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TUMENGGUNG – Back On The Streets

2025 (Jawbreaker Records) - Stil: Heavy Metal

Früher, so vor knapp 20 Jahren, hab ich bekannterweise im Plattenladen gearbeitet. Da hatte ich als lieben Kundenbesuch oft den Florian aus Lübeck, seines Zeichens Betreiber der genialen Rockkneipe ANGUS. So kam er dann ab und an mit seinem geilen Amischlitten vorgefahren und ich durfte ihm zu dem Stoff, den er schon auf dem Plan hatte, noch Empfehlungen machen. Und wie so oft hingen wir dann bei einem Thema fest. Es ging um “gute Produktionen”. Flo, Liebe und Respekt für ihn, wollte für sich und seinen Laden mehr druckvoll geschmeidige Klänge, damals durchaus angesagt in der Szene, selbst beim Underground. Meine werte Idee waren lebendige, echt klingende Aufnahmen, wo alle Instrumente durchklingen und man eine Gitarre auch als solche wahrnimmt, wo beim Schlagzeug die Becken nachhallen und die Riffs mit einem gewissen schmutzig kantigen Punch kommen. Seit jenen Tagen habe ich Flo nicht mehr gesehen und die Einigung bleibt wohl unausgesprochen, also kann ich ganz entspannt meine Ansicht vertreten.

Und was hat das nun mit TUMENGGUNG zu tun? Warum heißen die überhaupt so? Nun, ich komme noch darauf zurück. Im Grunde sind TUMENGGUNG eine Heavy Metal-Band, die schon 1985 die Fans dieser Musik in höchste Verzückung versetzt hätten. Sie sind allerdings aktuell und Innovation ist eines dieser Worte, welches TUMENGGUNG gerne bei Haushaltsgeräten und Heimcomputern anwenden. Bei Heavy Metal-Musik stehen sie auf Tradition. Absolut komplett stehen sie auf Tradition.

Titel wie ´Back On The Streets´, ´Living On The Edge´ und ´In The Dead Of Night´ sprechen eine deutliche Sprache. Die Songs sind extrem klassisch, geradeaus und packend eingängig komponiert, haben schon Züge von mehr als nur schattenhafter Vertrautheit und doch eine frische Note. Mag das durch den hellen und leicht nasalen, sehr charismatischen Gesang kommen? Die Akkorde und Harmonien gehen in Mark und Bein, gerade bei der Schmachtballade ´Deja Vu´, die sämtliche Aspekte der 80er Metal Halbballade mit sich führt, also sanfte Strophe und etwas kräftigerer Refrain, immer mit sentimentalen Melodien bestückt. Das kann schon ulkig sein, aber man kann es auch genießen.

Über die Produktion würden Flo und ich uns wohl nicht einig. Die ist eher nach meinem Gusto, etwas Schmutz an der richtigen Stelle, angeraut, ehrlich und transparent. Die Songs hingegen wären definitiv für uns beide genau richtig. Die Leadgitarre sprüht regelrecht Funken, die Rhythmen bitten zum furiosen Veitstanz. “Smokin’ hot”, wie die Engländer sagen würden.

Ich bin sehr begeistert, dass heuer noch Platten von der Qualität im ollen Heavy Metal gemacht werden. Als hätten wir noch 1984. Als wäre Heavy Metal noch das große heiße Ding der kommenden Jahre mit der Chance auf kommerzielle Höhenflüge.

Und der urigste Aspekt an diesem Album ist, dass TUMENGGUNG aus Indonesien stammen, sich dabei aber komplett nach Europa anhören. Belgien, die Niederlande (die alten Kolonialherren), Schweden, das Vereinigte Königreich und Deutschland haben ihre Einflüsse in metallischer Hinsicht in den Pazifik geschickt und gewisse Nuancen amerikanischer und japanischer Stahlschmiedekunst (M4 vs Type 95) haben sich da auch eingeschlichen. Absolut klassisch, absolut mitreißend.

Wer alte Helden wie OSTROGOTH, ANGUS, SAXON, JUDAS PRIEST, ACCEPT oder W.A.S.P. und MALICE liebt, ist hier genau richtig.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/tumenggung.official/

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