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DARK ANGEL – Extinction Level Event

2025 (Reversed Records) – Stil: Thrash Metal

Seit Jahren ein Thema, DARK ANGEL. Die legendäre Truppe, deren musikalische Nähe zu SLAYER ihr zum Verhängnis wurde. DARK ANGEL, eine der Reunions im Genre des Thrash Metal, die geradezu herbeigebetet wurde. Über die letzten 25 Jahre immer wieder die Versuche der Band, einen akzeptablen Neustart hinzubekommen, die immer wieder in die Hosen gingen.

DARK ANGEL 2025 – eine Fake-Band? Fakt ist, sicher sind Schlagzeuger Gene Hoglan, Sänger Ron Rinehart und Gitarrist Eric Meyer am Start, die jedoch alle nie zum Ur-Line-up der Band gehörten, trotz des Umstandes, dass Meyer doch auf jedem DARK ANGEL-Release zu hören ist. Anderseits gibt es genug Bands heutzutage, die aktiv sind und kein Original-Gründungsmitglied mehr besitzen. So kann man diese Diskussionen als obsolet ansehen. Oder jeder muss mit dem Umstand klarkommen, DARK ANGEL sind heutzutage DARK ANGEL 2025.

DARK ANGEL ist ein zugkräftiger, bekannter, verkaufsfördernder Bandnamen, eine Marke mit Potential. Warum soll man diese Aspekte aus Sicht der beteiligten Musiker nicht nutzen? Legitim. Dann, nur dann darf sich die Band aber auch nicht wundern, wenn nicht wenige den Status Quo der Band in Frage stellen. Weil, siehe angesprochenes Line-up.

Man dreht sich im Kreis, man kann diskutieren auf Teufel-komm-raus, Fakt ist, 2025 gibt es ein neues DARK ANGEL Album. Wer es braucht, kauft es, wer das nicht abkann, der soll einen Bogen drumherum machen und weiter die alten Platten ihre Kreise ziehen lassen.

Ich für meinen Teil komme zu dem Schluss, dass man oft die SLAYER Vergleiche ziehen kann, allerdings setzt man keine neuen Maßstäbe im Thrash Metal. Und wenn man ganz, wirklich ganz fies ist, könnte man sogar einwerfen, das könnte jede talentierte Thrash Metal-Band heutzutage auch.

´Extinction Level Event´ ist ein solides Thrash Metal-Album, das auf viel Verständnis der Fans hofft und wäre mit einem anderen Bandname besser aufgehoben. So stehen grundsätzlich die Vergleiche zu den Vorgänger-Alben im Raum, die man nie und nimmer gewinnen kann.

Die 12 Tracks könnten für meine Begriffe etwas old schooliger produziert sein oder es geht einiges an Volumen bei den vorab bereitgestellten Streams unter. Was relativ wahrscheinlich ist. Ich glaube nicht, dass ein erfahrener Drummer wie Hoglan bei solch einem Comeback Album halbe Sachen zulässt. Zumal er von außen gesehen, eine führende Rolle bei der Reunion spielt.

Es gibt zweifelsohne brutalere, brachialere Thrash Metal-Alben heutzutage, die einen unanständig hohen SLAYER-Einfluss aufweisen, das kann man zumindest nach den ersten Durchgängen in den Raum stellen.

´Scarface The Room´ stellt für mich einen der stärksten Tracks des Albums da. Schönes Doppelbass-Gehämmere mit interessanten Gitarrenläufen, alles rund verpackt in ein fast schon melodisches Grundgerüst. Gesanglich auch etwas vielseitiger aufgestellt, galoppiert das Stück straight über die Ziellinie. Mit ´Apex Predator´ pflügt man den Rasen recht SLAYER-mäßig um. Und auch gesanglich ist der Einfluss unüberhörbar. ´Woke Up To Blood´ ist eine brutale Abschädelnummer, die allerdings auch recht SLAYER-lastig aufgebaut ist. Gerade zu Beginn hält man den Spannungsbogen mit fast Tribal-artigen Drum-Attacken hoch, bevor man einen coolen Rhythmus bis Ende des Songs fährt. Interessanterweise wirkt das alles fett brachial, aber irgendwie ist alles gediegen zurückhaltend mit einer Melodie unterlegt, was die ganze Nummer echt enorm hörenswert macht. In Teilen ist auch bei ´Extraction Tactics´ unüberhörbar SLAYER ein Einfluss. Das kann man einfach nicht leugnen. Ist ja auch nicht schlimm, insofern der Track schön ins Gehör drückt. Im Tiefflug zieht man mit ´Atavistic´ dem Hörer einen Mittelscheitel. Der Track gehört zu dem Drittel der Songs, die mit Mach 1 durch die Atmosphäre donnern.

Festzustellen bleibt aber über weite Strecken, dass die Truppe bemüht ist, nicht zu brutal zu wirken, sondern offen mit melodischen Untertönen spielt, die den Songs somit einen old-schooligen Anstrich verpasst. Auch wenn nicht alle Songs Überflieger sind, finde ich mich durch das Album gut unterhalten und einige der Tracks fordern förmlich, sehr oft gehört zu werden. Allerdings ist am Ende klar, wie schon zuvor erwähnt, ob auf dem Cover DARK ANGEL oder sonst was steht, sollte eher zweitrangig sein. Eine nahtlose Verbindung zu den frühen Alben ist ausgeschlossen.

Mir gefällt es. Dass das Album auf absoluten Nörgelboden aus den üblichen Ecken fallen wird, ist schon jetzt klar. Sound zu modern, Songs zu whatever-lastig, blablabla. Letztendlich ist das ganze Ding auch eine exklusive Geschmacksfrage.

Bei Interesse: https://store.reversedrecords.com/products/dark-angel-extinction-level-event-limited-collectors-edition-deluxe

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/darkangelthrashofficial/

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