
STEVIE NICKS & LINDSEY BUCKINGHAM – Buckingham Nicks
1973/2025 (Rhino Records) - Stil: Rock
Es ist eine dieser Legenden, die sich fast wie ein modernes Märchen anhören. Stevie Nicks und Lindsey Buckingham treffen sich als Teenager auf einer Highschool-Veranstaltung in Atherton, Kalifornien, und singen völlig unvorbereitet ´California Dreamin’´ im Duett. Diese spontane Harmonie sollte der Beginn einer der legendärsten Partnerschaften der Rockgeschichte werden.
Denn zwei Jahre später, 1968, lädt Buckingham Nicks ein, seiner psychedelischen Rockband FRITZ beizutreten. Damit beginnt eine gemeinsame Reise durch die Welt der Musik, auf der sie unter anderem vor Jimi Hendrix, Janis Joplin und JEFFERSON AIRPLANE auftreten. Während Stevie Nicks an der San José State University noch Sprachkommunikation studiert, entscheidet sie sich, mit der Unterstützung ihres Vaters, alles hinter sich zu lassen und sich voll auf die Musik zu konzentrieren. Lindsey Buckingham folgt ihr, getrieben von derselben kreativen Leidenschaft, und gemeinsam stürzen sie sich in das Abenteuer ihrer jungen Karriere.
Nach der Auflösung von FRITZ im Jahr 1972 schreiben die beiden ein halbes Dutzend Songs, nehmen Nächte lang Demos in Daly City auf und ziehen schließlich nach Los Angeles, um bei Keith Olsen in den “Sound City Studios” aufzunehmen. Das Ergebnis ist ihr einziges Album ´Buckingham Nicks´, veröffentlicht am 5. September 1973 bei „Polydor Records“.
Die Platte versprüht die Leichtigkeit des Westcoast-Sounds, mischt Folk Rock-Elemente mit experimentellen Studioideen und lebt von Stevie Nicks’ unverwechselbarer, tiefgründiger Stimme, ihren Geschichten von Liebe, Zweifel und Sehnsucht sowie Lindsey Buckinghams kunstvollem Fingerpicking, subtilen Instrumentalarrangements und akustischer Dynamik. Keith Olsen wirkt als „dritte Harmonie“ und prägt die Produktion, lässt das Duo sogar ein Jahr lang in seinem Haus wohnen, ohne Miete zu verlangen.
Die ungewöhnliche Aufnahme-Reihenfolge – Gitarren, Stimmen und Streicher vor den Drums – sowie doppelte Gesangsspuren verstärken die intime Chemie zwischen Nicks und Buckingham. Stevie Nicks’ musikalische Wurzeln reichen dabei bis zu ihrem Großvater A.J. Nicks, einem Country-Musiker, dessen Geist auf der Platte mitschwingt. Inspirationsquellen wie Jimmy Page und THE ALLMAN BROTHERS BAND für die symphonischen Gitarrenverläufe sowie Joni Mitchell und CROSBY, STILLS & NASH für die offenen Akkordstimmungen sind auf Songs wie ´Races Are Run´ und ´Crystal´ hörbar.
Der Opener, ´Crying In The Night´, zeigt sofort Stevie Nicks’ Gabe, mit bildreichen Metaphern und emotionaler Intensität die Zerbrechlichkeit und Sehnsucht einer Frau zu beschreiben. Lindsey Buckingham schenkt auf ´Stephanie´, einem ruhigen Instrumental, das er während einer Phase mit Mononukleose komponierte, ein zartes, liebevolles Porträt von Nicks – minimalistisch, intim, poetisch. Auf ´Without A Leg To Stand On´ und ´Long Distance Winner´ entfaltet Lindsey Buckingham seine bluesigen Gitarrenmotive, während Stevie Nicks mit oft leicht verschobenen, klaren Melodielinien ihre emotionale Tiefe einbringt. ´Crystal´, später von FLEETWOOD MAC erneut aufgenommen, lässt schon die spätere Magie und Harmonie der beiden Stimmen erahnen.
