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MANTAR – Death By Burning

~ 2014 (Svart Records) – Stil: Black / Punk / Doom ~


Bei Hype-Wellen ist Skepsis meist die richtige Herangehensweise. Im vorliegenden Fall allerdings kann man sich die Vorsicht getrost sparen. Dem Hamburger Brachial-Duo MANTAR (türkisch für „Pilz“) ist mit ‚Death By Burning‘ ein herausragendes Sludge, pardon, Extrem-Metal-Album gelungen, das jedem internationalen Vergleich problemlos standhält. Oder ums mit dem Worten von Sänger/Gitarrist Hanno Klänhardt zu sagen: „No Gimmicks, No Image, Pure Rage.“

Reduktion heißt das Zauberwort des Zweigespanns. Hanno und der türkischstämmige Schlagzeuger Erinc Sakarya (beides gebürtige Bremer und seit 16 Jahren befreundet) beherrschen die Kunst, mit wenig Mitteln ein Maximum an Energie zu entfachen. Die Bassgitarre bleibt außen vor, meist reicht eine tiefergestimmte, schwer verzerrte Sechssaitige, um den Hörer an die Wand zu drücken. Stacheldraht-Riffs und mammutherdenhaft donnernde Drums wecken auch bei älteren Semestern wieder Lust auf some good, friendly violent fun – und sei es nur im Duell mit dem ausmusterungsreifen Wohnzimmerschrank.

Schon das eröffnende ‚Spit‘ mit seinem alt-VOIVOD-Touch lässt Holztüren splittern, beim anschließenden ‚Cult Witness‘ werden Erinnerungen an KILLING JOKE zu glorreichen ‚Pandemonium/Democracy‘-Zeiten wach. Wenn sich Hannos Stimme bei Minute 1:47 überschlägt, muss selbst eine Koryphäe wie Martin van Drunen klein beigeben. Für dieses Giftgekeife ist ‚hasserfüllt‘ nur ein Hilfsausdruck.

‚Astral Kannibal‘ ist dann – neben dem an drittletzter Stelle platzierten und etwas aus dem Rahmen fallenden MOTÖRHEAD/KVELERTAK-Fetzer ‚The Stoning‘ – der Hit der Scheibe. Wie eine Roboter-Armee stampfen MANTAR hier durch die karge Landschaft, die Melodietupfer geben dem Ganzen einen MELVINS-Anstrich – Spaß und Schmerz aufs Schönste vereint.

Und dann wirds schwarz, pechschwarz. ‚Into The Golden Abyss‘ verknüpft späte CELTIC FROST mit schnellen PRONG, ‚Swinging The Eclipse‘ kippt zur Hälfte vom blutrüstigen Riffraser in einen zähen Lavastrom. Die perfekte Einstimmung auf das hypnotische ‚The Berserker’s Path‘ mit seinen gesprochenen Lyrics („…We Serve One Master That Is Destruction“). Hölle, Hölle, Hölle!

Dass sie sich auch auf Black Metal verstehen, beweisen MANTAR im Anschluss bei ‚The Huntsmen‘. Ein Tom Warrior’sches „Ugh“ zum Auftakt, schleppende Strophen, plötzlich ein Blastbeat-Refrain, der einem ansatzlos die kalte Klinge in den Leib rammt – vielen Dank, die Herren! Und Chapeau auch für das erhabene ‚White Nights‘ (samt des zugehörigen Videos). Wen es hier nicht friert, der spürt schon lange nichts mehr.

Bleiben das erwähnte ‚The Stoning‘ und der knapp achtminütige instrumentale Schlusstrack ‚March Of The Crows‘, dessen Soundtrack-Qualitäten MANTAR neben Künstler wie MOGWAI rückt. Apropos Künstler: Das Cover-Gemälde ‚The Crown‘ stammt vom US-Surrealisten Aron Wiesenfeld, dessen beeindruckende Werke man sich unter www.aronwiesenfeld.com zu Gemüte führen kann.

MANTAR – Inspiration durch Härte. Ein Pflichtkauf!

(Dickste 8 Punkte)