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A.M.E.N. – Argento

2025 (My Kingdom Music) - Stil: Dark Doom Jazz, Avantgarde

´Argento´ ist ein Album, das den Hörer unmittelbar in eine andere Welt zieht. Schon der Auftakt ´Brindisi´ öffnet die Tür zu einem verrauchten Club, in dem jeder Ton nachhallt und die Luft dicht wird vor Spannung. Dabei gleitet die Stimme von Erba del Diavolo (PONTE DEL DIAVOLO) durch den Raum, rauchig, eindringlich, sie trägt sowohl Bedrohung als auch Verletzlichkeit, während Vittorio Sabelli (DAWN OF A DARK AGE, INCANTVM, NOTTURNO) auf Klarinette und Bassklarinette wie ein unsichtbarer Erzähler die Szenen skizziert. Die Begleitung von Luigi Genovesi am Klavier, Svedonio an den Gitarren, Graziano Brufani am Bass und Oreste Sbarra am Schlagzeug gibt der Musik Struktur und schafft zugleich eine Spannung, die den Hörer in jeder Sekunde gefangen hält.

´Magia´ entfaltet sich wie ein düsteres Schauspiel, in dem jede Phrase, jedes Flimmern der Klarinette, jedes Zupfen der Harfe oder Spiel an den Tasten eine Geschichte erzählt. Die Musik bewegt sich zwischen subtiler Ruhe und brodelnder Intensität. Hier ist kein Moment verschwendet, alles dient der Atmosphäre: die Schatten der Jazz-Club-Nächte, die flackernden Lichter, das Gefühl, dass etwas Unsichtbares jeden Augenblick durch den Raum zieht.

Mit ´Mistero´ und ´Omicidio´ vertiefen sich die Schatten. Die Kompositionen lassen den Hörer die Spannung fast körperlich spüren, als würde man durch enge Gassen einer fremden Stadt streifen, um jeden Winkel zu prüfen. Sabelli führt die Klangfarben zwischen Bassklarinette und Klarinette, während die Begleitung die Bedrohung und gleichzeitig die Schönheit dieser Welt ausbalanciert. Die Musik ist dicht, geheimnisvoll, sie berührt direkt, ohne je laut zu werden.

´Cadaveri´ bildet den dunklen Abschluss. Regenprasseln und Glocken scheinen durch die Nacht zu hallen, die Klarinette gleitet wie ein Schatten durch die leeren Räume, während Erba del Diavolo die letzte, fast ungreifbare Spannung aufbaut. Das Stück lässt die Zeit verschwinden, es ist zugleich bedrückend und seltsam befreiend. Der Hörer verliert sich in den Tiefen der Musik und wird doch auf jeder Ebene gefesselt gehalten.

´Argento´ verzichtet auf die Metal-Elemente vergangener Projekte und konzentriert sich ganz auf den Dialog zwischen Stimme, Bläsern und den rhythmischen Fundamenten. Es entsteht ein Geflecht aus Jazz, Blues und Doom, das seine Wirkung durch atmoshärische Dichte entfaltet.

Dieses Album ist kein einfacher Soundtrack, es ist ein Erlebnis, das wie ein Film im Kopf abläuft. Man sieht die dunklen Gassen von New Orleans, riecht den Rauch in verrauchten Bars, spürt die feuchte Nacht auf der Haut und hört die Musik als Atem der Stadt. ´Argento´ ist dunkel, intensiv, aber niemals kühl. Es ist Musik, die den Menschen berührt, die Nachdenklichkeit erzeugt und dennoch eine fast körperliche Präsenz hat.

´Argento´ ist ein Werk, das zeigt, dass A.M.E.N. die Dunkelheit nicht nur abbilden, sondern greifbar machen können. Für alle, die den Klang spüren, die Geschichten hinter den Noten ergründen und sich auf eine Reise zwischen Jazz, Blues und Doom einlassen möchten, ist dieses Album ein unverzichtbares Erlebnis.

Acht Tasten, leise und düster wie dunkle Wege in der Nacht.

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