Auf der zweiten Seite brilliert Lindsey Buckingham mit ´Django´, einem virtuosen Fingerstyle-Stück zu Ehren des Jazzgitarristen Django Reinhardt. Stevie Nicks wiederum öffnet auf ´Races Are Run´ ihr Herz für die melancholische Reflexion über gelebte Träume und verpasste Chancen. ´Lola (My Love)´ zeigt ihre frühe Fähigkeit, intime Geschichten in lebendige musikalische Landschaften zu verwandeln. Und dann das epische Finale, ´Frozen Love´ – ein Stück, das nicht nur die Band um Mick Fleetwood begeistert, sondern auch die Tür zu FLEETWOOD MAC öffnet. Die dramatischen Harmonien, langen Instrumentalparts und die emotionale Wucht machen es zum Höhepunkt des Albums.
´Buckingham Nicks´ wird von Keith Olsen produziert und von einer Reihe erfahrener Sessionmusiker unterstützt: Waddy Wachtel an der Gitarre, Jim Keltner am Schlagzeug, Ron Tutt aus Elvis’ TCB-Band, Jerry Scheff am Bass und Monty Stark am Synthesizer. Stevie Nicks arbeitet währenddessen als Kellnerin, Hostess und Reinigungskraft, um Lindsey Buckingham die volle Konzentration auf die Musik zu ermöglichen. Zwischen Studiotagen, Nebenjobs und dem Aufbau ihres eigenen musikalischen Kosmos jonglieren sie das Leben.
Trotz aller künstlerischen Qualität – die Songs zeigen bereits die spätere Rock-Pop- und AOR-Sensibilität von FLEETWOOD MAC – ist ´Buckingham Nicks´ ein kommerzieller Flop. „Polydor“ beenden den Vertrag, und die Platte verschwindet größtenteils von der Bildfläche. Doch die kreative Chemie des Duos bleibt ungebrochen. Im November 1974, in den “Sound City Studios” im San Fernando Valley, hört Mick Fleetwood erstmals ´Buckingham Nicks´. Keith Olsen spielt ihm die Platte vor, während Lindsey Buckingham im Nachbarstudio an neuen Songs arbeitet. Die kraftvollen Harmonien von ´Crystal´ und die orchestrale Weite von ´Frozen Love´ überzeugen Fleetwood sofort. Da Lindsey Buckingham auf eine Zusammenarbeit mit Stevie Nicks besteht, holt Mick beide ins Bandgefüge von FLEETWOOD MAC. Silvester 1974 treten sie offiziell bei.
Das Cover von ´Buckingham Nicks´, ein schwarz-weiß-Foto von Nicks und Buckingham, nackt und jugendlich, fängt die rohe, intime Energie des Albums perfekt ein – und verleiht ihm bis heute einen ikonischen Status. Die Mischung aus Verletzlichkeit, künstlerischem Ehrgeiz und zarter Romantik macht es zu einem der unvergesslichsten Cover der Rockgeschichte.
Doch erst jetzt, mehr als fünfzig Jahre später, erlebt das Album seine offizielle Rückkehr. Remastert von den originalen Analogbändern, mit Kevin Gray am AAA-Cut, auf 180-Gramm-Vinyl bei “Optimal” gepresst und verpackt in einem schweren Gatefold-Cover.
Das ausführliche Insert von David Fricke fängt die Magie dieser frühen Aufnahmen ein und erinnert daran, wie ein einziger Moment in Sound City den Lauf der Rockgeschichte verändern kann.
Die streng limitierte “Rhino High Fidelity”-Auflage umfasst 5.000 nummerierte Exemplare, davon 2.000 Sondereditionen mit Nachdrucken der Original-7-Inch-Singles ´Crying In The Night´/´Stephanie´ und ´Don’t Let Me Down Again´/´Races Are Run´. Parallel dazu erscheint das Album auf CD, digital und auf farbigem Vinyl, so dass auch neue Generationen in den Genuss dieses längst legendären Werks kommen können.
´Buckingham Nicks´ ist ein faszinierendes Dokument einer künstlerischen Partnerschaft. Die Platte zeigt, warum Stevie Nicks und Lindsey Buckingham bald zu den prägenden Stimmen von FLEETWOOD MAC gehören werden, und warum jedes noch so kleine Detail heute eine Geschichte erzählt, die sich fast wie ein Märchen liest.
Shooting Stars of ’73 – Meisterhaft
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