
Da ist er wieder, Gautier Serre, alias IGORRR, und er schlägt mit seinem fünften Studioalbum ´Amen´ gnadenlos zu. Nach zwanzig Jahren Grenzüberschreitung ist der Franzose noch lange nicht müde. Ganz im Gegenteil, denn ´Amen´ ist ein Tornado aus Blastbeats, Chören, orientalischen Ornamenten, Death Metal-Riffs und elektronischem Wahnsinn. Jeder Track explodiert, jede Melodie bricht auseinander, jeder Rhythmus detoniert.
Mit ´Savage Sinusoid´ und ´Spirituality And Distortion´ begann IGORRR im Jahre 2017 und 2020, sein Studioprojekt in eine lebendige Band zu transformieren. Auf ´Amen´ wird das Chaos noch organischer, samt Kirchenchor, tibetischem Riesentrompetenhorn und Baggerschaufeln, die Klaviere pulverisieren.
´Daemoni´ stürzt den Hörer sofort in einen Strudel aus schleimigen Synths, messerscharfen Gitarren und Vocals, die aus den Wänden kriechen und in wütende Schreie explodieren. Danach schlägt ´Headbutt´ ein. Ein klassisches Klavier prallt auf Death Metal-Attacken, Marthe Alexandres Opernstimme schwebt über den Scherben, ehe der Flügel von einem Bagger pulverisiert wird.
´Limbo´ öffnet sich wie ein unterirdisches Grab, gregorianische Chöre wabern, Blastbeats stampfen alles in Stücke. ´Blastbeat Falafel´ eskaliert in orientalischer Wildheit, Middle-Eastern-Licks winden sich durch den Wahnsinn, Bass und Drums explodieren in einem grotesken Tanz. ´ADHD´ rast wie ein epileptischer Kurzschluss, weil Beats detonieren, Synths flackern, Vocals kreischen, und explodieren.
Die zwölf Sekunden von ´2020´ sind ein Husten, ein bitteres Pandemiebisschen, bevor ´Mustard Mucous´ mit Scott Ian alles pulverisiert. Thrash-Riffs wie rostige Klingen, brutal, hässlich, mächtig. ´Infestis´ wälzt Doom-Massengräber, Gitarren wie Erde, die auf Knochen fällt, komplexe Rhythmik zwingt zur vollen Aufmerksamkeit. ´Ancient Sun´ weht wie eine Wüstenbrise, samt Harfe, Theremin, Gesang wie Geisterstimmen, Licht und Schatten.
´Pure Disproportionate Black And White Nihilism´ hämmert Snares auf Amboss, peitscht mit Riffs wie Eisenketten, Vocals wie liturgische Beschwörungen aus der Hölle. ´Étude n°120´ ist ein kurzer Atemzug, hat zarte Akustik, filigran und fast zerbrechlich. ´Silence´ katapultiert alles ins Finale, mit Klavier, Stimmen, orchestralem Krach und Noise.
´Amen´ ist eine brachiale Mischung aus Gewalt, Melodie, Chaos und genialem Wahnsinn. IGORRR bringt ein Album hervor, das alles zusammenbringt. Death Metal trifft Barock, Blastbeats treffen Chöre, orientalische Instrumente treffen elektronische Raserei. Jeder Ton sitzt wie ein Faustschlag. Jeder Track ist ein Sprengsatz, jeder Klang eine Explosion, jeder Beat ein Schlag in die Eingeweide. Von ´Daemoni´ bis ´Silence´ feuert ´Amen´ fast ohne Pause, ein akustischer Ritt, der jede Erwartung zerschmettert.
(8,5 Punkte)