
KREATOR – Krushers Of The World
2025 (Nuclear Blast/Warner) - Stil: Thrash Metal
Mit ´Krushers Of The World´ bestätigen KREATOR ihre unangefochtene Stellung als Könige des Thrash Metal. Schon der eröffnende Song ´Seven Serpents´ zieht den Hörer in einen Strudel aus düsterer Melodik, brutaler Präzision und apokalyptischer Wucht. Mille Petrozza und Sami Yli-Sirniö entfesseln Gitarrenlinien, die messerscharf und zugleich dynamisch wirken, während Frédéric Leclercq den Bass mit stoischer Kraft führt und Schlagzeuger Ventor die Attacken galoppierend vorantreibt. Das Stück entfaltet eine mächtige Wucht und beinahe orchestrale Dramatik, in der sich die sieben Schlangen als Sinnbild für Zerstörung, Hybris und dunkle Macht spürbar manifestieren.
´Satanic Anarchy´ steigert die Spannung weiter. Mille Petrozza keift seine Verse wie glühende Parolen einer Endzeitvision, während die rhythmische Aggression der Band den Song zu einem unerbittlichen, zugleich melodischen Thrash-Monolithen formt. Rebellion, Verweigerung und die Kraft individueller Auflehnung stehen im Zentrum, jede Zeile wird musikalisch mit unbarmherziger Konsequenz unterfüttert. Der Titelsong ´Krushers Of The World´ entfaltet anschließend einen hymnischen Mitteltakt, in dem die gesprochenen Beschwörungen des Zwischenteils fast rituellen Charakter annehmen und die lyrische Gewalt unmittelbar auf den Hörer übergreift.
Mit ´Tränenpalast´ kippt die Atmosphäre in ein düsteres, beinahe filmisches Szenario. Die Gaststimme von Britta Görtz verleiht dem Stück zusätzliche Tiefe, während die Worte zwischen Verlust, Schuld und dunkler Sehnsucht pendeln. Hier verschmilzt ein schneidender Melodic-Death-Metal-Angriff mit der rohen Energie von KREATOR, getragen von spannungsgeladenen Gitarrenharmonien.
´Barbarian´ und ´Blood Of Our Blood´ zeigen die Band als Meister epischer Thrash-Kompositionen, die Brutalität und Melodie selbstverständlich vereinen. ´Barbarian´ erzählt von archaischen Kämpfen, wütenden Heerscharen und der Grausamkeit der Geschichte, musikalisch gespiegelt in heftig schleudernden Riffs und kompromisslos treibenden Drums. ´Blood Of Our Blood´ wirkt wie ein Ritual der Verbundenheit, ein Song über moralische Integrität, Widerstand gegen Unterdrückung und das Streben nach innerer Freiheit, getragen von wild erregter Emotionalität und majestätischen Gitarrenlinien.
´Combatants´ treibt die Aggression in den Vordergrund, der harte, aber dennoch melodische Refrain und die treibenden Schläge lassen die Erzählungen über Widerstand und Standhaftigkeit vor epischer Kulisse fast greifbar werden. Mit ´Psychotic Imperator´ steigert die Band die Intensität noch einmal. Zwischen dem gnadenlosen Riffing erscheinen letztlich noch apokalyptische Chöre und orchestrale Elemente, die das Bild eines tyrannischen Herrschers malen, dessen Untergang unvermeidlich scheint. ´Deathscream´ schließlich entfaltet einen chaotischen Albtraum aus Halluzinationen, moralischer Verdorbenheit und dystopischer Wut, unterstützt durch eine gnadenlose Rhythmussektion und Mille Petrozzas Stimme, die in diesem klassischen Ein-Wort-Refrain wie ein Markstein der Apokalypse wirkt.
