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KEITH OXMAN – Home

2025 (Capri Records) - Stil: Jazz

Keith Oxman gehört zu jenen Musikerpersönlichkeiten, die im Laufe der Jahre eine eigene Sprache entwickelt haben – eine Sprache, die nie eilt, sondern erzählt. Drei Jahrzehnte prägen die Jazzszene von Denver bereits durch seine Handschrift, und ´Home´ wirkt nun wie ein ruhiges Innehalten nach einem langen Weg, ein Blick zurück auf die Menschen, die diesen Weg begleitet und geprägt haben. Der Tenorsaxofonist widmet jedem Stück eine Beziehung, eine Erinnerung, einen Dank. Dadurch wächst das Album zu einem sehr persönlichen Werk, das jedoch nie ins Private kippt, sondern offen bleibt für jeden, der zuhört.

Schon das eröffnende ´True Lou´ trägt diese Haltung. Oxman zeichnet ein lebendiges Porträt seines Vaters, leichtfüßig und mit jener Eleganz, die an Klassiker aus der Hochphase des amerikanischen Hard Bop erinnert. Mit ´Hardenesque´ öffnet Oxman ein anderes Kapitel. Die Melodie schwebt über einer sanften Bossa-Andeutung, die den Ton des Albums erweitert, ohne die Grundhaltung zu verlassen. Das Stück wirkt wie ein Gespräch zwischen Menschen, die sich seit Jahren kennen und keine lauten Worte benötigen.

Einen besonderen Moment schenkt Oxman mit seiner Interpretation von ´Serenata´, jenem Stück, das er einst durch Cannonball Adderley kennenlernte. Hier verbinden sich Hingabe und feine Kontur, und das Ensemble lässt den melodischen Bogen mit einer Sanftheit entstehen, die der Komposition neue Farbe verleiht. Dasselbe gilt für das titelgebende ´Home (When Shadows Fall)´, dem Oxman einen Ton anbietet, der beinahe wie ein leiser Rückzug wirkt, als wolle er Raum schaffen für das, was unausgesprochen bleibt.

Die übrigen Stücke öffnen weitere Facetten seiner Biografie. ´Pam´ und ´Cousin Steve´ verleihen familiären Momenten musikalische Formen, die ebenso liebevoll wie strukturiert erscheinen. ´Stray Killer´ bewegt sich mit geschmeidiger Energie durch eine kompakte Form, bevor das Quintett in ´The Jazz Brothers Visit Curtis Street´ mit hörbarer Spielfreude die Straßen von Denver musikalisch belebt.

Mit ´Detective Acosta And The Case Of The Misplaced Square´ zieht Oxman die Zügel etwas straffer, spielt mit spannungsvollen Wendungen und nutzt seine Erfahrung im Modern Jazz, um Struktur und Freiheit in einer besonders reizvollen Balance zu halten. ´Owen’s Defense´ führt diese Haltung weiter, diesmal mit einer Spur Funk, die dem Album einen zusätzlichen Farbtupfer schenkt.

Der Abschluss gehört ´An Extraordinary Rose´ – ein stilles, fast andächtiges Stück, das Oxman seiner Mutter widmet. Es ist der wohl innigste Moment der Platte. Kein Pathos, keine Sentimentalität, sondern ein Ton, der aus Zuneigung entsteht und stehen bleibt, lange nachdem der letzte Klang verklungen ist.

´Home´ ist eine Sammlung musikalischer Widmungen, denen man die lange Erfahrung, das reife Handwerk und die menschliche Milde ihres Schöpfers anmerkt. Keith Oxman verbindet Tradition und Gegenwart, ohne je eine dieser Welten zu überhöhen. Das Ergebnis ist Jazz, der in seiner souveränen Ruhe eine große Tiefe entfaltet – modern, aber nie modisch.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/caprirecordsltd

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