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BIOLLANTE – J’espère Que Tu Danseras Quelque Part (Redux)

2025 (Atypeek Music) - Stil: Industrial/ Noise/ Trap Metal

2022 erschien  ´J’espère Que Tu Danseras Quelque Part´ der französischen Avantgarde Hip-Hop-Künstler und jetzt liegt eine neue ´Redux´ Version der sechs Titel vor. Ergänzend gibt es drei Instrumentalversionen und einen Bonustrack.

Nach Sprachfetzen zu Beginn wird mit ´Biollante´ harter Hip-Hop mit elektronischer musikalischer Begleitung musiziert. Keine einfache Kost, denn es werden ziemlich nervöse Klangwelten geschaffen, die die Hörerin / den Hörer in alptraumhafte Bereiche ziehen.  Das knapp zehnminütige ´Le Monde Me Revient Crié´ beginnt mit weiblichem und männlichem gedoppelten Gesang etwas zugänglicher und melodischer. Der Titel entpuppt sich dann aber schnell auch als sehr komplex und ich musste schon meine ganze Konzentration aufbringen, um hörtechnisch am Ball zu bleiben. Die Musik klingt sehr urban und meist bedrohlich. Und zieht einen immer mehr in diesen dunklen, hysterischen Kosmos hinein.

Es geht ein interessanter Sog von der Musik aus, dem man sich schwer entziehen kann, wenn man die notwendige Geduld aufbringt. Die ist auf jeden Fall aber notwendig. ´ビオランテ 花獣形態´ (ist japanisch und heißt auf deutsch irgendwas wie “Violante, blumige Bestienform”) klingt wie ein Hörspiel, das einem ins Ohr geflüstert wird. Nukleus des Albums ist dann das 20-minütige ´Pourquoi Pas´, das mit einem verschleppten elektronischen Beat und einem Zwiegespräch beginnt. Die Bedrohung im Hintergrund wird von unterschwelliger Brutalität getragen. Es geht dann in einen anklagenden Industrial Hip-Hop über, immer wieder abwechselnd mit Gesprächen und stöhnendem Gesang aus der Vorhölle. Harte Kost. Im Mittelteil wird es musikalisch etwas bombastischer, unterlegt wieder mit Stimmen. Irgendwelchen größeren Wiedererkennungswert oder Strukturen fernab des dumpfen, scheppernden Beats sollte man nicht erwarten. Das begleitet das ganze Album: Wenig Strukturen, aber viel Nervosität.

Die Instrumentalversionen sind noch einmal eine interessante andere Sichtweise auf die Musik. Je nach subjektiver Sicht ohne den nervösen Hip-Hop und die Gesprächsfetzen ist das vielleicht sogar zugänglicher. Der Bonustitel ist etwas atmosphärischer angelegt und wieder mit Hip-Hop-Fetzen ausgestattet.

Schwere Kost. Auf jeden Fall. Aber von hoher Originalität, wozu die gesungene französische Sprache noch extra beiträgt. Vorsicht. Keine Wohlfühlmusik. Da muss schon die Muße dafür da sein. Sonst wird es schwierig.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/AtypeekMusic

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