneut keinerlei Kompromisse ein und hauen einem einen wuchtigen, old schooligen Crossover-Thrash Metal-Mix um die Ohren, der fett produziert ist. Rau, wuchtig und enorm aggressiv zockt man sich durch die drei Tracks. Typische EXODUS-Einflüsse hier, etwas CRO-MAGS da, noch eine Prise D.R.I. und etwas groovig-brachiale PRO-PAIN runden einen fiesen Soundmix ab. Mächtige Riffs dominieren die Tracks, die einen die Fäuste ballen und dazu energisch die Rübe gegen die Wand ballern lässt. Ein fetter Schlag in die Fresse. Kompromisslos roh, Riff-dominant, old school as fuck- Zeitreise. Da kommen Erinnerungen hoch an PRO-PAIN, als man deren Debüt zum ersten Mal hörte…damals… als die Welt noch geordnet und Genres klar definiert waren. TURN COLD sollten keine Kosten scheuen und die beiden EPs als Vinyl veröffentlichen oder auf einer CD bündeln. Das Geballer hat es mehr als verdient.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://turncold.bandcamp.com/releases


UNFORGED – Eye For An Eye
2021 (Fastball/Bob) – Stil: Groove/Modern Metal

Alle lieben blutige Geschichten, nur nicht vor der eigenen Haustür. Blut und Mord, dazu Thrash aus den Lautsprechern. Solche Themen sind natürlich gesetzt, wenn man im Namen des Thrash ins Mikrofon spuckt. Die Ruhrpottler UNFORGED tun es ihren Vorfahren gleich.

Dabei dürfen die Songs zwar nach SLAYER und nach MEGADETH klingen, aber True-Banger müssen ebenso moderne und groovige Tendenzen von PANTERA oder SLIPKNOT verkraften. D.h., wir sind hier in der Moderne des Genres angekommen, wo auch Groove und Growl-Gesang wichtig sind, wo MACHINE HEAD wichtiger als METALLICA erscheinen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/unforgedband/


V/A – That’ll Flat Git It – Vol. 39 – Rockabilly & Rock ’n‘ Roll From The Vaults Of United Artists Records
2022 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll

Die neueste Ausgabe der „That’ll Flat Git It!“-Serie ist dem Label „United Artists Records“ gewidmet, einem weiteren, von Filmstudios betriebenen US-Major-Label, das sich neben Soundtrack-Alben auch an Pop-Hits versuchte.

Im frühen Katalog des Labels finden sich daher bekannte als auch unbekannte Künstler. Sogar Lee Hazlewood produzierte in den späten Fünfzigerjahren für „United Artists Records“ einige Rocker. Neben doch populären Künstlern wie Al Casey oder George Jones sind allerdings die unbekannteren Künstler, die nach ein oder zwei Singles zwischen 1958 und 1962 wieder ihres Weges gingen, wie Chuck Wiley, Ronnie Brent, Warren Miller, Wes Bryan, Hunt Stevens, Brein Fisher oder Wendell Smith, von großem Interesse.

(Michael Haifl)


YOO DOO RIGHT – A Murmur, Boundless To The East
2022 (Mothland) – Stil: Experimental Rock

Das Post-Everything-Outfit YOO DOO RIGHT weiß, was es will. Sie wollten im berühmten „Hotel2Tango“ Studio aufnehmen, am liebsten mit Produzent Radwan Ghazi Moumneh (SUUNS, OUGHT, FLY PAN AM). Denn dieser sollte der Band aus Montréal helfen, ihre chaotischen Soundlandschaften aus Post Rock, Krautrock, Shoegaze und Psychedelia zu ordnen.

Die fünf Kompositionen von ´A Murmur, Boundless To The East´ konnte dieser tatsächlich in ein gehobenes Klangspektrum bringen, obwohl sie abermals „live off-the-floor“ aufgenommen haben. Zur Krönung leistete noch Geigerin Jessica Moss (THEE SILVER MT. ZION, BLACK OX ORKESTAR) einen Beitrag, damit sich Percussion, Bass, Gitarre, Synthesizer und Vocals noch wohler fühlen. Irgendwo zwischen GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR und MY BLOODY VALENTINE.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/yoodoowrong/https://yoodooright.bandcamp.com/album/a-murmur-boundless-to-the-east


WICKED STONE – Synergy
2022 (Hard To Stay Quiet Records) – Stil: Hard Rock

Im Netz gibt es ja viele Vorschlusslorbeeren zum zweiten Album der britischen Hard Rocker WICKED STONE. Das macht schon neugierig, da hört man schon mal rein. Schade dann, wenn mehr versprochen wurde, als gehalten wird. Hard Rock, ja, ziemlich modern, gerade der Sound ist sehr auf Heute getrimmt. Damit klingt das Ganze auch wenig warm und einladend, viel mehr erscheint alles ziemlich laut.

Ein paar coole Songs wie das dramatische ´Reclaim The Crown´ oder die schnuckelige Ballade ´Now You’re Gone´ täuschen nicht hinweg über ein paar Hänger, die weder im Ohr, im Kopf, noch im Bauch ankommen. Einiges wird gerettet durch Sänger Joe Hawx, der ein wenig klingt wie ein Zwillingsbruder von Jacopo Meille (TYGERS OF PAN TANG). Insgesamt ist ´Synergy´ dennoch eher gepflegtes Mittelmaß als „like an anvil crashing through you living room ceiling“, so steht es auf der Homepage.

(6,5 Punkte – Mario Wolski) – https://wickedstone.co.uk/

 

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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