´Combatants´ rückt den Gedanken des Widerstands in den Vordergrund, der harte, zugleich melodische Refrain und Ventors antreibendes Spiel lassen die lyrische Standhaftigkeit vor epischer Kulisse greifbar werden. ´Psychotic Imperator´ steigert die Dramatik weiter. Zwischen dem gnadenlosen Riffing erscheinen noch apokalyptische Chöre und orchestrale Elemente, die das Bild eines tyrannischen Herrschers malen, dessen Untergang unvermeidlich scheint. ´Deathscream´ entfaltet schließlich einen chaotischen Albtraum aus Halluzination, moralischem Verfall und dystopischer Wut, getragen von einer kompromisslosen Rhythmussektion und Mille Petrozzas Stimme, die den titelgebenden Schrei wie einen Markstein der Apokalypse setzt.
´Loyal To The Grave´ beschließt das Album mit Pathos und Würde. Die letzten Minuten beschwören Treue, Beständigkeit und kollektive Stärke im Angesicht der Dunkelheit. Epische Gitarrenlinien, wuchtiger Bass und explosive Drums formen ein einprägsames und unvergessliches Finale, das die Essenz von KREATOR in all ihrer Erfahrung und Reife offenlegt.
´Krushers Of The World´ markiert ein weiteres prägnantes Kapitel im Schaffen von KREATOR, das die Thrash-Welt erneut auf den Kopf stellt, indem es rohe Energie, epische Spannungsbögen und lyrische Tiefe zu einem geschlossenen Gesamtkunstwerk bündelt. Jeder Song besitzt hymnischen Charakter, vereint Aggression mit feiner Harmonik, filmischer Dramaturgie und nachhaltiger Intensität. Jens Bogrens Produktion sorgt für Klarheit und Durchschlagskraft, während das Artwork von Zbigniew Bielak die okkulte Bildgewalt des Albums visuell offenlegt. KREATOR bündeln vier Jahrzehnte Erfahrung und ungebrochene Energie in einem Werk, das Thrash Metal nicht nur repräsentiert, sondern neu definiert.
9 Punkte – Michael Haifl
Wer sich seit Jahrzehnten durch den kompletten KREATOR-Katalog gehört hat, weiß: diese Band hat sich Ausrutscher weitestgehend verkniffen. Selbst in Phasen stilistischer Suche blieb das Niveau hoch – und seit dem Eintritt ins neue Jahrtausend zeigt die Formkurve eher nach oben als nach unten. ´Krushers Of The World´, Album Nummer 16, fügt sich nahtlos in diese starke Spätphase ein und bestätigt, dass KREATOR nicht von ihrer Geschichte leben müssen, sondern von aktueller Schlagkraft. Schon der Einstieg mit ´Seven Serpents´ macht unmissverständlich klar, dass Altersmilde hier kein Thema ist. Nervöse Drums, scharf gezogene Riffs und Mille Petrozzas sofort identifizierbare Stimme bilden das Fundament eines Albums, das konsequent nach vorne denkt. Petrozza agiert dabei nicht nur als Frontmann, sondern als Fixpunkt: souverän, kontrolliert und mit jener vokalen Präsenz, die Thrash glaubwürdig hält. Auffällig ist vor allem die stärkere Betonung von Refrains. Songs wie ´Satanic Anarchy´ oder das Titelstück setzen auf klare, einprägsame Hooks, ohne an Durchschlagskraft zu verlieren. Das Mid-Tempo-Gewicht dieser Stücke verleiht dem Album zudem Struktur und Dynamik. Demgegenüber stehen kompromisslose Brecher wie ´Barbarian´, ´Psychotic Imperator´ oder ´Deathscream´, in denen speziell Sami Yli-Sirniös präzise Soli und Ventors Hochgeschwindigkeits-Drumming glänzen. Frédéric Leclercq nutzt in den groovigeren Passagen geschickt den Raum, um Tiefe und Bewegung ins Klangbild zu bringen. Mit ´Tränenpalast´ erlauben sich KREATOR auch einen atmosphärischen Ausbruch. Die Horror-Ästhetik und Britta Görtz` markanter Gesang erweitern den Sound, ohne ihn zu verwässern – ein kluger Akzent, der Charakter verleiht. Jens Bogrens Produktion ist zugleich wuchtig und modern, vielleicht glatter als früher, aber klar und druckvoll genug, um die Songs tragen zu können. ´Krushers Of The World´ respektiert die Vergangenheit, lebt in der Gegenwart und wirkt dabei durchgehend erstaunlich hungrig. Kein Umbruch, sondern ein starkes Zeichen konstanter Klasse! 9 Punkte – Marcus Köhler
