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MAN – Live At Rockpalast 1975

2014/2025 (MiG Music) - Stil: Rock/Hardrock

Wir schreiben den 17. April 1975. MAN aus Wales stehen im WDR “Studio L” in Köln auf der Bühne. Die Band, damals in der Kernbesetzung mit Micky Jones, Deke Leonard, Martin Ace und Terry Williams, vereint Rock, Blues, Country, Folk und eine gehörige Portion Westcoast-Vibes zu einem Sound, der frisch, locker und doch kraftvoll ist.

Das Set startet mit ´7171-551´, einem Track vom kurz darauf entstehenden Album ´Maximum Darkness´, und schon hier spürt man die kalifornischen Einflüsse, die sich durch die walisische Rockseele ziehen – entspannt, aber mit britischem Biss. ´Hard Way To Die´ folgt mit erdigem Rock, getragen von Leonards markanter Gitarre und Aces Basslinien, die jedem Song den Halt geben. Dann kommt ´C’mon´, eine epische Jam-Odyssee von über 23 Minuten, hypnotisch und improvisiert, aber niemals ohne Richtung.

Kleinere Tracks wie ´Someone Is Calling´ oder ´A Hard Way To Live´ zeigen dieselbe direkte Energie – kein Showeffekt, nur Musiker, die miteinander und mit ihrem Publikum kommunizieren. Das abschließende ´Many Are Called, But Few Get Up´ verbindet Folk-Melodie, psychedelische Dynamik und puren Rock’n’Roll zu einem typischen MAN-Moment voller Herz, über zwölf Minuten lang.

MAN waren nie nur eine Rockband. Sie waren Pioniere, die 1968 neben PINK FLOYD zu den Architekten des britischen Progressive Rock gehörten. Doch sie waren auch ein Kollektiv, das echte Spielfreude, musikalische Freiheit und britische Erdung miteinander verband. Terry Williams sollte später Rockgeschichte mit ROCKPILE und den DIRE STRAITS schreiben, Deke Leonard veröffentlichte Soloalben wie ´Iceberg´ und Bücher über die Welt der Rockmusik, Micky Jones verstarb 2010, Leonard 2017, allein Martin Ace hält die Fahne bis heute hoch.

Er erzählt in den neuen Liner Notes von den Proben in Sausalito, von spontanen Jams mit John Cipollina von QUICKSILVER MESSENGER SERVICE und davon, wie alles zur Rockpalast-Aufnahme nach Köln führte. Diese Anekdoten machen die Wiederveröffentlichung natürlich spannend. Sound und Atmosphäre wurden neu gemastert, das Artwork überarbeitet, Leonard liefert die Original-Liner Notes von 2014, Ace ergänzt seine Erinnerungen aus 2025. Das Ergebnis ist ein Dokument, das den Groove, die Spielfreude und die Improvisationskunst der Siebziger authentisch einfängt.

´Live At Rockpalast 1975´ ist ein lebendiges Stück Musikgeschichte. Klarer, transparenter Sound, originalgetreue Performance und die Energie von Musikern, die ihre Instrumente hochleben lassen. Die Wiederveröffentlichung von 2025 ist ein Beweis dafür, dass echte Musik Zeit überdauert und mit jedem Hören neue Facetten zeigt.

Für alle, die wissen wollen, warum MAN damals als eine der großen britischen Gitarrenbands galten, ist dieses Live-Set ein Muss. Denn ´Live At Rockpalast 1975´ ist ein Zeitdokument voller Seele, Spielfreude und walisischem Humor. Die Band klingt frisch, unmittelbar und authentisch, selbst nach fünfzig Jahren. Ein großartiges Zeugnis dafür, wie lebendig klassische Rockmusik sein kann.

https://www.facebook.com/ManTheBandOfficial

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