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JACK BRUCE – Harmony Row

1971/2025 (Cherry Red) - Stil: Fusion Rock / Art Rock

Jack Bruce hat als Sänger und Bassist mit CREAM Rockgeschichte geschrieben. An der Seite von Eric Clapton und Ginger Baker wurden maßgebliche Songs und Alben der Rockgeschichte veröffentlicht und das Bild der “Supergroup” nachhaltig geprägt. Nach dem Ende von CREAM konnte er mit ´Songs For A Taylor´ ein künstlerisch und kommerziell recht erfolgreiches Album vorlegen. Der Nachfolger ´Harmony Row´ war bei den Kritikern beliebt, bei den Konsumenten allerdings weniger erfolgreich.

´Harmony Row´ wird jetzt als Vinyl-Album im Originalmix und neu remastered und geschnitten und als Boxset mit 2 CDs und 2 Blu-ray neu aufgelegt. Auf den CDs sind 30 Songs, neben den elf Originalsongs Outtakes und Unveröffentlichtes. Etwas weniger Jazz Rock wie auf ´Songs For A Taylor´, eher ein Gemisch aus Folk Rock, progressivem Art Rock und weiteren musikalischen Zutaten. Selten in Richtung CREAM.

Klar, da ist zunächst der charakteristische Gesang von Jack, der in den ersten beiden ruhigen Songs effektiv eingesetzt wird und den man eigentlich mögen muss. ´You Burned The Tables On Me´ ist dann verschachtelter mit komplexem Bassrhythmus und jazzigem Piano. Hat er auch selbst eingespielt, wie einige Instrumente. Bekannte Größen wie Pete Brown (Lyrics) und der ewig unterschätzte Chris Spedding an der Gitarre sowie der Jazz-Schlagzeuger John Marshall sorgen auch bei den Mitmusikern für hohe qualitative Ansprüche.

Dazwischen gibt es immer wieder kurze, fragmentarische gesangliche Zwischenspiele. ´Morning Story´ ist ein aufgekratzter Rock-Song, der ziemlich spannend ist. Einfach macht es einem Jack nicht immer. Der sanfte ´Folk Song´ ist etwas leichter zugänglich, sagt ja aber schon der Namen.

´Smiles And Grins´ empfinde ich als etwas anstrengend und prätentiös im Sinne, “mal zeigen, was wir alles so können”. Auch ´Post War´ und ´A Letter Of Thanks´ richtet sich vielleicht eher an andere Musiker, als an den in der musikalischen Praxis unbegabten Zuhörer. Nicht nur ´A Letter Of Thanks´ klingt dann irgendwie wie SKID ROW mit dem jungen Gary Moore. Auch andere Songs klingen wie SKID ROW wegen der komplexen Rhythmen und dem Gesang von Brush Shiels. Das zeigt aber dann eher, dass der junge Brush Shiels sich gerne am Sänger Jack Bruce orientiert hat. ´Victoria Sage´ ist dann wieder mehr in der progressiven, bekömmlichen Richtung. Mit dem lockeren ´The Consul At Sunset´ ist die Original-Platte dann zu Ende.

Die Alternativ-Versionen sind selbstverständlich vor allem für beinharte Jack Bruce-Fans relevant. Ich würde eher zum Vinyl mit den beiden Versionen der Original-Platte greifen. Die Blu-rays haben zum Schluss noch ein paar Videos von TV-Auftritten in petto.

Interessante Veröffentlichung eines legendären Bassisten und begabten Sängers. Kein richtiger Klassiker in meinen Augen (ist wie immer Geschmackssache – genau), weil mir etwas zu frickelig und zu fragmentiert. Aber solider, technisch anspruchsvoller Rock der Aufbruchsjahre mit musikalischem Können und etwas musikalischem “Protz” und ein wenig Patina…

(Ohne Wertung)

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