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TERROR – Total Retaliation

~ 2018 (Nuclear Blast Records) – Stil: Hardcore ~


Scott Vogel ist ein Überzeugungstäter. Er steht für eines: Hardcore, so hart wie sein Leben. Wenn einem übel mitgespielt wird, muss man zurückschlagen. Vogel geht’s um Vergeltung. ´Total Retaliation´ heißt dann auch das siebte Studioalbum von TERROR. Weitere 30 Minuten Beleg, dass Vogel und Band nicht nur den Kopf über Wasser behalten, sondern seit über 15 Jahren die US-Untergrund-Szene mit anführen, ihr allerdings seit den Deals bei Century Media und jetzt Nuclear Blast allmählich entwachsen. Sie sind beinahe schon Konsens. Denn das Schöne an TERROR ist, dass sie – ähnlich wie AGNOSTIC FRONT – auch das Metal-Herz ansprechen: durch Härte, Hook-Lines und mit Chuzpe von Thrashern wie RAZOR, SLAYER und EXODUS entlehnte Riffs.

Aufgesetzt ist nichts – authentisch aber alles: musikalisch wie textlich. Wer die Alben bisher mochte, mag auch dieses; und wer sich stets mit Vogels wütendem Gebell über den Unbill der Gesellschaft identifizieren konnte, kann sich über Nachschub freuen. Mit 45 Jahren hasst und verachtet er immer noch wie ein gedemütigter Teenager mit ADHS-Störung, der sich in der Gesellschaft nicht zurechtfindet. Stilistisch liefern die Jungs spätestens seit ´Live By The Code´ (2013) ganz bewusst wieder den knallharten Old-School-Hardcore ihrer Anfangstage – natürlich nicht, ohne ihre im Verlauf der Jahre gewonnene Metal-Klientel außer Auge zu lassen. Auch 2018 gibt es wieder schnittige Speed- und fette Moshparts, hier und da durchsetzt von schneidigen Thrash-Soli der Marke Gary Holt (EXODUS bzw. SLAYER).

Einzige Überraschung ist, dass der langsamste Song zugleich als Opener (´This World Never Wanted Me´) fungiert. Ach ja, und das kleine Hip-Hop-Intermezzo kurz vor Schluss. Irritiert aber nicht weiter, wenn ansonsten gilt: keine Experimente.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 28.09.2018)