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JOE SATRIANI – The Elephants Of Mars

~ 2022 (earMUSIC) – Stil: Guitar Virtuoso ~


Joseph „Joe“ Satriani vorzustellen, hieße Holzgitarren neu zu lackieren. Der US-amerikanische Rockgitarrist und Autodidakt war jahrelang Gitarrenlehrer, u.a. von Steve Vai, Kirk Hammett, Tom Morello, Larry LaLonde oder Alex Skolnick, ehe er im späten Alter von 30 Jahren sein Solo-Debüt ´Not Of This Earth´ veröffentlichen konnte.

Seither, spätestens seit ´Surfing With The Alien´ und ´Flying In A Blue Dream´ wird allerdings jeder Hörer nicht nur durch die Alien-Sonnenbrille des Gitarrengottes magisch angezogen, sondern natürlich durch die außerirdisch guten Saitenfolgen aus dem Hause Satriani.

Gemeinsam mit seiner Live-Band nahm Joe Satriani sein mittlerweile 19. Studioalbum auf. Erstmals bildeten Bassist Bryan Beller und Schlagzeuger Kenny Aronoff zusammen die Rhythmusgruppe, während sich neben Produzent Eric Caudieux auch Pianist/Keyboarder Rai Thistlethwayte als Ideengeber besonders auszeichnete.

Obwohl Joe Satriani ursprünglich an den vielen Konzert-freien Tagen der vergangenen Jahre zwei Alben im Visier hatte, ein rein instrumentales und eines mit Gesangsmaterial, nahm er letztlich ein instrumentales Werk auf, das sich von den gewöhnlichen und erwartbaren Alben eines Saitenhexers abheben sollte.

 

 

Joe Satriani lässt in seinen neuesten Kompositionen ausdrücklich seine Gefühle sprechen. Eine gewisse Einsamkeit in der leblosen und leergefegten Großstadt-Metropole vergangener Tage kann daher ebenso mit der Metapher ´Sahara´ umschrieben werden. Die warmen Tonfolgen strahlen dabei die Kraft der Ruhe und Abgeschiedenheit aus.

Auch der zeitgemäße ´The Elephants Of Mars´ strahlt anfangs Besonnenheit aus, scheint allerdings samt seiner hervorpreschenden Laute eher sprechen zu wollen und immer aufgeregter zu gestikulieren. Zum sachten Tastenspiel zeigt sich ´Faceless´ gänzlich auf mitreißender und blanker Gefühlsebene; zum schweren Groove von ´Tension And Release´ gibt sich die Gitarre dennoch unvermittelt leichtfüßig. Allerdings wäre selbst das Gitarrenspiel eines ´Sailing The Seas Of Ganymede´ für die Komposition an sich ohne den Einfallsreichtum von Satrianis Mitspielern beinahe nur die Hälfte wert.

Die kalifornische Sonne strahlt dagegen regelrecht aus dem wortwörtlich lockeren ´Blue Foot Groovy´, die folkloristische und orientalische Ader aus ´Doors Of Perception´. Einem leichten Schlendern über die ´E 104th St NYC´ kommt die folgende Komposition gleich und bietet sich mehr als nur zur Vorbereitung für ´Pumpin’´ mit einem Hauch von Fusion an. Einem wunderbar spontanen Ausdruckstanz mit einem Ausflug nach Paris kommt tatsächlich ´Dance Of The Spores´ gleich.

Den elastischen Nachschlag bietet indes, gar mit einem jazzigen Feeling, die ´Night Scene´ an. Die große siebensaitige Gitarren darf ihre Klasse erstmals in ´Through A Mother’s Day Darkly´ auf futuristische Art und Weise darlegen. Und nochmals dürfen sich die Saiten in der ´22 Memory Lane´ wiegen und ihre Töne genüsslich lang in ´Desolation´ auskosten.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/joesatriani


Pic: Eduardo Peña Dolhun
(VÖ: 08.04.2022)