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THE SOUNDBYTE – Still Quiet

2025 (Voices Of Wonder) - Stil: Post / Alternative Metal

THE SOUNDBYTE machen Musik, die gefühlt werden möchte. Ihre Klänge erzeugen eigene Landschaften, wo Worte in die Luft steigen und Gitarrenklänge wie Wolken über Gletschern hinwegwehen. Gitarrist Trond Engum und seine Band haben eine solche Atmosphäre in einer Mischung aus Nordic Noir, Ambient, Avantgarde Metal und nachdenklichem Artrock erschaffen. Das ist das Klanguniversum auf dem neuen Album ´Still Quiet´ von THE SOUNDBYTE.

Mit seiner früheren Band THE 3RD AND THE MORTAL hat Trond Engum den Doom und Gothic Metal neu interpretiert, während er mit THE SOUNDBYTE seine musikalische Reise noch längst nicht abgeschlossen hat. An seiner Seite der Schlagzeuger Rune Hoemsnes, der durch sein Spiel mehr erzählt als nur den Takt zu halten, sowie die Sängerin Kirsti Huke und der Sänger Andreas Elvenes. Kirsti Huke strahlt mit einer zarten Stimme, wohingegen Andreas Elvenes mit einer dunkleren, gravierenden Präsenz aufwartet.

Gleich zu Beginn ist ´Floating At Distance´ alles andere als zurückhaltend. Getrieben von Carl Haakons einfühlsamer Percussion und Sigurds kraftvollem Bass, entfaltet sich ein Post Metal-Sound. Andreas Elvenes hebt seine Stimme über ein aufkommendes Riff – wie ein Rufen aus dem Nebel. Der Titeltrack ´Still Quiet´ ist einerseits ganz ruhig, aber andererseits auch voller Spannung. Geir bringt seine akustische Gitarre und dezenten Keys ins Spiel, eingebettet in das akustisch-elektronische Klanggebilde von Trond Engum. Die ganze Atmosphäre bleibt eine traumhafte Erfahrung.

In ´Fall Of Illusions´ führt Andreas Elvenes durch eine düstere Klanglandschaft, unterstützt von einer melancholischen Melodie und Trond Engums markanten Riffs. Die Gegensätze sind hierbei Zerbrechlichkeit und Stärke sowie Schönheit und Verfall. Noch einprägsamer ist das hypnotische ´Will You Follow´ mit einem Groove aus den Tiefen eines Lavastroms. Langsam, aus der Improvisation, mit elektronischen Flüsterklängen, entwickelt sich der Song zu seinem mächtigen Höhepunkt.

Nun übernimmt Kirsti Huke mit ihrer schneekristallklaren Stimme in ´When All Is Gone´ die Bühne. Ein Shoegaze ähnlicher Ansatz entwickelt sich zu einer nachdenklichen Mediation über Verlust und Leere. Während Schlagzeuger Rune Hoemsnes’ leises Spiel die Zeit still erscheinen lässt, wird der Schmerz spürbar. Doch die Gefühlswelt wird mit ´Can You See Me Now´ noch zarter. Kirsti Huke singt fast so, als wende sie sich direkt an uns. Die musikalische Begleitung bleibt mit jedem Ton minimalistisch. Allein Geirs Keyboard bietet leichte Dissonanzen, die die zerbrechliche Schönheit unterstreichen.

Im großen Finale ´Will You Find A Way´ werden die Emotionen ganz besonders spürbar. Der Song scheint einem Nachhausekommen nach einer langen inneren Reise gleichzukommen. Zwischen himmlischen Klängen und bodenständigem Folk-Twang zeigt Trond Engum sein ganzes Können an der Gitarre. Im Nebel steigt ein letzter Hauch von Hoffnung zwischen Isolation und Erneuerung auf.

Das Besondere an ´Still Quiet´ ist die Harmonie zwischen den Musikern. Trond Engum zeigt sich erneut als jemand, der Klangräume gestaltet. Sein Gitarrenspiel erzählt Geschichten ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Rune Hoemsnes gibt den Takt nicht nur vor, sondern gibt dem Ganzen einen dramatischen Anstoß.

Andreas Elvenes trägt mit seiner tiefen Stimme zur Dramatik bei, seine Gesangseinlagen wirken wie innere Monologe. Im Kontrast dazu strahlt Kirsti Huke, deren Stimme wie Licht durch die Ritzen des Klanggebäudes scheint. Ihre Darbietung ist emotional und hat stets einen sphärischen Charakter.

Und dann gibt es noch die, die im Hintergrund bleiben: Sigurd am Bass, dessen Spiel das Fundament für all die klanglichen Fragmente ist. Carl Haakon, dessen behutsame Percussion Nuancen schafft. Und Geir, der mit seinen Keyboards und der akustischen Gitarre stets zur Stelle ist, ohne je im Mittelpunkt stehen zu wollen.

THE SOUNDBYTE gelingt ein kleines Glanzstück. ´Still Quiet´ ist melancholisch, ohne erdrückend zu sein, es ist dunkel, ohne hoffnungslos zu sein. Es ist das bislang stärkste Werk der Band.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/TheSoundbyteOfficial


Pic: Snorre Hovdal

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