WINO – Create Or Die

Mit ´Create Or Die´ legt Scott “Wino” Weinrich sein bislang reifstes Soloalbum vor – ein Werk, das seine jahrzehntelange Erfahrung als Musiker, Geschichtenerzähler und Überlebender der Doom-Szene bündelt.

Der Mitbegründer von THE OBSESSED und ehemalige Frontmann von SAINT VITUS zeigt sich hier introspektiv, aber keineswegs zahm. Statt reiner Schwere setzt er auf eine fein austarierte Mischung aus 70s Rock, Folk, Americana und Southern Rock, durchzogen von jenem rauen Doom-Geist, der seine Karriere von jeher geprägt hat.

Bereits der Opener ´Anhedonia´ vereint erdige Grooves und griffige Retro-Riffs, bevor Songs wie ´New Terms´ oder ´Never Said Goodbye´ mit akustischer Wärme und nachdenklicher Tiefe aufwarten.

Die zweite Albumhälfte präsentiert Wino dann in absoluter Bestform: ´Us Or Them´ und ´Hopeful Defiance´ tragen eine kämpferische Entschlossenheit in sich, während ´Lost Souls Fly´ und ´Bury Me In Texas´ zwischen Melancholie, Roots-Blues und wüstenhafter Weite schweben.

Klanglich überzeugt das Album durch seine authentische, analoge Produktion. Gemeinsam mit Franck Marchand und Alan Douches hat Wino einen Sound geschaffen, der intim, warm und kraftvoll zugleich wirkt – wie eine nächtliche Session im Proberaum. Die Balance zwischen akustischer Innenschau und elektrischer Energie gelingt meisterhaft.

Winos raue, gelebte Stimme trägt das Album: mal brüchig, mal trotzig, immer echt. Dazu kommt ein Gitarrenspiel, das zwischen sanfter Folk-Eleganz und kernigem Riffrock pendelt und durchweg charakteristisch bleibt.

Thematisch kreist ´Create Or Die´ um das fortdauernde kreative Schaffen ohne Aufgeben, um Verlust, um das Überleben und die Erneuerung – Themen, die Wino mit einer selten gewordenen Ehrlichkeit behandelt.

´Create Or Die´ ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein authentisches, lebendiges Spätwerk eines Künstlers, der seine Vergangenheit nicht abschüttelt, sondern sie in klangvolle Weisheit verwandelt.

(9 Punkte)

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Pic: Press Photo “Ripple Music” 2025