KREATOR hab ich nach dem 90er ´Coma Of Souls´-Album als eher unangenehm für mein Metalempfinden wahrgenommen. Die 90er Musik war eben 90er Musik, daran scheiterten für mich eine Menge 90er Alben. Das bin halt ich und das ist gut so. Seit etwa 25 Jahren machen KREATOR wieder Thrash, hymnischer und mit mehr Gitarrenmelodie als in den 80ern, aber Thrash. Hab ich aber aus Gründen ignoriert. Diese Gründe ereilten mich dann im August 2025. Live hab ich sie erlebt und kaum jemals vorher etwas so biestiges und feuriges gesehen und gehört. Und ab der ´Outcast´ von 1999 muss ich doch mal alles anchecken. Hymnen, wilde Melodien der Gitarren und ein Mille, der geifert und grollt, gleich eines tollwütigen Wolfs. Und was geht jetzt auf Platte? Modern ist der Sound, aber das passt schon. 1986 ist vorbei, ein für alle mal. Die jetzt nicht mehr mitziehenden 80er Fans mal abgezogen, wird hier der geneigte Headbanger glücklich gemacht. ´Seven Serpents´ ist als Opener schon ein Killer. Er sprüht über vor Melodien von tiefer Schönheit, Melancholie, leidenschaftlicher Wildheit und Tragik. Mille bellgeifert und schimpft sich entsprechend beinahe melodisch über die rasenden Strukturen. Der Refrain ist hymnisch und pompös, schön simpel und umso effektiver. Klassische Thrashriffs finden sich, dazu eine Menge Einflüsse aus Heavy Metal und sogar Melodic Deathmetal, alles versiert gespielt. Und zum Ende hin kommen bombastische Elemente dazu, die den Song noch weiter aufwerten. Ja, KREATOR und Bombast, das ist mir echt neu, aber gut, ich habe seit 1992 keine Platte der Band mehr gehört. ´Satanic Anarchy´ ist ebenso hymnisch angelegt und der Refrain, mit Wucht gesungen, eine stimmliche Meisterleistung von Meister Petrozza. Ansonsten giftet er schön biestig. Sehr viel klassischer Power und Heavy Metal spielen sich hier ab, wobei der gemäßigte Thrashmetal das Zepter in der Hand behält. Modern ist es im Sound auch hier, das bleibt auf der Platte so. Aber diese Hymnen-Songs können alles, was man sich im Heavy Metal wünscht. Der Titelsong stampft und rifft sich dann majestätisch aus den Boxen. Milles melodisches Geschimpfe führt. Die Gitarrenmelodien kommen reichhaltig und sehr dunkel. Als würde alter deutscher Stampfmetal mit Solinger Hymnenqualität auf den neueren Yorkshire Düstermetal britischer Bandinstitutionen nach der Rückkehr zum Metal und Abkehr vom Wavepop treffen. Packend, einprägsam und mitreißend. Dreimal Doppel Plus. Und auch der ´Tränenpalast´ Melodic Deathmetal und Powerthrash Mix mit keifender Gesangsduettpartnerin und Dario-Argento-Thema ist mehr als nur gutes Entertainment. KREATOR stehen heuer für eine angenehme Modernität, für Eingängigkeit und erstklassiges Songwriting. Man mag nicht auf die modernen Elementen stehen, das 80er Kultfeeling vermissen, vielleicht ist es manchem auch zu sauber und eingängig. Das kann ich nachvollziehen. Jede enttäuschte Stimme von Fans der alten Tage kann ich nachvollziehen. Ich bin selbst so, ein 80er Kultfan und Gatekeeper. Warum mich dann manch modernes Album kriegt, kann ich nur so beantworten: Songs. Mit ´Barbarian´ donnern sich KREATOR dann wieder Richtung