
WOLVENNEST – Procession
2025 (Consouling Sounds) - Stil: Gothic Metal / Dark Folk
Nach einer Dekade, einigen Alben und zahllosen rituellen Konzerten kehren WOLVENNEST zurück. Mit ´Procession´ legt das belgische Kollektiv sein bislang ambitioniertestes Werk vor. Aufgenommen und gemischt von Déhà in den “Blackout Studios”, klingt dieses schwere und famose Doppelalbum tiefer und umfassender als je zuvor.
Es beginnt, als würde etwas erwachen. Langsam und schwer. ´Another Nail´ eröffnet die Zeremonie, nicht mit einem Akkord, sondern mit einem Schwung aus Schatten und Stimme. Shazzula haucht und ruft, während die Gitarren sich wie Spiralen aus Metall und Rauch winden. Der Bass kriecht, das Schlagzeug prescht und alles vibriert. WOLVENNEST spielen keine Songs, sondern vollziehen Beschwörungen. Jede Schicht klingt, als sei sie im Halbdunkel eines Tempels aufgenommen worden, irgendwo zwischen Trance und Trümmern.
´Purple Poison´ zieht den Körper tiefer hinein. Ein Strudel aus Feedback, Nebel und Verzerrung. Alles bewegt sich im Kreis, hypnotisch, bis man vergisst, wo oben ist. WOLVENNEST malen keine Landschaften, sie rufen Zustände hervor. Ein Ton reicht, und jedermann und jederfrau fällt hinein. ´The Shadow Of Your Side´ lässt hernach das Licht ganz verschwinden. Eine Melodie, kaum greifbar, verkriecht sich zwischen Schichten aus Gitarre und Theremin. Shazzula flüstert, Michel Kirby antwortet mit Riffschüben.
Dann kommt ´Damnation´, und alles brennt. Langsamer als Feuer, aber mit derselben Gier. Die Gitarren schneiden, das Theremin schreit, als würde es aus einer anderen Zeit gesendet. Der Klang ist roh und organisch. Alles klingt, als wäre es in Rauch getaucht worden.

Mit ´Décharné´ wird die Atmosphäre dunkler und mystischer. Der Groove ist schwer, fast feierlich. Man fühlt die Hand von Marc De Backer in jedem Akkord, während Corvus’ Synthesizer flirren. Das Stück breitet sich wie eine Welle aus Schatten aus. ´Things That Breathe Are Death´ ist dagegen eher ein Mantra, ein Moment, in dem die Luft stillsteht. Doch sogleich öffnet sich ´Burial´, warm und erdig, mit einem Riff, das sich wie ein Gebet wiederholt, bis man nicht mehr weiß, ob man noch hört oder schon fühlt.
´Farmadihana´ riecht nach Asche und Trance, nach Kerzen und kaltem Stein. Hier ist alles gleichzeitig schön und verflucht. Dann kommt ´Hunters´ und Hekte Zaren (ADAESTUO) tritt wie ein Dämon, der den Raum übernimmt, hinzu. Ihre Stimme ist kein Gesang, sie ist eine Beschwörung. Alles bebt, der Boden unter den Füßen wird weich, die Musik wird zu Materie. Es ist der Moment, an dem WOLVENNEST endgültig jede Grenze sprengen.
´Tarantism´ dreht sich, tanzt und kippt, so dass jeder Atem still steht. Das Stück lebt vom Wahnsinn, von der Spannung. Das Theremin wimmert, das Schlagzeug donnert, und die Gitarren schneiden wie Blitze durch die Dunkelheit. Und dann noch ´The Last Chamber´. Ein letztes Glimmen. Keine Erlösung, nur Ruhe nach dem Sturm. Die Klänge schweben wie schaler Rauch über einem kalten Altar.
´Procession´ ist kein gewöhnliches Album, es ist wie eine Prozession im wörtlichen Sinn, ein finsterer Marsch aus Schatten, aus Klang, aus Menschen, die sich ergeben haben. Die Band spielt nicht, sie ist Teil eines Rituals, das auf das Ende zusteuert, und doch in jeder Sekunde lebt. Alles pulsiert, alles ist lebendig und verfallen zugleich.
Gitarrist Marc De Backer hat es treffend formuliert: „This procession is the soundtrack of our extinction.“ Und genau das ist es. Eine Reise ohne Heimkehr. Ein Tanz auf der letzten Glut. Ein brennendes Gebet.
(8,5 Punkte)
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Pic: VoidRevelations



