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GLENN HUGHES – Chosen

2025 (Frontiers Music s.r.l.) - Stil: Hardrock

Wenn Glenn Hughes ein neues Album ankündigt, dann spitzt die Welt der ehrlichen Musikfreunde die Ohren. Der Mann aus Cannock, dieser wandelnde Schmelztiegel aus Hardrock, Funk und Soul, liefert mit ´Chosen´ ein Werk, das klingt wie ein elektrischer Lebensimpuls. Neun Jahre nach ´Resonate´ – und doch so vital, als käme die Musik aus der goldenen Phase zwischen TRAPEZE und DEEP PURPLE – ist „the Voice of Rock“ zurück, und er klingt, als hätte er Feuer geschluckt und Groove inhaliert.

Schon der Opener ´Voice In My Head´ macht klar, dass Glenn Hughes kein bisschen müde ist. Der Bass drückt modern und erdig, die Gitarre von Soren Andersen schneidet kantig durch den Mix, und Glenn Hughes’ Stimme schwebt wie flüssiges Metall über dem Groove. Dann rollt ´My Alibi´ an. Ein Song, der den Funk im Rock wiederbelebt, ohne nostalgisch zu wirken. Der Refrain packt zu, der Bass tänzelt, und plötzlich ist man mittendrin in dieser unnachahmlichen Glenn Hughes-Welt, in der Soul und Hardrock sich nicht ausschließen, sondern umarmen.

Der herrliche Titelsong ´Chosen´ schlägt eine beinahe spirituelle Saite an. Hier singt Glenn Hughes nicht nur, er predigt beinahe. Die Orgel von Bob Fridzema pulsiert darunter wie eine heilige Glut, und über allem thront diese Stimme, ein Naturereignis zwischen Sehnsucht und Erlösung. Dann ´Heal´, getragen und warm, fast schon eine Selbstheilung in Tönen. Der Mann singt, als wolle er die Welt aus ihren Wunden heben.

´In The Golden´ zündet wieder die Rockrakete, eine funkig schimmernde Hymne mit feistem Riff und dem Gefühl, dass die Siebziger nie aufgehört haben zu atmen. Und wenn ´The Lost Parade´ hereinrollt, wird es schwer, dunkel und herrlich wuchtig, so als hätte Tony Iommi kurz vorbeigeschaut, um den Verstärker auf „normal“ zu drehen.

´Hot Damn Thing´ und ´Black Cat Moan´ bringen Schweiß und Schmutz in die Platte, puren Bluesrock mit einem Augenzwinkern und dieser unbändigen Spielfreude, die Glenn Hughes so gefährlich jung wirken lässt. In ´Come And Go´ zieht er dann die Seele aus dem Ärmel, eine feine, fast schwebende Ballade mit Beatles-Geist und Glenn-Hughes-Herz. Und der finale Track ´Into The Fade´ rundet das Ganze ab wie ein Sonnenuntergang über einer Verstärkerwand, glühend, reflektiert, aber voller Energie.

Glenn Hughes spielt und singt hier, als ginge es um nichts weniger als das pure Leben. Alles klingt frisch, ehrlich und organisch, kein Gramm Überproduktion, keine Showfassade. ´Chosen´ ist ein Album, das nach Holz, Schweiß und warmem Röhrenklang riecht. Und Glenn Hughes beweist einmal mehr, dass Rock nicht vom Alter lebt, sondern vom Herzen. Und seines schlägt lauter denn je.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/glennhughesonline


Pic: Leo Baron

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