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JAKKO M. JAKSZYK – Son Of Glen

2025 (InsideOut Music) - Stil: Prog Rock

Wenn man den Namen Jakko M. Jakszyk in den Raum wirft, klingelt es in vielen Ohren, weil er seit 2013 die Stimme und zweite Gitarre in der finalen Inkarnation von KING CRIMSON stellte. Aber auch Abseits dieser Aufgabe ist der Gitarrist, Sänger, Multiinstrumentalist, Komponist, Produzent und Chronist seiner eigenen Biografie schwer beschäftigt.

Mit ´Son Of Glen´ legt Jakko M. Jakszyk nun ein Soloalbum vor, das eine persönliche Seelenschau ist. Vielleicht sogar die musikalische Begleitung zu seiner im Herbst 2024 erschienenen Autobiografie “Who’s The Boy With The Lovely Hair”. Inspiriert von der späten Erkenntnis, wer sein leiblicher Vater war – der US-Soldat Glen Tripp, stationiert im UK, Liebhaber einer irischen Sängerin – spinnt Jakko M. Jakszyk in ´Son Of Glen´ eine Art romantisch-spirituelle Fantasie.

Schon der Opener ´Ode To Ballina´ – benannt nach der irischen Stadt, die Jakko M. Jakszyk mit der Familie seiner Mutter verbindet – ist ein stilles, folkgetränktes Präludium. Whistle, Cello und Klavier verströmen eine keltische Wehmut. ´Somewhere Between Then And Now´, das zweite Stück, ist Jakko M. Jakszyks bitterzarte Reflexion über Kindheit, Freundschaft und Verlust. Es beginnt mit akustischer Gitarre, fast pastoral, und steigert sich in ein opulent-rockiges Finale.

Mit ´How Did I Let You Get So Old?´ geht es tief in die familiäre Dunkelkammer. Eine Bossa Nova-artige Ballade mit Piano-Harmonie, überlagert von einer Tonaufnahme seines Adoptivvaters. Intimer geht es kaum. ´This Kiss Never Lies´ ist dann das Zentrum des Albums und eine leidenschaftliche Liebeserklärung an seine Partnerin Louise Patricia Crane, die auch mit Background-Vocals glänzt, zwischen dramatischem Klavier, jazziger Harmonie und hymnischer Klimax.

Dann geht es mit dem kurzen, funky Statement ´I Told You So´ weiter. Getrieben von Bass und Schlagzeug, kanalisiert der Song Jakko M. Jakszyks Trauma in eine jazzrockige Atmosphäre. ´(Get A) Proper Job´ ist ein augenzwinkerndes Instrumental, kurz und virtuos, der Titeltrack ´Son Of Glen´ schließlich eine 10-minütige Tour de Force. Inhaltlich eine Konfrontation mit dem Geist des nie gekannten Vaters, beginnt die Komposition musikalisch eher zart und akustisch, ehe das Arrangement mit E-Gitarre, Streichermotiv, Loops und Harmonien anschwillt. Hier trifft das Literarische auf das Musikalische.

Der musikalische Stil auf ´Son Of Glen´ ist allerdings schwer einzugrenzen, irgendwo zwischen Art Rock, Singer/Songwriter, Folk, Kammermusik und jazzige Anleihen. Natürlich ohne polyrhythmische Gefechte à la KING CRIMSON, sondern mit erzählerischer Tiefe und harmonischer Reife. Als Vergleiche könnten Peter Gabriel, Steven Wilson und Kate Bush in den Raum geworfen werden, doch nichts wird Jakko M. Jakszyk gerecht. Dieses Werk ist ganz klar seine Schöpfung: ein Konzeptalbum, autobiografischer Pop in orchestraler Auskleidung, eine musikalische Ahnenforschung – vom Sohn von Glen.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/jakkomjakszyk/


Pic: Louise Patricia Crane

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