Livehaftig

Der Herr der Ringe – Der Hobbit – Das Konzert

~ 30. Dezember 2019, Rosengarten, Musensaal, Mannheim ~


Wo früher Winnetou, Old Shatterhand oder Santer waren, nehmen heute diesen Platz im weihnachtlichen Unterhaltungsprogramm neben „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ Bilbo, Frodo und Sauron ein. Weihnachten ohne „Herr der Ringe“ wäre wie Silvester ohne „Dinner for One“.

Wichtiger Anteil an den Filmen Peter Jacksons haben der ikonische Soundtrack von Howard Shore und die Titelsongs, etwa von Enya, Annie Lennox, Ed Sheeran oder Billy Boyd.

Billy Boyd? Da war doch was? 1968 in Glasgow geboren, Schauspieler und Musiker, wurde bekannt als Darsteller von Peregrin Tuck, besser bekannt als Pippin. Er steht im Zentrum der Konzertreise der eigens zusammengestellten Shire Orchestra und Shire Choir in Zusammenarbeit mit dem dänischen Tolkien Ensemble. Ein Halt der aktuellen Konzertreise wird heute am späten Nachmittag im Mannheimer Rosengarten gemacht.

Voller Erwartung und Vorfreude nehmen wir unsere Plätze im kleineren Musensaal ein, im großen Mozartsaal findet heute am späteren Abend noch STOMP statt. Während das Licht gelöscht wird, nehmen Orchester und Chor, komplett in Schwarz gekleidet, ihre Plätze ein. Komplett in Weiß folgen die Künstler und Künstlerinnen des Tolkien Ensembles. Der Dirigent wird in Empfang genommen, ihm gebührt die erste Ansage: „Erheben sie sich für die Nationalhymne von Mordor!“ Auf drei großen Bildschirmen wird die Musik mit Bildern zur Geschichte illustriert, später sind auch die Musiker zu sehen.

Erst aber erscheint das Gesicht des großen Christopher Lee, der auf Deutsch das Publikum begrüßt. Das ist nicht verwunderlich, da er ja vor seinem Tode als großer Tolkien-Fan diese Show noch konzipiert hat. Seine Nachfolge als Gesicht der Aufführung hat Billy Boyd aka Pippin Tuck übernommen. Er betritt die Bühne, in der Tracht der Auenländer, in grober Hose, Hemd und Weste.

Während das Orchester die bekanntesten Themen der Filme intoniert, erzählt Pippin die Geschichte Frodos und seiner Begleiter nach. Das Ganze geht nicht ohne Selbstironie. So spricht er von Frodo, Sam, Merry „… and the incredible handsome Pippin“. Die sparsame, aber stimmungsvolle Beleuchtung in blau, rot und gelb sorgt für zusätzliche Atmosphäre. Aufgelockert wird die Geschichte etwa durch Tanzstücke, für die sich das Tolkien Ensemble durch Tolkiens Geschichten hat inspirieren lassen. Leider ist die Bühne etwas zu klein, so dass die drei Tänzerinnen vor den Stuhlreihen tanzen und aus Reihe 25 nicht zu sehen sind. Da ist man doch für die Großbildwände dankbar. Musikalisch liegt aber auch ein Hauch „River Dance“ in der Luft.

Dazu kommen Lieder aus der Filmreihe, vorweg die von Billy Boyd geschriebenen ´The Edge Of Night´ (aus „Die Rückkkehr des Königs“) oder das der „Die Schlacht der drei Heere“ entstammende ´The Last Goodbye´. Ein neues Lied nennt sich ´Before The Dawn´. Das erzählt, wie der Ringkrieg das Leben der Hobbits verändert hat. Auch ´May It Be´ ist ein Höhepunkt des Konzerts.

Ich schwanke zwischen Gänsehautmomenten und Tanzenwollen. Bisher konnte ich selten erleben, dass Orchestermusik Füße wippen und Köpfe nicken lässt. Der stehende Beifall und die tanzenden Menschen in den Stuhlreihen zeigen, ich bin nicht allein.

Die Worte zum Abschluss gebühren noch einmal Saruman persönlich: „May the force and the hobbits be with you…“ So machen wir uns denn musikalisch gestärkt auf den Weg, noch ein feines Abendessen einzunehmen. Aber für Restaurantkritik ist hier kein Platz. Dieses Herr der Ringe-Fest möchte ich jedoch uneingeschränkt empfehlen.

Billy Boyd bei facebook: https://www.facebook.com/billyboydofficial/

Das Tolkien Ensemble: https://www.facebook.com/thetolkienensemble/