klassischen Thrashmetal, aber auch hier kommt ein Refrain in klassischer Teutonenstahl-Manier mit feiner Gesangslinie und irre schönen Gitarre-Harmonien. ´Blood Of Our Blood´ präsentiert sich als ebenso rasanter und dabei doch von Melodien durchzogener klassischer Thrasher. Es sind immer melodische Spitzen oder ganze Passagen üppigster Harmoniesucht, die den Songs ihren eigenen Charakter schenken. Klar, ganz neu erfinden KREATOR das Rad nicht. Aber die Musik ist nach wie vor erfrischend und rein künstlerisch ist hier der Dienst am Fan mit Bravour vollzogen worden. Energielevel und Wiedererkennungswert sind gleichsam hoch. In schwungvollem Marschtempo erscheint ´Combatants´ auf der Bühne. Kompositorisch klassischer Heavy Metal mit Powerthrash-Einschlag. Im Refrain gewohnt eindringlich melodisch. Das Solo ist irre intensiv. Melodiebögen, Gefiedel und alles dazwischen krönt einen weiteren Ripper aus dem Hause KREATOR. Ob die bohrende Eingängigkeit der Musik nicht doch ihr persönliches Waterloo werden dürfte, kann ich von hier noch nicht sagen. Dazu ist die Platte zu frisch. Aber auch das mit dunklen Gitarrenharmonien bestückte und anfangs verhalten losrockende, dann aber alles in einem irren Wirbel aus Speedmetalgetrümmere mit sich reißende ´Psychotic Imperator´ ist wieder die moderne Variante des besten 80er Thrashmetals. Der erneut verhaltene Melodicteil mit gewissen Opernchören mag für KREATOR etwas über das Ziel geschossen wirken. Aber mir schmeckt der Melodicthrash auch aufgrund seiner ungezähmten Momente. Die Musik wirkt ehrlich. Als 1991 HEATHEN ´Victims Of Deception´ und SEPULTURA ´Arise´ (ihre letzte relevante Platte und ihr Meisterwerk für mich) unters Volk warfen, hatte ich ein ähnliches Feeling wie bei diesem Album. Die Songs allesamt Hymnen für die Ewigkeit, ein stetes Fiebern von Stück zu Stück, jedes mit eigenem Charakter. Mehr als eine Sammlung von Liedern ist solch ein Album eine Reise oder eine gut erzählte Geschichte. ´Deathscream´ reiht sich nahtlos in die Riege aus Speedbrechern ein. Und wieder kannste mitsingen und wirst das Stück live sicherlich erkennen. Und nun das große Finale ´Loyal To The Grave´. Die eröffnenden Momente sind schon im Melodienbereich sehr emotional angelegt und die stampfende Powermetalnummer mit Milles melodischem Geschimpfe und heroischem Refrain holt nochmal alles an Entschlossenheit, Hingabe und Lust aus dem Headbanger raus. Klassische Nummer, absolut perfekt inszeniert. Zu perfekt? Ich will das nicht beschwören. Die kurze ruhige Passage lässt Deine Seele Luft holen. Dann erhebt sich ein letzter Refrain. Bäm! Aus! Und ich habe Lust auf noch eine Runde. Das Geld für dieses Album ist gut angelegt. Die Platte killt Dich mit ihren Schichten aus Melodien und den präzisen und packenden Riffs gleich von Anfang an, zeigt aber für eine Altherrentruppe (Ventor wird nächstes Jahr auch schon 60) erstaunlich viel Substanz. KREATOR haben sich in den letzten 25 Jahren auf einen erfrischenden Klang und Stil mit Wiedererkennungswert einigen können, der sich zwar von ihren ersten sechs Jahren und ihre experimentellen Phase in den 90er Jahren abhebt, aber durch das Aufgreifen vieler bei den Fans beliebter Elemente haben sie sich eine gute kreative Plattform geschaffen. Dort ist der Boden anscheinend noch besonders fruchtbar, anders kann ich mir ein solches Album mit so viel jugendlichem Elan nicht erklären. Ich gebe neun Punkte und spreche eine absolute Kaufempfehlung aus. 9 Punkte – Sir Lord Doom
(VÖ: 16.01.2026)




